EU-Impfzertifikat soll den Sommerurlaub retten

Dokument ist ab dem 1. Juli gültig. Fast alle EU-Staaten erkennen es an. Nach wie vor aber ist die Gültigkeitsdauer unklar

Pünktlich zum Start der Sommerferien können alle EU-Mitgliedsstaaten das neue Impfzertifikat nutzen. Das gab die EU-Kommission in Brüssel bekannt. Die Bescheinigung über eine vollständige Impfung oder anderweitige Immunität wird ab dem 1. Juli gültig sein. Einige EU-Staaten stellen die Dokumente bereits seit Wochen aus. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums sind allein in Deutschland schon 37,3 Millionen Zertifikate ausgegeben worden.

Inzwischen erkennen fast alle europäischen Staaten das Dokument an. Die Besitzer können damit hoffen, sich in ihren Heimatländern und im Urlaub freier bewegen zu können. Geplant ist etwa, dass Inhaber eines Impfdokuments leichter Zugang zu Geschäften und Freizeiteinrichtungen erhalten und mit weniger Auflagen reisen können.

Lediglich Irland, Malta und Schweden verwenden das Dokument noch nicht, mit dem der Nachweis über eine Impfung, einen aktuellen Test oder eine überstandene Infektion erbracht werden kann. Indes werden die Zertifikate auch in Norwegen und Island anerkannt und benutzt, obgleich beide Staaten nicht der EU angehören.

Inwieweit die Zertifikate mit ihren QR-Codes das Einkaufen, den Besuch von Kultureinrichtungen oder Ausflüge erleichtern, bestimmte jedes Land für sich. Aber schon die Reisen innerhalb der EU werden einfacher. Auf der Informationsseite des Europäischen Rates heißt es dazu:

Das Zertifikat bietet den Mitgliedstaaten die Möglichkeit, die bestehenden Beschränkungen aus Gründen der öffentlichen Gesundheit anzupassen. In Anbetracht der Urlaubszeit wird die derzeit geltende Empfehlung zur Koordinierung der Freizügigkeitsbeschränkungen in der EU ebenfalls bis Mitte Juni geändert.

Konkret heißt das: Wer etwa nach Griechenland oder Zypern reist, braucht keinen PCR-Test mehr machen, sondern kann mit dem Dokument die Impfung oder eine vor weniger als neun Monaten überstandene Infektion belegen. Die Zertifikate werden auch in Zypern akzeptiert. Für Kinder bis zwölf Jahren gelten die Bestimmungen ohnehin nicht, sie benötigen das Dokument nicht.

Wie lange wirkt die Impfung, wie lange gilt das Zertifikat?

Eine zentrale Frage aber bleibt offen – wie lange das Zertifikat gültig sein wird. Bisher nämlich gibt es keine gesicherten Erkenntnisse über die Wirkdauer der in der EU zugelassenen Vakzine.

Das Bundesgesundheitsministerium hatte ungeachtet einer entgegengesetzten Einschätzung des Deutschen Ethikrates und trotz fehlender wissenschaftlicher Erkenntnisse über die Wirkdauer von Impfungen an der Einführung des Impfausweises festgehalten.

Man gehe aktuell davon aus, dass ein digitaler Impfpass "zum Ende des zweiten Quartals 2021 bereitgestellt werden kann", hatte das Ministerium Mitte März in Fragen und Antworten zum Thema bekräftigt. Dabei umschifften die ministerialen Fachleute aber eine zentrale Frage: Wie lange die zugelassenen Corona-Impfungen wirken und – in Konsequenz – wie lange ein Corona-Impfnachweis Gültigkeit haben wird.

Auch auf der Informationsseite des EU-Rates werden nun zwar eine Reihe von Fragen zu dem Dokument beantwortet, Angaben zur Gültigkeit aber sucht man auch hier vergebens.

Antworten könnte diese Woche das EU-Parlament geben. Die Abgeordneten werden am Mittwoch nicht nur über den Namen der Bescheinigung beraten – zur Diskussion steht dann, ob das "digitales grünes Zertifikat" in "EU-Covid-19 Zertifikat" umbenannt wird. Auch das Thema der Gültigkeit steht dann auf der Agenda.

Daran gekoppelt ist die Frage, wie nachhaltig die aktuellen Lockerungen sind. In medizinischen Fachkreisen ist nach wie vor umstritten, inwieweit die zugelassenen Impfungen gegen Varianten des neuartigen Corona-Virus Sars-CoV-2 wirken.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hatte daher nach dem Bund-Länder-Treffen am Montag auf neue Schutzmaßnahmen und Einschränkungen gedrängt. "Man darf die gleichen Fehler nicht zweimal machen", sagte sie heute im NDR. Schon im Sommer 2020 seien die Infektionszahlen zurückgegangen. "Und dann ist durch Reiserückkehrer aus Risikogebieten das Virus wieder eingetragen worden."

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