Eine Buslinie für die kreative Klasse

Bild: Leap

Ein Start-up hat in San Francisco eine "stressfreie" Buslinie für die anspruchsvolle technische Elite gestartet, für die ein Internetzugang ein Muss ist

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Weitgehend abgeschafft wurde im öffentlichen Nah- und Stadtverkehr die Möglichkeit der sozialen Trennung in eine erste und zweite Klasse, im Regionalverkehr der Bahn wird dies allerdings weiterhin gepflogen. Früher hatte die Bahn auch noch eine dritte und sogar eine vierte Klasse zur größeren sozialen Ausdifferenzierung. In den USA gibt es im Stadtverkehr nun eine neue Entwicklung, nämlich eine private Buslinie in San Francisco, die den Angehörigen der wohlhabenderen Schichten eine teure, aber luxuriösere Fahrt ermöglicht - der Preis sorgt dafür, dass man auch ohne Aufteilung in Klassen unter sich bleibt.

Die Idee für solch ein Angebot in einer Stadt mit einem hohen Anteil der wohlhabenderen kreativen Klasse liegt auf der Hand. Die jüngeren Menschen drängen nicht nur in die Städte, wo sie mittlerweile bessere Arbeitsangebote finden oder gleich selbst Start-ups gründen, der Wunsch nach dem Besitz eines Autos ist auch am Sinken. Es werden andere Statussymbole wichtig, zumal man nicht mehr in den Vorstädten wohnt und lange Fahrten zum Arbeitsplatz hat, sondern möglichst in den Innenstädten, die ein öffentliches Verkehrsnetz bieten und es auch ermöglichen, mit dem Fahrrad zu fahren oder zu Fuß zu gehen.

Aber die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs wird gerne dadurch vergällt, weil man in überfüllten Wagen eng gedrängt fahren muss und auch der Internetzugang mitunter ein Problem darstellt, wenn man überhaupt einigermaßen gemütlich sein Smartphone oder Tablet nutzen kann. Hier also kommt Leap ins Spiel und damit eine weitere Parallelwelt für wohlhabendere Schichten, die zunehmend in ihren Wohngebieten, ihren privaten Universitäten und Freizeitangeboten unter sich bleiben.

Die Firma bietet zunächst nur auf einer Linie in der Innenstadt, die an vielen Büros von Technikfirmen entlang fährt, ein Transportmittel an, das "eher ein Wohnzimmer als ein Bus ist" und die Schikanen aus dem Fahren entfernen soll. Angeboten werden für die "stressfreie" Fahrt im Bus Steckdosen, WiFi, USB Ports, eine Bar für Notebooks und frisch gepresste Fruchtsäfte, Kaffee und andere Getränke sowie "köstliche" Snacks - alles "gesund und lokal". Es gibt viel Platz und bequeme Sitze.

Mit das Wichtigste: Die App für die angezielte junge Zielgruppe, die permanent online sein will. Bild: Leap

Eine Fahrt kostet 5 US-Dollar, bezahlen kann mit dem Smartphone durch autromatisches Check-in, zur Not auch mit einer ausgedruckten Fahrkarte. Gruppen oder regelmäßige Fahrer erhalten Ermäßigung. Mit einer App lässt sich sehen, wo der Bus verkehrt, wann er kommt und wie viele Plätze noch frei sind. Größere Wartezeiten sollen vermieden werden, weil ein Bus an den Werktagen zwischen 7 Uhr und 22 Uhr alle 10-15 Minuten kommen soll. Es werden nicht so viele Stopps gemacht, um schnell zu sein, so heißt es. Die Busse seien völlig neu designt worden, fahren mit "sauberem" Gas und sollen helfen, Staus zu vermeiden, weil sie Autos überflüssiger machen.

Bild: Leap

Leap ist ein Start-up, das mit Risikokapital finanziert wurde. Das weist auch darauf hin, dass die Investoren glauben, es werde sich etwas im öffentlichen Nahverkehr der Städte ändern, weil die Menschen in den Städten andere Erwartungen haben. Ob Leap, das weitere Strecken in Betrieb nehmen will, erfolgreich ist, darf dennoch bezweifelt werden, auch wenn es manche cool finden werden, in den Bussen für die digitale kreative Klasse zu fahren. Aber das Einrichten und Betreiben von Nahverkehrsnetzen ist teuer, es müsste zu einem Massenverkehrsmittel werden, um profitabel zu sein. Dazu müssten wohl die Preise sinken und es würde wohl wieder stressiger zugehen.