Expo 2000: Hannover soll gänzlich lahmgelegt werden

Der Widerstand gegen die Expo 2000 nimmt konkretere Formen an.

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Das Internet spielt für den Widerstand gegen die Expo offenbar eine wichtige Rolle. Es dient den Gruppen nämlich nicht nur als Plattform für Demonstrationsaufrufe, sondern vor allem als Netzwerk, um die geplanten Aktionen beispielsweise über Mailinglisten zu koordinieren. Zentrales Ziel der verschiedenen Initiativen, die vor allem aus dem linksautonomen Spektrum stammen, ist der Versuch, die Eröffnung der Weltausstellung in Hannover am 1. Juni zu verhindern oder zumindest massiv zu behindern.

Auch Einzelheiten der beabsichtigten Störaktionen werden inzwischen genannt. Vom frühen Morgen bis zum späten Nachmittag, heißt es auf der Internetseite der hannoverschen Anti-Expo-AG, soll Hannover "gänzlich lahmgelegt werden: Straßen, Zugstrecken, Straßenbahn, Flughafen, Kommunikationsstränge, Versorgungsleitungen ... Zum Abend hin können die Aktionen zum Expo-Gelände im Südosten Hannovers verlegt werden."

Was genau geplant ist, soll jedoch vorab nicht bekannt gegeben werden. Auch auf einen zentralen Treffpunkt wollen die Anti-Expo-Initiativen an diesem Tag bewusst verzichtet. Stattdessen sollen die von außen anreisenden Gruppen Blockaden und Störungen in den Stadtteilen und an den Stadträndern Hannovers durchführen, die in ihrer Himmelsrichtung liegen. Außerdem soll zuvor noch ein Stadtplan mit den wichtigsten Infrastrukturpunkten erstellt werden. Geplant sind auch illegale Radiosender, die ständig Informationen verbreiten sollen.

"Die Aktionsgruppen", heißt es weiter, "müssen sich selbst organisieren und so verhalten, dass sie nicht auffallen. Das ist nicht so schwer. Hunderttausende von Expo-BesucherInnen werden auch da sein!"

Für die Tage nach dem 1. Juni sind weitere Aktionen in Vorbereitung. So soll am 3.6. in Hannover eine Reclaim-the-streets-Party veranstaltet werden: "Eine Mischung aus Straßenblockade und Loveparade, eine Fusion aus Demo und Disko," die ebenfalls nicht angemeldet werden soll. Sie ist nämlich nach den Worten der Initiatoren illegal, weil es viele Gründe für ein Verbot gebe: "Lärmbelästigung, Nötigung, Eingriff in den Straßenverkehr, Sachbeschädigung".

Auch vom Verfassungsschutz wird der angekündigte Widerstand gegen die Expo 2000 inzwischen ernst genommen. Befürchtet werden - nach einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa - beispielsweise Gewaltakte wie Besetzungen oder Sabotage, da die im Juni beginnende Veranstaltung zunehmend ins Blickfeld gewalttätiger Linksextremisten geraten sei.