EXPO-Kurznachrichten

Grüner Punkt als Weltpartner der EXPO - Mobilität auf dem Gelände der Weltausstellung - Absagen: USA + Chile - Kritische Begleitung der EXPO - Neues 200-Millionen-Loch - Was können lokale Agenden 21 von der EXPO lernen?

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EXPO-Jugendcamp

Direkt am Gelände der Weltausstellung und unmittelbar an der Straßenbahnhaltestelle "EXPO-Ost" liegt das EXPO-Jugendcamp. Dort können in sechs Gebäudeteilen täglich bis zu 1.500 Jugendliche in Zehn-Bett-Zimmern und Betreuer nach Möglichkeit in Vier-Bett-Zimmern übernachten. Beim Richtfest konnte man einen ersten Blick in ein Zimmer werfen. Ziemlich eng sah es schon aus und erinnerte ein wenig an schlimmste Zeiten in Jugendherbergen und bei der Bundeswehr. Und diese wird auch mal wieder zur Stelle sein, denn sie wird die Organisation des Camps übernehmen.

Die Übernachtung kostet 35 Mark pro Nacht und beinhaltet ein Frühstück. Für das Ausleihen von Bettwäsche werden noch einmalig vier Mark von den 12- bis 28-jährigen verlangt. Allerdings darf man im Jugendcamp nur maximal zwei Nächte übernachten. Frau Breuel hofft, dass sich das Camp zu einem weiteren Ort der Begegnung von Jugendlichen aus der ganzen Welt entwickeln wird. Schon heute sei man mit den Anmeldungszahlen zufrieden. Gefrühstückt wird übrigens in einem Zirkuszelt, in dem auch Abendveranstaltungen stattfinden sollen. Zumindest hat man es bis zur Diskothek und bis zur Endhaltestelle der EXPO-Straßenbahn nicht weit. Beides liegt in knapp 500 Meter Entfernung. Insofern eignet sich das Jugendcamp als Basisstation für weitere Ausflüge in die nähere Umgebung der EXPO.

Grüner Punkt als Weltpartner der EXPO

Schon von weitem kann man allabendlich in der Mitte des EXPO-Geländes West den Pavillon cyclebowl des Dualen Systems bewundern, dann nämlich wird die Hülle aus drei Kunststoffschichten beleuchtet. Die cyclebowl mit einer Höhe von 25 Metern soll als Symbol für den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen stehen.

Aus diesem Grund hat man sich auch etwas Besonderes einfallen lassen. Das gesamte Gebilde besteht aus recycelbaren Materialien und bietet eine ebenso anschauliche Lösung, wie man solche Gebäude klimatisieren kann. Zu den wesentlichen Baumaterialien gehören Stahl, Kunststoff, Glas und Aluminium. Das Stahltragwerk ist vollständig geschraubt, so dass auch nach der EXPO eine schnelle Demontage möglich ist. Als Außenhülle und Dach dienen insgesamt 28 pneumatisch gestützte "Folienkissen". Sie bestehen aus drei verschweißten, transparenten Kunststoff-Folien (Ethylen/Tetrafluorethylen E/TFE), wobei die Zwischenräume mit Luft gefüllt werden. Durch den Innendruck bewahrt die Fassade des Pavillons seine Stabilität. Durch ein ausgefeiltes Kapillar-Wasserkreislaufsystem in den Folien ist zweckmäßiges Kühlen zu erreichen.

Ebenso wurde ein pneumatisch gesteuertes Verschattungssystem eingebaut. "Die transparenten "Folienkissen" sind aus jeweils einer positiv und einer negativ bedruckten sowie einer unbedruckten Folienschicht gefertigt. Durch Druckunterschiede können sich diese Lagen nach dem Lamellenprinzip so übereinander schieben, dass der Innenraum verschattet wird. Die pneumatische Steuerung ermöglicht eine je nach Sonnenstand und -intensität abstufbare Verschattung des Pavillons. Für besondere Projektionen und Lichtinszenierungen ist eine komplette Verdunkelung der cyclebowl möglich."

