Enormes Weib

Europa 2012 - Vom Wandel eines Mythos oder: Wieso das Unbehagen wächst

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Der erste europäische Währungsraum geht auf das alte Rom zurück. Rom war Münzstätte der Republik und Hauptstadt des Römischen Reiches. Der Denar wurde geprägt aus Silber, er wog knapp 3 g und maß 1,8 cm im Durchmesser, auf der Vorderseite prangte das Porträt Vespasians mit Lorbeerkranz. Die Münze genoss Anerkennung ebenso im Mutterland wie in den eroberten Provinzen. Zur Zeit der größten Ausdehnung des Reiches unter Trajan (Regent von 98 bis 117 n.Chr.) war der Denar zugleich die früheste europäische Leitwährung, bis er nach fast 500 Jahren in einer beispiellosen Inflation unterging. In späteren Epochen kamen Taler und Gulden, Kreuzer und Kurant, Heller und Pfennig, Groschen und Grote in Umlauf. Der Denar wurde vergessen und ebenso sein Erbe.

Eine Dame namens Europa: Enormes Weib - aber teuer, sündhaft teuer!

Simplicissimus Nr. 35 vom 1. September 1962

Identitätssuche

Heute leben im Wirtschaftsraum Europa mehrere Hundert Millionen Menschen (Bevölkerung der EU27: 502,5 Millionen). Der "alte" Kontinent hat die USA mit ihren 311 Millionen Einwohnern überholt; die lange Zeit unangefochtene Leitwährung Dollar bekam Konkurrenz. Im Ideal sollte die EU-Währung angeglichene wirtschaftliche und soziale Verhältnisse schaffen und durch gleichen Wohlstand nach innen und außen befriedend wirken. Die Währungsunion wurde als essentieller Schritt hin zur europäischen Identitätsfindung gesehen.

Erste Schritte zu einer gemeinsamen Währung wurden 1991 im niederländischen Maastricht beschlossen. Der Maastrichter Vertrag trat am 1. November 1993 in Kraft, ratifiziert durch seinerzeit zwölf Mitgliedsstaaten. 1998 dann folgte die Gründung der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main. Stichtag 2. Januar 2001, Griechenland wird Mitglied der Eurozone: Der Euro ist einheitliche Währung des Euro-Währungsgebiets, zunächst als Buchgeld. Ende Februar 2002 erfolgt die Euro-Bargeldeinführung. Euro-Banknoten und -münzen werden alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel im Währungsgebiet. Ganz handfest dient der Euro der Wirtschaft. Dazu zählen aber nicht nur die produzierenden Unternehmen und Dienstleister; die Verbraucher, die privaten Haushalte mit ihrer Nachfrage, gehören ebenfalls dazu. Zumindest in der Theorie.

Geldflut und Geldfrust

Genau die trifft es jetzt hart. Während die Finanzmärkte in sagenhafter Geldflut baden, müssen immer mehr Sparer und Kleinanleger um ihr Vermögen bangen. Sie sind die eigentlichen Verlierer im Euro-Desaster. Jeder zweite Deutsche hat inzwischen Angst davor, dass die Krise seine Ersparnisse auffrisst. Die Rechnung, wie das praktisch vor sich geht, ist einfach: Bei einem Sparzins von 0,5 Prozent (z.B. auf’s Sparbuch) und einer Inflationsrate von 2,5 Prozent werden aus 25.000 Euro in fünf Jahren zwar nominal 25.631 Euro, jedoch sind nach Abzug der Geldentwertung in Wahrheit nur noch 23.000 Euro übrig. Abzüge durch die Abgeltungssteuer sind dabei noch gar nicht berücksichtigt. So erfolgt die Dieberei zwar unter der Hand nur in kleinen Dosen, in der Summe und über die Jahre jedoch im großen Stil: Die Kleinen sind die Dummen.

