Ein kläglicher Haufen Abendlandverteidiger
Der von den nationalistischen Antiislamisten in Leipzig erhoffte Durchbruch ist ausgeblieben
Ob die Legida-Demonstration nun das "nationale Lauffeuer" war, das sich Rechtspopulist Jürgen Elsässer im Vorfeld erhoffte? Legida hoffte auf 40.000 und mehr Teilnehmer, Elsässer sah schon mit mehr als 10.000 den Funken überspringen. Die Gegendemonstranten waren jedenfalls in der Überzahl und konnten wohl die Teilnahme von Legida-Anhängern durch Blockaden verzögern, so dass der Start der Kundgebung nach hinten verschoben werden musste.
Schätzungen über die Teilnehmer sind vage. Nach Polizeiangaben waren den ganzen Abend aber höchstens 15.000 Menschen, nach Bildern zu urteilen vornehmlich wieder Männer, auf der von der Stadt verkürzten Route unterwegs und auf den Kundgebungen. Beobachter sprechen von deutlich weniger Teilnehmern. Am Platz vor der Oper, deren Lichter ausgeschaltet wurden, versammelten sich die antiislamischen Retter des Abendlandes, nach Luftbildern zu schließen, war dies nur eine kümmerliche Menge.
Ein Legida-Sprecher richtete Grüße nach Dresden aus, wo islamistischer Terror die Kundgebung verhindert habe, in Leipzig gebe es hingegen einen "linken Terror, einen Gesinnungsterror". Beansprucht wurde natürlich wieder einmal von den Veranstaltern der Slogan "Wir sind das Volk", um an die Proteste vor 25 Jahren anzuschließen. Die Teilnehmer grölten das auch gerne, ihre Deutschlandfahnen schwingend, und mussten dann anhören, dass sie an der deutschen Geschichte weiterbauen. Man habe dem Volk den Fehdehandschuh hingeworfen, weswegen das "Volk" dann die Nationalhymne singen sollte, und zwar so, "dass der Bürgermeister mit Migrationshindergrund beim heuchlerischen Gebet ein Frösteln bekommt".
An den 19 dezentralen Gegenveranstaltungen sollen etwa 20.000 Menschen teilgenommen haben. Am Ende der Legida-Demonstration kam es am Hauptbahnhof zu Gewalttätigkeiten mit einigen Verletzten, aus der Demonstration sollen von Teilnehmern Journalisten angegriffen worden sein. 50 Menschen, teils vermummte Hooligans, sollen auf die vor dem Zug laufenden Journalisten zugelaufen sein. Ein Fotograf wurde zu Boden getreten, die Polizei griff erst einmal nicht ein, so berichtete die LVZ.