Im Pavillon gibt es eine 1.200 Quadratmeter große Ausstellungsfläche. In drei Rundgängen werden die Themen Prinzip, Geschichte und Zukunft der Kreislaufwirtschaft zu erkunden sein. Der Besucher soll auf einer leicht spiralförmigen Rampe eine Entwicklung durchleben können. "...von der unberührten Urlandschaft bis ins kommende Jahrtausend. Ein Experimentallabor, Spiegelgänge, Projektionen und computeranimierte Exponate machen das Kreislaufprinzip zum Erlebnis. Lichtinszenierungen innerhalb und außerhalb des Pavillons unterstützen die Dramaturgie der Ausstellung." Als Weltpartner der EXPO ist das Duale System Deutschland auch für die gesamte Abfallwirtschaft während der Weltausstellung verantwortlich.

Mobilität auf dem Gelände der Weltausstellung

Das Gelände der Weltausstellung umfasst 160.000 Quadratmeter und als cleverer Reporter kommt man irgendwann auf die Idee, dass man sich doch einen Tretroller mit Inline-Rollen besorgen könnte, um schnell von einem Termin zum nächsten zu kommen. Besonders praktisch ist die Tatsache, dass man nicht erst die Schuhe ausziehen muss, wie bei Inlinern. Bei einem Skate-Scooter klappt man einfach die Lenkstange zusammen und kann sein Fortbewegungsmittel bequem auf dem Rücken tragen. Bei einem Richtfest wurde so ein Roller auch schnell mal von einem Zimmermann begutachtet und für geeignet erklärt.

Doch die Pressestelle machte bei einer Anfrage deutlich, dass jegliche Fortbewegungsmittel vom Gelände der Weltausstellung verbannt sein werden. Bei so einer Vielzahl von Besuchern können solche schnellen "Fußgänger" für andere zur Gefahr werden. Lediglich Rollstühle werden erlaubt sein. Schade, dabei ist dieses Fun-Gerät sogar TÜV-geprüft. Der Besitzer des abgebildeten Skate-Rollers www.hot.de steckte mir dann noch vertraulich zu, dass Roller bei den Mitarbeitern der EXPO sehr beliebt wären. Doch auch sie dürfen sich während der Weltausstellung ausschließlich zu Fuß über das Gelände bewegen.

Absagen: USA - Chile

Eigentlich sollte man die Vereinigten Staaten in Zusammenhang mit der Weltausstellung nicht mehr erwähnen, denn endgültig steht fest: Die Weltausstellung in Deutschland findet ohne einen Beitrag der USA statt. Nun ist genug Raum für Spekulationen frei, denn Präsident Clinton weilt während der Weltausstellung in Deutschland und wollte die EXPO sowieso nie besuchen. Warum sollte also die amerikanische Wirtschaft für dieses Projekt Millionen von Spendengeldern bereitstellen, wenn nicht einmal der Präsident ihre Beiträge durch einen Besuch anerkennen würde? Erspart bleibt dem Besucher auch die Parade am 4. Juli, dem Nationalfeiertag der USA.

Die eigentlichen Träger amerikanischer Kultur sind ja ohnedies als Produktpartner in das Geschehen auf der Weltausstellung eingebunden. Also sei wieder einmal herzlich in einen Burger gebissen und mit Cola weggespült. Die Disney-Family wird ganz bestimmt auch noch auf dem Gelände während irgendwelcher Paraden auftauchen. Fragt sich nur wann und wo Bill Gates erscheint? Denn jetzt will sich Amerika virtuell an der EXPO beteiligen. Doch soll man das den Amerikanern glauben?

Auch Chile hat seine Beteiligung - nach Angaben des ARD-Video-Textes - an der EXPO inzwischen abgesagt. Stattdessen will man die geplanten vier Millionen Mark für soziale Programme verwenden.

Kritische Begleitung der EXPO

Demonstrationen zu planen, um möglicherweise die EXPO in Hannover zu verhindern oder durch Medieninteresse Aufmerksamkeit zu erzeugen, mag der eine Weg zur kritischen Begleitung sein. Doch Kritik vorzutragen kann auch bedeuten, Teile der Weltausstellung anzuerkennen und sich mit den inhaltlichen Schwachpunkten der Darstellung von Problembereichen der Agenda 21 auseinander zusetzen. Alle am kritischen Netzwerk beteiligten Gruppen und Organisationen suchen den Dialog und werden ihre Forderungen dokumentieren.

So versteht sich zum Beispiel das Internetangebot xposition als kritisches Forum zur Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover. Herausgeber ist die Stiftung Leben und Umwelt in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung Berlin, umdenken aus Hamburg, anderes Lernen aus Schleswig-Holstein und Mitwelt aus Sachsen-Anhalt. Xposition versteht sich als Sprachrohr für jene, die die EXPO nicht oder nur punktuell als alleiniger Visionär für das nächste Jahrtausend ansehen.