Frustration und Orientierungslosigkeit sind nur zwei der möglichen Folgen; mit der wachsenden Verselbstständigung des Geldhandels geht auch dessen Unüberschaubarkeit ("Komplexität") einher, die wiederum fungiert als Auslöser für neue Formen sozialer und ökonomischer Verunsicherung. Wachsender Unwille gegenüber einer "indifferenten, charakterlosen Macht" (so nannte Georg Simmel das Geld schon 1920) ist denn auch ein derzeit beobachtbarer gesellschaftlicher Reflex.

Der Grund für die anschwellende Verbitterung liegt auf der Hand: Nicht mehr konkrete unmittelbare Leistung bildet im Erleben vieler den Dreh- und Angelpunkt des wirtschaftlichen Verkehrs, sondern Geld als fragwürdig gewordene Macht. Anders gesagt: Als verobjektivierte "Kulturleistung" tritt Geld dem Menschen zunehmend in der Rolle einer anonymen und fremden Autorität gegenüber. Es ist daher längst zu beobachten und kein Wunder, dass moderne Spielarten der Gleichgültigkeit und Apathie an die Stelle früherer Berufsehre und persönlicher Verantwortung treten. Personalbosse in den Firmen und Arbeitsberater beklagen scheinheilig die Lage, übersehen aber gern, dass der "freie Markt" es ist, der Menschen psychisch und körperlich krank zu machen vermag.

Pech für die Gebeutelten

Nach einer OECD-Studie sind die Einkommensunterschiede weltweit gravierend und nehmen OECD-weit zu, in Deutschland besonders schnell. Das oberste Zehntel der Tätigen verdient hier achtmal so viel wie das unterste. Liegen die höheren Nettobezüge bei 57.300 Euro im Jahr (Durchschnitt), so müssen sich immer mehr Geringverdiener (untere 10 Prozent) mit 7.400 Euro netto im Jahr begnügen (ohne staatliche Leistungen). Der soziale Graben zwischen diesen Bevölkerungsschichten ähnelt immer stärker den verdrießlichen Zuständen in den USA. Anfang der neunziger Jahre lag hierzulande das Verhältnis noch bei 6:1.

Und die Ungleichheit wächst. Der europäische Gedanke zielte in seinem Ursprung auf sozialen Zusammenhalt und Konvergenz der Lebensbedingungen. Aber eine Folge der Krise ist - neben den Einkommensunterschieden - auch die sich immer weiter zuspitzende ungerechte Verteilung der Vermögen: Das gilt für europäische Länder im Vergleich, aber auch wieder für soziale Schichten im eigenen Land. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsförderung (DIW) kam bereits im November 2007 zu dem Ergebnis, dass die Vermögensverteilung in Deutschland noch ungleicher ausfällt als die Einkommensunterschiede. Demnach besaßen drei Zehntel aller Erwachsenen rund 90 Prozent des Vermögens (Stand: 2007). Im DIW-Wochenbericht vom Februar 2010 hieß es: "Weiterhin hohes Armutsrisiko in Deutschland. Kinder und junge Erwachsene sind besonders betroffen".

2012 ist längst Fakt: Immer mehr Beschäftigte werden aus der Mitte verdrängt, ein neues Heer von Abhängigen muss sich zwangsläufig im Niedriglohnsektor verdingen. Mit allen sozialen Folgen für die Gebeutelten und ihre Familien. Armut und Reichtum, aber auch Teilhabe- und Verwirklichungschancen sind die beiden Pole auf der sozialen Landkarte Deutschlands und Europas, die immer weiter auseinanderdriften.

Was ist unterm Hütchen?

"Die Art, wie wir spekulieren, ist ungesund" urteilt der Finanzkolumnist William Bonner, Gründer von Agora Financial, einem der weltweit großen Verlage von Börsenbriefen. Eine Handvoll sehr großer Banken ist verantwortlich für die massive Kapitalanlage als sogenannte Derivate. Astronomische Geldmengen sind im Spiel, es geht um Hunderte von Billionen Dollar. Devisenhandel und Derivatenhandel machen längst das x-Fache der Weltwirtschaftsleistung aus.

