Dürre am Panamakanal – Lieferketten für Rohstoffe aus Lateinamerika gefährdet

Dürre am Panamakanal und Schiffe bekommen zunehmend Probleme.

Dürre am Panamakanal. Große Schiffe können ihn immer seltener passieren.

(Bild: artes2franco /Pixabay)

Zahlreiche Waren in Deutschland könnten teurer werden. Weil dem Panamakanal das Wasser fehlt, steigen die Transportkosten wichtiger Rohstoffe. Das sind die Ursachen.

Der Panamakanal ist eine der wichtigsten Wasserstraßen Amerikas und verbindet den Pazifik mit dem Atlantik. Für die Schifffahrt ist die knapp 80 Kilometer lange Wasserstraße von großer Bedeutung. Doch der Klimawandel macht sich auch hier immer stärker bemerkbar: Das Wasser wird knapp. Die wirtschaftlichen Folgen dürften die Verbraucher schon bald im Portemonnaie spüren.

Ohne den Kanal hätten die Schiffe das stürmische Kap Hoorn an der Südspitze Amerikas umfahren müssen. Durch den Kanal wurden die Wege kürzer: Wollte ein Schiff früher von New York an der Ostküste der USA nach San Francisco an der Westküste fahren, betrug die Entfernung rund 25.000 Kilometer. Dank des Panamakanals verkürzt sich die Strecke auf rund 10.000 Kilometer.

Auf der Route durch den Panamakanal ist das Schiff bis zu drei Wochen schneller. Diese Zeitersparnis schlägt sich zum einen in den reinen Transportkosten nieder. Eine schnellere Route reduziert auch die Kosten für die Finanzierung der transportierten Güter, die erst später verkauft werden können. In Zeiten knapper Margen kann dies für die Wettbewerbsfähigkeit einer Lieferkette entscheidend sein.

Vor knapp zehn Jahren hatte man den in seinen Ursprüngen nach zahlreichen Rückschlägen am 15. August 1914 erstmals durchgängig befahrbaren Panamakanal deutlich erweitert. Dreimal so große Schiffe wie bisher konnten nun die Verbindung zwischen Pazifik und Atlantik passieren.

Mit dem 2016 abgeschlossenen Ausbau können Containerriesen mit einer Länge von fast 400 Metern und einer Breite von 50 Metern die Strecke befahren. Das erste Schiff, das die erweiterte Wasserstraße befuhr, war das chinesische Containerschiff "Cosco Shipping Panama".

Die Freude über die durch den Kanalausbau erhöhte Kapazität währte jedoch nur kurz. Der Wassermangel in den beiden Seen, die den Kanal speisen und vor allem für den Betrieb der Schleusen dringend benötigt werden, führt inzwischen zu einer deutlichen Kapazitätseinschränkung.

Klimanotstand am Panamakanal

Im Gegensatz zum Suezkanal, der als Salzwasserkanal ohne Schleusen auskommt, werden die Schiffe im Panamakanal auf ihrem Weg zwischen den beiden Ozeanen durch mehrere Schleusen bis zu 25 Meter über den Meeresspiegel angehoben und auf der Weiterfahrt wieder abgesenkt.

Bei jeder Schiffspassage durch den Panamakanal fließen rund 200 Millionen Liter Süßwasser in die Meere. Durch den Ausbau des Kanals für größere Schiffe ab 2007 hat sich die für den Schleusenbetrieb benötigte Wassermenge deutlich erhöht.

In den Seen, aus denen das Wasser für die Schiffspassagen kommt, primär dem Gatún-See und dem Alajuela-See, sind die Pegel derzeit massiv gesunken. Ursache für den Wassermangel sind ausbleibende Regenfälle. Aufgrund der aktuellen Notlage wurde inzwischen der Klimanotstand ausgerufen.

Zwischen Februar und April lag die Niederschlagsmenge um 50 Prozent unter dem Durchschnitt. Deswegen hat die zuständige Panamakanal-Behörde die maximale Beladung der durchfahrenden Schiffe in mehreren Schritten begrenzt.

Zunächst senkte sie die Grenze für den Tiefgang von 13,72 Meter auf 13,56 Meter. Ende Mai sollen es nur noch 13,41 Meter sein. Mit der reduzierten Frachtkapazität gehen auch die Einnahmen des Staates zurück.

Zum Ausgleich wurden die Gebühren erhöht, was die Frachtraten weiter in die Höhe treibt. Ab dem 1. Juni wird eine PCC (Panama Canal Charge) in Höhe von 500 US-Dollar pro Container für alle Ladungen erhoben, die über den Kanal verschifft werden.

Mehr Wasser für den Betrieb des Kanals zu erschließen, wäre zwar möglich, ginge aber auf jeden Fall zulasten der Trinkwasserversorgung der in der Region lebenden Bevölkerung. Ob dies politisch durchsetzbar wäre, darf bezweifelt werden.

Rohstoffe von der lateinamerikanischen Pazifikküste verteuern sich

Deutschland ist von den Einschränkungen der Kanalkapazitäten direkt betroffen. Die deutsche Wirtschaft bezieht zahlreiche Rohstoffe und Agrargüter aus Kolumbien, Peru oder Chile. Mit den steigenden Frachtraten dürften nun auch deren Preise steigen.

Nach dem Importstopp für Steinkohle aus Russland hatte die Bundesregierung auf Lieferungen aus Kolumbien gesetzt. Kolumbien ist für Deutschland auch als Lieferant von Kaffee und Bananen wichtig.

Im Zusammenhang mit der in Deutschland geplanten Energiewende gerieten die Kupfervorkommen in Peru und Chile in den Fokus der deutschen Politik.

Auch das Lithium, das für den Bau von Batterien für Elektrofahrzeuge und andere Stromspeicher benötigt wird, kommt aus der Region und wird in Chile und Bolivien abgebaut.

Die VW-Tochter Porsche, die bei der Produktion von eFuels für den 911er auf Chile setzt, dürfte die steigenden Transportkosten klaglos verkraften.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.