Drohnen, die Geschenke für Gefängnisinsassen liefern

Kurierdienste für Häftlinge scheinen in Mode zu kommen, aber es wird noch viele weitere kreative, aber unerwünschte Anwendungen geben

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Allmählich wird klar, welche unerwünschten Möglichkeiten Drohnen mit sich bringen können, die militärisch noch als Wunderwaffe gelten und nicht nur als Spielzeug hochbegehrt sind, sondern als vielseits einsetzbar beschrieben werden. Mit der Verbreitung von Drohnen zeigen sich andere Verwendungsmöglichkeiten, an die man erst einmal vielleicht nicht gedacht hat. Dass sie allen Seiten zum Ausspähen und Überwachen dienen, ist nur ein erster Schritt. Letztlich können sie als ferngesteuerte oder vorprogrammierte Raketen des kleinen Mannes dienen, die allem und jedem öffentlichen Raum gefährlich werden können, solange es noch keinen wirksamen Antidrohnen-Schutz gibt.

Phantom 2: Screeshot aus dem Video des Herstellers DJI

Am 6. März wurde wieder eine Drohne von Wachen des Gefängnisses in Bedford entdeckt. Sie stürzte in den Stacheldraht auf der Gefängnismauer, womöglich hat der Lenker noch nicht genügend Erfahrung. Es handelte sich um eine käufliche DJI Phantom 2, einen 3,2 kg schweren Quadkopter, der um die 1000 Euro kostet. Mit ihm sollten Drogen, Handys, ein Messer und ein Schraubenzieher in das Gefängnis geschmuggelt werden.

Es ist davon auszugehen, dass es vielleicht nicht der erste Kurierflug zum Gefängnis war und dass auch andere Gefängnisinsassen derart beliefert werden. In Deutschland wurde Ende Dezember eine Drohne auf das Dach eines Hamburger Untersuchungsgefängnisses gestürzte Drohne entdeckt, die Marihuana, ein iPhone und einen USB-Stick mit Filmen liefern sollte. Zuvor war schon Anfang Dezember eine Drohne im Freistufenhof eines Bremer Gefängnis gelandet, die ebenfalls Marihuana geladen hatte. Die Wächter hatten sie entdeckt, bevor der Freigang begonnen hatte.

All das sind noch eher harmlose Versuche, einem Gefangenen das Leben leichter zu machen und eine Kommunikation mit der Außenwelt zu ermöglichen. Aber es zeigt erste kreative Anwendung der Technik auf, gegen die man erst einmal kein rechtes Gegenmittel hat. Und man kann davon ausgehen, dass dann, wenn einzelne Drohnen nur dann entdeckt werden, wenn sie abgestürzt waren, weitere Drohnen im Einsatz gewesen waren und weiterhin sind.

Im Gefängnis gäbe es zwar ein probates Mittel, das aber teuer werden könnte. Man bräuchte nur die Gitter in den Fenstern so klein machen, dass man eine Hand nicht mehr durchstecken kann, um die Sendung in Empfang zu nehmen. Möglich wäre auch die Verwendung eines GPS-Störsenders. Das könnte aber problematisch werden, wenn einmal der zivile Luftraum für Drohnen geöffnet wurde, woraufhin noch kräftig hingearbeitet wird.

Die EU-Kommission will, in Konkurrenz zu den Vereinigten Staaten, 2016 mit der Einführung von den Drohnen in den zivilen Luftraum beginnen, um das erwartete Geschäft mit der Wundertechnik nicht zu verpassen. Der Termin wird sich nicht halten lassen. Auch in den USA haben die Alarmglocken geschrillt, als eine Drohne im Garten des Weißen Hauses abstürzte, auch wenn sich später herausstellte, dass es sich um einen Geheindienstmitarbeiter der National Geospatial Intelligence Agency hehandelt hatte. Das Weiße Haus ist immerhin eines der weltweit am besten gesicherten Orte mit zahlreichen Kameras und Sensoren, Wachpersonal, Scharfschützen auf dem Dach und Soldaten der Nationalgarde, die Flugabwehrsysteme besitzen. Seitdem werden nach besseren Möglichkeiten gefahndet, Drohnen entdecken und abwehren zu können.

Im Fall der abgestürzten Kurierdrohnen dürfte es schwierig werden, den Lenker zu finden, der auch außerhalb der Sichtweite die Drohne hat steuern können. Man braucht sicherlich viel Übung, um eine Drohne zielgenau an ein Fenster fliegen lassen zu können, ohne dass sie abstürzt, aber wenn es ein gutes Geschäft ist, werden sich Virtuosen finden. Wie ließen sich kriminelle Verwendungen verhindern? Gedacht wird bereits daran, dass jede Drohne beim Kauf wie eine Waffe registriert werden muss. Aber wie das auch bei Waffen der Fall ist, wird es auch dann einen Schwarzmarkt geben, kleinere Drohnen lassen sich jederzeit auch selbst zusammenbasteln. Wenn dann erst einmal die Drohnen von Amazon und DHL ihre Päckchen zu den Kunden bringen werden, wird man nicht nur mit der Gefahr leben müssen, dass hin und wieder so ein Ding über der Straße abstürzt, man wird auch mit zahllosen kreativen und eigentlich verbotenen Anwendungen rechnen müssen. Schon jetzt ist eigentlich ein Wunder, dass noch keine Drohne für einen Terroranschlag verwendet wurde.