Nach William Bonner findet sich das einzige historische Beispiel für eine tatsächlich gelungene Verbesserung der Ökonomie durch zentralistische Intervention im Alten Testament. Hier nämlich beugt Pharao den sieben mageren Jahren durch Maßnahmen während der vorangehenden sieben fetten Jahre vor, inspiriert durch den Traum Josefs (1. Mose, Kap. 41).

Der Wirtschaftswissenschaftler Franz Hörmann, Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien, spricht aus, was die Apostel der Ökonometrie und ihre geschliffenen Modelltheoretiker nicht wahrhaben wollen und können. Hörmann nennt das Bankentreiben ein mittelalterliches Hütchenspiel: "Die Hütchen sind die Konten. Und das echte Geld ist die Kugel, die irgendwo darunter liegt. Nun wird es spannend: Was, wenn man alle Hütchen hochhebt und da ist gar keine Kugel mehr da?"

Drei Herren, eine Ehrung und ein Todesfall

Drei Herren gucken einer Diva hinterher, die einen Stier in Hundegröße an der Leine führt: Die Titelseite des Simplicissimus vom 1. September 1962. Das war vor fünfzig Jahren. Es sind nicht irgendwelche Herren. Der britische Premier Harold Macmillan, der französische Präsident Charles de Gaulle und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer geben sich ein grafisches Stelldichein. Die Karikatur ist von Manfred Oesterle.

Damals, 1962, keimte die Idee, ein Gegenstück zu den Machtblöcken der USA und der UdSSR zu formen: Anfangs nur sechs Mitgliedsstaaten bildeten die sogenannte EWG (Europäische Wirtschaftsgemeinschaft). Die mondäne Dame in der Zeichnung führt den zahmen Stier scheinbar lässig spazieren, eine Anspielung auf den Mythos von Zeus und Europa. Allerdings war es der Legende zufolge Zeus in Stiergestalt, der das Weib (zudem eine Jungfrau) verschleppte - eine etwas andere Ausgangslage. Oesterles gekonnte Stichelei belegt aber: Von Anfang an hatte Europa seinen Preis, war der Einigungsprozess mit erhabenen Kosten verbunden.

Gerade mal zehn Jahre ist es her, da erhielt der Euro eine illustre Auszeichnung, die sonst nur Personen zukam, den Aachener Karlspreis. In seiner Dankesrede am 9. Mai 2002 nannte der damalige Präsident der EZB, Willem F. Duisenberg, den Euro die erste Währung, die weder an Gold noch an Nationalstaaten gebunden sei. Zur Erinnerung: Bis ins 20. Jahrhundert hinein basierten die europäischen Währungen sämtlich auf Edelmetall in Gold oder Silber, dem "Element der Götter". Duisenberg, auch Mister Euro genannt, ertrank 2005 unter nicht ganz geklärten Umständen im Pool seiner Villa im südfranzösischen Faucon.

Royale Rezepte

Wie ist es heute? Angela Merkel in ihrer Selbstinszenierung als Retterin mag heute als "Europas Königin" gelten, aber der Blick zurück könnte in mehrfacher Hinsicht hilfreich sein: Margaret ("Maggie") Thatcher zum Beispiel, von 1979 bis 1990 britische Premierministerin, war zu ihrer Zeit die unbestrittene Majestät und Vorbild in Sachen Deregulierung und Liberalisierung. Niedrige Steuern für höhere Einkommen gehörten zu ihrem Erfolgsmodell, und auch ihr amerikanisches Pendant, Ronald Reagan, hatte seinerzeit nichts Anderes anzubieten als die wunderbare Geldvermehrung im Interesse der Reichen. Mit der Entfesselung der Finanzmärkte ab Anfang der 1980er Jahre wurde die exzessive Spekulation gesellschaftsfähig.