Aus diesem Grund wird man im Internetbereich kritische Beiträge zur Geschichte der Weltausstellung ebenso finden wie über die Finanzen oder eine kritische Auseinandersetzung zum Themenpark. Angestrebt wird auch ein internationaler Austausch mit Vertretern aus sozialen Bewegungen und Journalisten aus aller Welt. Auf der Homepage des Servers zählt man inzwischen auch die Tage, Stunden, Minuten und Sekunden, bis die Weltausstellung vorbei ist.

Die Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen sieht bei der EXPO "Licht und Schatten" und will eine "konstruktive Auseinandersetzung" suchen. Zu diesem Zweck wird in der Innenstadt von Hannover in der Zeit vom 20. Mai bis zum 10. November ein Büro eingerichtet. Im "green EXPO office" (g.E.o.) im Senior-Blumenberg-Gang 1 können sich Journalisten und andere interessierte Personen informieren oder mit Material versorgen lassen. In erster Linie soll das Servicebüro als Anlaufstelle dienen. Das Büro wird werktags von 9 bis 12 Uhr sowie von 15 bis 18 Uhr geöffnet sein. Statt am Sonnabend wird man im Servicebüro noch am Sonntag in der Zeit von 15 bis 18 Uhr Ansprechpartner antreffen.

Bis zur Eröffnung der Weltausstellung will man mit Frau Breuel, der Generalkommissarin der EXPO 2000, in einen offenen und konstruktiven Dialog treten. Dazu soll Frau Breuel wöchentlich Post von den Grünen erhalten. Man hofft, dass die "Breuel-Briefe" auch wirklich beantwortet werden, doch bislang liegt noch keine Antwort vor.

Offener Brief an Frau Breuel

Mit zu dem Netzwerk kann man das hannoversche "EXPO-Watch-Büro" zählen. EXPO-Watch will die Vorbereitung und Durchführung der Weltausstellung unter entwicklungspolitischen Aspekten beobachten und darüber berichten. Darüber hinaus sind auch eigene Veranstaltungen geplant. Zum Beispiel wird am 13. und 14. Juni in Hannover eine internationale Frauenkonferenz zum Thema Bananenhandel stattfinden. Dabei ist für die Teilnehmerinnen auch ein EXPO-Besuch geplant.

Der lokale Fernsehsender Offener Kanal Hannoverund Radio Flora werden die EXPO mit ihren Teams kritisch begleiten und zu festen Sendeterminen ausstrahlen. Diese Sendungen und Beiträge sollen auch anderen Lokalsendern zur Verfügung gestellt werden. In Zusammenarbeit mit dem hannoverschen Kulturserver kann auch ein interaktives Programm außerhalb der Sendergrenzen empfangen werden. Neben der aktuellen Sendung findet sich auf der Site auch ein chat. Auch Radio Flora kann man live im Internet verfolgen.

Nicht unerwähnt bleiben darf die unabhängige EXPO-Dokumentationsstelle. Das Projekt EXPO.doc wird von der Landeshauptstadt Hannover bis zum Jahr 2001 finanziert. "Mit dem Projekt "Expo-Dokumentation" soll [...] allen Interessierten die Möglichkeit zur umfassenden Information gegeben sowie ein Verständnis des 13 Jahre umfassenden Entstehungsprozesses ermöglicht werden." Das Projekt umfasst die zwei Teilbereiche: Aufbau der Dokumentationsstelle im Stadtarchiv (Leitung: Dr. Karljosef Kreter) und Auseinandersetzung mit einem zentralen thematischen Aspekt der Dokumentation - dem Beitrag der Weltausstellung zur Stadt- und Regionalentwicklung (ARGE IFPS/Uni Hannover mit Bürgerbüro Stadtentwicklung Hannover; Leitung Prof. Dr. Klaus Selle). Noch im Mai 2000 will man im Vorfeld der EXPO eine erste Präsentation der Arbeitsergebnisse vorstellen.

Neues 200-Millionen-Loch

Auf die inzwischen fest eingeplante Finanzierungslücke von 400 Millionen Mark darf man niemanden bei der EXPO ansprechen. Sofort wird entgegnet, dass man allein durch die EXPO diverse Milliarden Mark an Strukturverbesserungen initiiert habe. Da funktioniert die Gleichschaltung der offiziellen EXPO-Stellungnahmen reibungslos. Doch nun wurde ein weiteres 200-Millionen-Loch bekannt, denn es fehlen immer noch kalkulierte Sponsorengelder aus der Wirtschaft.

