Dschihadisten-Zustrom in die Kampfzonen

Zwischen 27.000 und 30.000 ausländische Kämpfer sollen seit 2011 nach Syrien oder in den Irak gereist sein. Die Rückkehrquote liegt nach einem US-Bericht bei 20 bis 30 Prozent

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Der Zustrom der Dschihadisten in die Kampfzonen in Syrien und im Irak hat sich in den letzten anderthalb Jahren mehr als verdoppelt, konstatiert der Bericht des US-amerikanischen Sicherheitsunternehmens The Soufan Group (TSG).

In ihrem ersten Bericht, im Juni 2014, wurde die Zahl auf 12.000 geschätzt, die aus 81 verschiedenen Ländern kommen. Nach aktuellen Recherchen sollen inzwischen mindestens 27.000, vielleicht sogar 31.000 Dschihadisten aus 86 Ländern nach Syrien oder in den Irak gereist sein, um sich dort radikal-islamistischen Gruppen anzuschließen.

Über die Zahlen kann man sich streiten, die Dimension gibt zu denken. Die Zahlen beruhen auf Schätzungen von Regierungen, die nicht besonders genau sind. Wie nicht erst die Reiseaktivitäten der Attentäter von Paris zeigen, bleiben den Behörden manche Grenzübertritte verborgen. Manche Regierungen geben auch gar keine Zahlen zur Ausreise von möglichen Dschihadisten heraus.

Die Zahl von c.a. 30.000 ausländischen Kämpfern in Syrien und im Irak kursiert auch in amerikanischen Sicherheitsdiensten, wie die New York Times im September berichtete. Seit 2011 seien sie aus etwa 100 Ländern angereist, wahrscheinlich wurde manche unter ihnen in Kämpfen getötet - genaue Zahlen der ausländischen Dschihadisten sind nicht zu ermitteln. Bei den Herkunftsländern des TSG-Berichts steht Tunesien an der Spitze, mit 6.000 Kämpfern, an zweiter Stelle ist Saudi-Arabien mit 2.500 und an dritter Russland mit 2.400. Danach folgen Türkei (2.100) und Jordanien (2.000).

Laut "einigen Schätzungen", soll der Zustrom aus Russland und Zentralasien seit Juni 2014 um 300 Prozent zugenommen haben. Die Zahl der Kämpfer aus Westeuropa hat sich seither mehr als verdoppelt. Der Bericht beziffert die Gesamtzahl auf 5.000. Die größte Anteil, 3.700 Kämpfer, kommen aus vier Ländern: Frankreich, Großbritannien, Belgien und Deutschland.

Die durchschnittliche Rückkehrrate in westliche Länder sieht der Bericht bei 20 bis 30 Prozent. Französische Experten, wie zum Beispiel der Science-Po-Professor Jean-Pierre Filiu gehen davon aus, dass die Gefahr von Anschlägen auch nach einer militärischen Niederlage des IS nicht ausgeräumt ist, sondern, dass sie sich dadurch sogar verstärken könnte. Sicher sind sie sich, dass die Gefährdung der Sicherheit durch Rückkehrer noch einige Jahre währt.