Unterdessen ist auffällig, dass man in Great Britain in Zeiten der Krise nicht unbedingt daran denkt, Solidarität zu bekunden. Die Briten haben zwar die Modernisierung ihres maroden Industriesektors in typisch englischer Selbstgefälligkeit verschlafen, profitieren jedoch, wie sie meinen, von der einzig wahren Quelle der Wohlfahrt. Dieses Wunder danken sie ihrem Finanzplatz London, welcher zur sagenhaften Nummer Eins avancierte und immer neue Flutwellen von Kapital in die britische Metropole spült. "Finanzprodukte" sind das Allheilmittel der Zeit. Finanzprodukte, deren Konstruktion ein normal Sterblicher überhaupt nicht mehr begreift. Sie ersetzen vielfach einstige Industrieprodukte: Immer mehr Kapital fließt in die Finanzmärkte - mit der Aussicht auf schnelle spekulative Gewinne. Und es mehren sich die rücksichtslosen Spielarten unter den Spekulationen.

Krise - auch im Portemonnaie

Wohlstand für alle, Befriedung nach außen und innen - hat es mit der Zielsetzung der wohlmeinenden EU-Gründerväter geklappt? Fakt ist: Derzeit entschwinden die Milliarden aus den Euro-Krisenländern, ein Desaster für sich. Seit 2011 schenkt kaum noch jemand griechischen, irischen, spanischen oder portugiesischen Banken Vertrauen. Die anhaltende Kapitalflucht aus der Euro-Peripherie untergräbt aber nicht nur die hehren Ziele der Währungsunion, sie wirkt sich längst auf die Geldbörsen der einfachen Leute aus. Das Bruttovermögen der Italiener, Spanier und Portugiesen schrumpft gegenwärtig um drei bis vier Prozent, die Griechen verloren in der Krise bereits glatte 9 Prozent ihres Geldes. Vom Zerbrechen der Eurozone ist die Rede, ein trübes, aber durchaus realistisches Zukunftszenario fürs schwankende Europa?

Reale Vermögenszuwächse - Fehlanzeige. Das private Geldvermögen der Deutschen wuchs trotz Krise zwar weiter und stieg auf 4,7 Billionen Euro (Bruttovermögen der Privathaushalte; Immobilienbesitz und Rentenansprüche nicht eingerechnet). Der nominell beeindruckende Zuwachs bei den Deutschen gibt aber keinen Anlass zum Jubeln. Im gerade veröffentlichten Global Wealth Report 2012 des Finanzkonzerns Allianz liest sich das so:

Die historisch niedrigen Zinsen implizierten in vielen Ländern negative Realrenditen und machten es für die Sparer immer schwieriger, Anlagemöglichkeiten zu finden, die zumindest den realen Werterhalt ihres Vermögens garantieren.

Allianz Global Wealth Report

Die vermeintlich risikoarmen Anlageformen werfen kaum Zinsen ab. Für viele Kleinsparer heißt das auch: Finanzielle Sicherheit im Alter dürfte sich als purer Aberglaube erweisen. Auch an der Zukunftsangst verdienen die Banken und Finanzdienstleister noch: So etwa, wenn Lebensversicherungen als beste Strategie gegen die Altersarmut empfohlen werden. Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise bringt es selbst auf den Punkt: "Die Sparer sind die Leidtragenden."

Politische Alpträume

Unübersichtlichkeit und Unsicherheit der Arbeits- und Lebensbedingungen brachten Ende der 1990er Jahre den Begriff der "Brasilianisierung" Europas hervor. Der Soziologe Ulrich Beck wollte damit den Trends der postindustriellen Gesellschaft einen prägnanten Ausdruck verleihen. Das scheint heute, 2012, mehr als angebracht.

