Ein "La Soldera " zum Flaschenpreis von 345 Euro

Staat versteigert die Weinsammlung des verurteilten BayernLB-Ex-Bankers Gribkowsky und auch sonst so einiges

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Was macht man mit dem Geld, wenn man wie der wegen Bestechung verurteilte BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky mal so auf die Schnelle 44 Millionen Euro nebenbei einsackt? Man legt sich zum Beispiel eine Weinsammlung zu. Auch Gribkowsky hat das getan und in dem Keller seiner Villa im Münchner Nobelvorort Grünwald 892 Flaschen gelagert. In schlichten Holzregalen. Die werden jetzt von der Justiz öffentlich versteigert, für mindestens 18.900 Euro.

Während Formel-1 Chef Bernie Ecclestone sich vor einem Münchner Gericht für 100 Millionen Dollar freikaufen konnte, wurde Gribkowsky, Risikomanager der Bayerischen Landesbank, wegen Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Gribkowsky hatte gegen ein Bestechungsgeld von 44 Millionen Euro die Formel 1-Anteile der staatlichen Bank verkauft, die vor Gericht einen Schaden von 30 Millionen Euro geltend gemacht hat. Neun Millionen hat der Ex-Banker bereits gezahlt, nun soll die Wein-Aktion weitere Euros in die Kasse der BayernLB bringen. Der Schätzwert der Flaschen liegt bei rund 38.000 Euro.

Und was wurde so getrunken, wenn es im Hause Gribkowsky mal wieder leicht verdientes Geld zu feiern gab? Der Ex-Banker bevorzugte italienische Weine. Zum Beispiel einen "La Soldera 1988" zum Flaschenpreis von 345 Euro. Der Wein stammt von dem kleinen, aber exklusiven Weingut "Case Basse" im italienischen Montalcino. Mit Preisen zwischen 165 und 240 Euro pro Flasche gibt es dort den teuersten Brunello di Montalcino auf dem Markt. Gegründet wurde das Weingut 1972 von dem ehemaligen Mailänder Versicherungsbroker Gianfranco Soldera. Was gab es noch im Keller des ehemaligen Bankers? Einen 1990er "Pavillon Rouge Chateaux du Margaux" für 150 Euro etwa oder einen "L'Ermite 2007 M. Chapoutier" für 190 Euro. Sechs Flaschen davon hatte Gribkowsky eingelagert. Die Mehrzahl der Weine ist allerdings im Bereich von um die 40 Euro angesiedelt. Wie die beiden Flaschen "Bockenheimer Goldgrube 2007" für je 6,50 Euro in die noble Sammlung gerieten, ist allerdings unklar.

Seit Mittwoch werden die Weine nun im Internet versteigert, Auktionsende ist der 3. September. Jeder über 18 Jahre kann mitsteigern. Getätigt wird die Aktion über die Internetplattform Justiz-Auktion.de, das von der deutschen Justiz bestückt wird.

Die Plattform ist seit 2006 online, fünf Mitarbeiter kümmern sich um die Pflege des Portals. 240 Justizbehörden aus sämtlichen Bundesländern stellen Angebote ein, ebenso wie 2000 Gerichtsvollzieher. Betrieben wird das Portal durch das Justizministerium Nordrhein-Westfalen, dafür müssen die übrigen Bundesländer einen Obolus zahlen. Die meisten Artikel werden nach aus Nordrhein-Westfalen eingestellt, auf Platz zwei folgen die Bayern. Im vergangenen Jahr wurden 9.000 Auktionen über diese Versteigerungsplattform der Justiz abgewickelt und dabei ein Umsatz vom 3,5 Millionen Euro erzielt. Den größten Anteil dabei hatte Nordrhein-Westfalen mit über 6.000 Auktionen, aktivste Verkäufer waren die Staatsanwaltschaften.

Kuriose Auktionen hatten eine "Lincoln Town Car Stretchlimousine" mit einem Startgebot von 3.080 Euro oder 80 Kilogramm Salami (Staatsanwaltschaft Wuppertal, dabei handelte es sich um Diebesgut, welches nach Rumänien transportiert werden sollte) zum Gegenstand. Ansonsten wurden eine Schallplattensammlung, Fußballtrikots, Baby-Bekleidung, Snowboard-Boots, Motorräder, eine antike Pferdekutsche, Hochleistungs-Terrassen-Strahler (Heizpilze), Mountainbikes, Rasierklingen, Fliesenschneider, Winkelschneider, Waschmaschinen, Smartphones, Zigarren oder eine Luther-Bibel angeboten. "Die Justiz in Deutschland steht mit ihrem guten Namen für eine seriöse und sichere Abwicklung sämtlicher Versteigerungen. Ein Blick lohnt sich", so die Eigenwerbung des Justiz-Portals.