EU-Kommission prüft Subventionen für Fußballvereine

Bürgschaften bergen erhebliche Risiken für den Steuerzahler

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Recherchen des Westdeutschen Rundfunks (WDR) zufolge prüft die EU-Kommission derzeit die europarechtliche Zulässigkeit offener und verdeckter Profifußballsubventionen in den Niederlanden, Spanien und Deutschland. Dabei geht es nicht nur um die bislang alleine vom Steuerzahler getragenen Polizeieinsätze, sondern auch um Stadien, Trainingsplätze und Zubringer.

Schätzungen von Experten nach werden die gewinnorientierten Unternehmen der Fußball-Bundesliga, deren 52. Saison heute beginnt, jährlich mit mehr als mehr als 500 Millionen Euro aus der öffentlichen Hand subventioniert. Das könnte gegen das EU-Beihilferecht verstoßen und Rückzahlungsansprüche nach sich ziehen.

Eine wichtige Rolle spielen Kreditbürgschaften für die Vereine. Das Bundesland Nordrhein-Westfalen, in dem die Sportart traditionell besonders eng mit der SPD vernetzt ist, vergab in den letzten 14 Jahren zehn solcher Bürgschaften für sieben Stadien, aus denen heute noch Risiken in Höhe von 126,7 Millionen Euro bestehen. Das brachte 2013 eine Kleine Anfrage des FDP-Landtagsabgeordneten Kai Abruszat an den SPD-Finanzminister Norbert Walter-Borjans ans Licht.

Platzt ein Kredit, dann muss das Land für die Schulden eines Vereins geradestehen: Nach der Insolvenz des mittlerweile in der Regionalliga spielenden Vereins Alemannia Aachen musste Nordrhein-Westfalen im Januar letzten Jahres 13 Millionen Euro Abschlag zahlen, "um einen Auflauf der Zinsen zu vermeiden". Insgesamt rechnet man mit 20,9 Millionen Euro Lasten für den Steuerzahler. Für den Drittligaverein MSV Duisburg, für dessen Stadion das Land ebenfalls gebürgt hatte, werden wahrscheinlich 14,1 Millionen Euro fällig.

Im finanzschwachen Mecklenburg-Vorpommern, das unlängst zweieinhalb Millionen Euro Schulden des Fußballvereins Hansa Rostock übernehmen musste, prüft man inzwischen, ob man solche Bürgschaftsrisiken weiter eingehen soll.

Stadion Essen. Foto: Blue-Letter. Lizenz: Public Domain.

Den Löwenanteil der Sportsubventionen zahlen dem Kölner Sportwissenschaftler Christoph Breuer nach mit etwa 80 Prozent die Kommunen, die immer wieder klagen, wie klamm sie angeblich sind. Trotzdem lassen Kommunalpolitiker in zahlreiche Städten mit Dritt- und Viertligaklubs wie Erfurt und Magdeburg völlig überdimensionierte Stadien bauen. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist die Ruhrgebietsstadt Essen, die ihren Zahlungsverpflichtungen nur mit Landeshilfsgeldern in dreistelliger Millionenhöhe nachkommen konnte, aber ihrem Regionalligaklub ein 43 Millionen Steuer-Euro teures Stadion mit VIP-Lounge hinstellte.

Dass solche Verschwendung sich ausbreitet, liegt auch daran, dass Sportförderung einen ähnlichen politischen Zweck hat, wie das Verschenken von Bildbänden an Abiturienten und von Geschenkkörben bei Jubiläen: Fotos und Bratwurstmeldungen für die Presse, mit denen auf Kosten der Steuerzahler Wähler geworben werden. In dem mit einer Milliarde Euro verschuldeten Saarbrücken ließ die SPD-Oberbürgermeisterin Charlotte Britz im Wahlkampf den Bau eines 28 Millionen Euro teuren Stadions für den örtlichen Drittliga-Fußballklub beschließen - und wurde prompt wiedergewählt, was sie als "angenehmen Nebeneffekt" wertete.

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