Noch einmal zurück zu den Zahlen: 4,6 Billionen Euro mussten die EU-Regierungen bisher schon aufbringen, um den angeschlagenen Finanzsektor zu retten (Pfeiffer, Der profitable Irrsinn, S.11). Das entspricht ziemlich genau dem Privatvermögen aller Deutschen. Nicht allein die Staatskassen sind klamm, bis hinein in die Provinzen und Kommunen ließen sich Bürgermeister und Kämmerer in der Vergangenheit zu fragwürdigen Methoden des "Speedbanking" verleiten. Oft mit ernüchterndem Ausgang.

Die öffentliche Verschuldung im Gefolge der Großen Krise hat heute alle 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union fest im Griff. Und sie kommt uns alle noch teuer zu stehen. Vor Studenten warnte der Hochschullehrer und viermalige italienische Wirtschaftsminister Giulio Tremonti (im römischen Kabinett zuletzt bis November 2011) vor einer "Hyperinflation". Der Geldwert könne wie 1923 platzen und "politische Alpträume" wiederbeleben.

Die Risikostudie zum 41. Weltwirtschaftsforum, das Anfang des Jahres in Davos tagte (41. World Economic Forum), warnt denn auch sinngemäß vor "Dystopie" und beschwört ein Szenario zunehmend zerbrechlicher Staatsgebilde, deren soziale und wirtschaftliche Träume nach und nach zerplatzen. An deren Stelle tritt was? Beunruhigende Visionen von Chaos und Gesetzlosigkeit und die Angst vor der Unfähigkeit moderner Gesellschaften, ihren politischen Pflichten nachzukommen.

Stier, Rindviech, Götze

Mythos Europa, Anno Domini 2012: Führt die Diva immer noch ein handzahmes Rindviech an der Leine, oder ist der Stier längst zu einem abstrusen Götzen in Übergröße mutiert, der sich nicht mehr so einfach bei den Hörnern packen lässt? Die Zahlen sprechen die eine Sprache. Viele Menschen im (noch) gepriesenen Europa sind verunsichert. Nicht wenige, die es sich (noch) leisten können, flüchten in einen scheinbar sorglosen Konsum: auch eine Form der Artikulation. Lobbyisten und Profiteure der Krise erklären dem Laien unterdessen die Welt, oft klingt das in den Ohren der Unwissenden leider eher nach Predigt als nach Aufklärung.

Ein "enormes Weib", das gilt auch für Angela Merkel, zumindest in der Außensicht: Mit Ausnahme des Jahres 2010 hievte das US-amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes die bundesdeutsche Primadonna und erklärte Europäerin von 2006 bis 2012 in imposanter Folge auf Platz Eins der 100 mächtigsten Frauen dieser Welt. Enorm sind allerdings auch die Probleme, denen sich die Gepriesene gegenübersieht. Staatsschulden, demografischer Wandel und Energiewende sorgen für Krach und Klamauk in Berlin, das leidige Rententhema könnte sich zur Machtfrage auswachsen. Der britische Economist zeigte nach der Sommerpause in einer Montage eine deutsche Kanzlerin in Grüblerpose, in der Hand ein Strategiepapier mit der Aufschrift: How to break up the Euro. Neben der sichtlich Gestressten stehen Kaffee und Whisky griffbereit. "Tempted, Angela?" titelt das Blatt nicht ohne hintergründigen Spott.

Weiter nur Reparaturarbeiten an der Währungsunion oder radikaler Umbau? Das Regieren in Europa erscheint selbst zunehmend mythisch und der Problemstau verharrt unverändert. Die Diva wird teurer und teurer - sündhaft teuer. Sind es am Ende doch nicht die Mainstream-Politiker und neunmalklugen Experten, sondern eher die belächelten Warner und Karikaturisten, die angesichts legendärer Geldfluten und eines gleichzeitig wachsenden Unbehagens zur Lage noch was Brauchbares beizutragen hätten? Von den Phrasen der Politgrößen und den Beruhigungspillen der Finanz- und Konzernkapitäne sind die europäischen Ideale der Nachkriegszeit jedenfalls weit entfernt.

Literaturauswahl