Man äußert sich zuversichtlich, diese Lücke noch im Vorfeld der Weltausstellung schließen zu können und auch während der Weltausstellung könnten sich ja noch weitere Partner finden. Wahrscheinlich ist das mit einer der Gründe, warum man noch bestehende Freiflächen jetzt verramscht und dabei auf die Gefühle von Nationen keine Rücksicht nimmt. Nepal ist zumindest tief enttäuscht, dass nun in unmittelbarer Nachbarschaft ein Oktoberbierzelt aufgebaut wird. Inzwischen fordern engagierte Internetnutzer im Gästebuch des Bierzeltbetreibers Rücksicht auf den nepalesischen Pavillon zu nehmen. "WEG MIT DEM BIERZELT VON DER EXPO!", heißt es klar und deutlich in einem Eintrag. Ein anderer schreibt "O-zapft is! Aber anscheinend das Hirn" nicht.

Frau Breuel betonte in einem kurzen Gespräch, dass man nun eine Schallisolierung plane und auch weiterhin mit Nepal das Gespräch suche. Inzwischen steht das Zelt fast vollständig aufgebaut und der Tempel ist dadurch vom Messegelände kaum noch zu sehen.

Was können lokale Agenden 21 von der EXPO lernen?

So lautete der viel versprechende Titel einer Veranstaltung der Volkshochschule Stadthagen, doch leider stieß das Thema nicht auf das Interesse der Teilnehmer. Interpretation der Referentin: "Das ist der einleitende Vortrag zu einer Reihe von weiteren Veranstaltungen und das wissen die Mitarbeiter in den lokalen Agenden schon". Doch was sollten die lokalen Mitgestalter der lokalen Agenda 21 schon wissen?

Vorgetragen wurden tatsächlich die allgemein bekannten Kritikpunkte an der Weltausstellung. Die EXPO würde ihrem Anspruch des Leitthemas "Mensch-Natur-Technik" nicht gerecht. Die beteiligte Großindustrie gehe zu oberflächlich und dominant an die Themen heran. Damit werde den Besuchern der Weltausstellung eher eine unkritische Sicht präsentiert. Kritische Gruppen und Organisationen wären von der EXPO nicht eingeladen worden bzw. seien kaum vertreten. Entsprechend vertrete auch niemand kritische Positionen auf der EXPO. Alles sei nur Fassade, wenn man an die Partner aus dem Fast-Food-Bereich denke, insofern würden umweltpolitische Fragen ad absurdum geführt.

Die Grüne Jugend fasst ihre Kritik im Beschluss vom 9. April 2000 dann auch so zusammen: "Die globalen Themen des 21. Jahrhunderts wie Klimakatastrophe, Verteilung des Reichtums, transparente Demokratisierung, Bekämpfung des Welthungers, ungleiche Informationsgesellschaft und nachhaltige Wirtschaftsweise bleiben bei der EXPO weitgehend ausgespart und wenig thematisiert. Statt dessen wird überwiegend eine reine Technikschau der deutschen und internationalen Wirtschaft dargestellt".

Durchschnittlich beteiligen sich - nach Angaben der Referentin - je nach Region ca. ein Prozent der Bevölkerung an der aktiven Umsetzung der Agenda 21. In diesen Gremien mache man sich ernsthafte Gedanken, wie man die Agenda vor Ort umsetzen könne. Im ländlichen Raum hätten sich zum Beispiel Konzepte der regionalen Vermarktung auf Bauernmärkten etabliert. Lernen könne man von der EXPO GmbH und wahrscheinlich von der Weltausstellung, nicht alles kopflastig zu behandeln. Von der Leichtigkeit der Darstellung, vom Fun-Gedanken oder vom durchsetzungsfähigen Marketing könnten sich die lokalen Agenden durchaus eine Scheibe abschneiden. Doch Rezepte, wie man mehr Bürger zur aktiven Umsetzung der Agenda-Ziele begeistern könnte, hatten die wenigen Teilnehmer nicht.

Dennoch hielt man die Kritik an der EXPO aufrecht und will sich mit der Darstellung bzw. der Umsetzung der Agenda 21 direkt auf der Weltausstellung befassen. Kurzum: Die EXPO wird man schon besuchen.

Fotos: Gerald Jörns mit Epson 850Z