Energiesparlampenkondom

Ein Entsorgungsdienstleister aus dem holsteinischen Itzehoe will mit einer Silikonkappe verhindern, dass versehentlich Quecksilber aus defekten Kompaktleuchtstoffröhren austritt

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2008 beschloss die EU-Kommission eine Richtlinie zur "Regulierung von Lichtprodukten in privaten Haushalten", die den Vertrieb von Haushaltsglühlampen nach und nach verbietet: 2009 traf es die 100-Watt-Birnen, 2010 solche mit 75 und 2011 die mit 60 Watt. Ab September 2012 dürfen dann nur noch Spezialglühlampen für besondere Einsatzzwecke verkauft werden. Statt Glühbirnen sollen die Verbraucher dem Willen der EU-Kommission nach unter anderem Energiesparlampen nutzen, auf welche sich Firmen wie Siemens/Osram und Philips Patente sicherten.

Solche Kompaktleuchtstofflampen haben jedoch den Nachteil, dass sie hochgiftiges Quecksilber enthalten. Zerbricht solch eine Lampe, sind bleibende Gesundheitsschäden deshalb nicht ausgeschlossen. Das kann zum Beispiel dann passieren, wenn man mit dem Kopf oder einen Gegenstand dagegen stößt - oder wenn die Lampe herunterfällt. Aber auch beim Hineinschrauben in die oder beim Herausschrauben aus der Fassung kann sich der Glaskörper von der Fassung lösen. Befindet sich die Lampe im Bad oder im Freien, ist das Risiko dafür recht hoch, weil Feuchtigkeit die Fassung rapide korrodieren lässt. Außerdem stört viele Menschen der relativ "kalte" Lichtton, den Energiesparlampen abstrahlen.

Energiesparlampe von Philips. Foto: Telepolis

Der Entsorgungsdienstleister und Abfallberater Christian Rathjen aus dem holsteinischen Itzehoe kam deshalb auf die Idee, mit Aufsätzen zu experimentieren, die nicht nur den Ton des Lichts verändern, sondern auch dafür sorgen, dass das Quecksilber nicht austreten und seine schädliche Wirkung auf den menschlichen Körper entfalten kann. Anfangs stellte er die Aufsätze aus Plastik her, musste aber feststellen, dass Energiesparlampen im Dauerbetrieb immer noch so viel Wärme abstrahlen, dass sie einige Kunststoffe zum Schmelzen und Brennen bringen. Als ideales Material stellte sich schließlich Silikon heraus, das nicht nur durchsichtig, sondern auch dauertemperaturbeständig ist.

Laut Rathjen, dem das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) für seine Erfindung unter dem Aktenzeichen DE: 20 2009 009 013.2 Gebrauchsmusterschutz erteilte, wäre ein "Lampenkondom" in der Massenfertigung für Centbeträge in verschiedenen Tönungen herstellbar und würde zudem die Lebensdauer einer Energiesparlampe verlängern, da das Vorschaltgerät damit komplett abgedichtet wird. Dem Erfinder zufolge kann sein Aufsatz nach der sicheren Entsorgung der Lampe wiederverwertet werden, sofern der Glaskörper darunter nicht beschädigt ist. Nur für den Fall, dass die Lampe darunter zerbrochen ist, empfiehlt er, den Cent-Artikel mit zu entsorgen, weil ihn schockiert, wie sorglos Familienväter derzeit mit "Quecksilberbruch" umgehen, den sie zusammen mit kleinen Kindern auf dem Rücksitz des Familienkombis zum Recyclinghof oder zum Baumarkt transportieren. Die Wiederverwertbarkeit sorgt nach Aussage von Fachleuten auch dafür, dass das Energiesparkondom nicht in Konflikt mit EU-Effizienzrichtlinien kommt.

Einen entscheidenden Nachteil hat das Energiesparlampenkondom aber: Es wird noch nicht serienmäßig hergestellt und verkauft. Rathjen fragte zwar bei der Firma Osram an, die ihre Forschungsabteilung in die Slowakei verlegt hat, erhielt jedoch nur zur Antwort, dass man seine Idee für gut halte, aber nicht kaufen wolle, weil sie das Recycling zu kompliziert machen würde. Darauf, dass das Energiesparkondom abnehmbar und wiederverwertbar ist, ging man nicht ein.

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