Fast 80 Prozent der Amerikaner stehen hinter der Kriegsentscheidung der US-Regierung

Nach einer aktuellen Umfrage steigt mit den jüngsten Erfolgen der alliierten Truppen auch wieder die Zustimmung zum Krieg und zu Bush

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

In den letzten Tage haben die alliierten Truppen wieder Erfolge erzielt und sind bis nach Bagdad vorgerückt. Obgleich der Ausgang der Schlacht um Bagdad noch ungewiss ist, hat sich mit dem Vorstoß offenbar die kurz zuvor skeptischer werdende Stimmung wieder in ihr Gegenteil verkehrt. Nicht nur steigen gleich als Stimmungsbarometer die Aktienkurse wieder, sondern sind auch wieder mehr Amerikaner für den Krieg - den wahrscheinlichen Sieg vor Augen.

Präsident Bush am 3. April beim Besuch in Camp Lejeune

Ob man Telefonumfragen allzu ernst nehmen soll, sei dahingestellt. Aber sie können wohl einen Hinweis auf die Stimmung in der Bevölkerung wieder geben. In einer Umfrage der Los Angeles Times, die am 2. und 3. April durchgeführt wurde, als die Truppen bereits wieder in Gang kamen und gen Zentrum des Bösen marschierten, stellte sich heraus, dass die Menge der Menschen wieder größer geworden ist, die hinter der Entscheidung von Präsident Bush stehen, in den Krieg zu ziehen. Insofern lenkt das Spektakel des Krieges noch immer erfolgreich von anderen Themen und Problemen ab. Denn die Umfrage zeigt erneut, dass die Menschen in wirtschaftlicher Hinsicht der Bush-Regierung nicht so viel zutrauen und deren Wirtschaftspolitik teils mit großer Mehrheit nicht unterstützen. Immerhin aber sagt auch die Hälfte der Befragten, dass für den Wiederaufbau des Irak nicht die US-Regierung, sondern die UN verantwortlich sein soll.

Interessanterweise hat die Times auch gefragt, woher die Befragten ihre Informationen beziehen. Fast 70 Prozent - Mehrfachnennungen waren möglich - gaben an, dass sie die meisten Informationen von den Nachrichten der großen Fernsehsender wie CNN, Fox oder MSNBC erhalten. Nur 30 Prozent nannten Zeitungen und 13 Prozent das Internet. Obgleich immer wieder gesagt wurde, dass die Menschen vermehrt ins Internet gingen, um sich dort zu informieren und andere Informationen zu erhalten, ist zumindest nach dieser Befragung die Dominanz des Fernsehens für die Meinungsbildung der Amerikaner ungebrochen. Zwei Drittel der Befragten sagten, dass sie die Kriegsberichterstattung genau verfolgt haben. Die Fixierung aufs Fernsehen, das sich in den USA derzeit kaum durch kritische Berichterstattung auszeichnet, verdankt sich wohl auch der erstaunliche Umstand, dass 78 Prozent glauben, Saddam Hussein habe "enge Beziehungen" mit al-Qaida. Auch für die Anschläge vom 11.9. macht ihn fast die Hälfte zumindest irgendwie mit verantwortlich.

Die Zustimmung zu Bush ging auch wieder in die Höhe. 68 Prozent sind mit ihm als Präsidenten zufrieden, sogar 54 Prozent der demokratischen Wähler sagen dies. Und auf die Frage, ob sie zufrieden damit sind, wie Bush mit der "Situation mit Saddam Hussein im Irak" umgeht, bekräftigten dies 74 aller Befragten (und erstaunliche 68 Prozent der Demokraten). Die Opposition ist offenbar weitgehend ausgeschaltet. Gerade einmal 6 Prozent sagten, sich an den Protesten gegen den Krieg beteiligt zu haben, 29 Prozent stimmen mit der Kritik der Demonstrierenden überein. Trotzdem meinen 77 Prozent, dass es richtig war, in den Krieg zu gehen, und 75 Prozent vertrauen der Bush-Regierung in militärischen Dingen. Von den Kriegsbefürwortern ist die Mehrzahl auch noch für den Krieg, wenn er länger als ein halbes Jahr gehen würde.

Dieses Ergebnis ist vielleicht auch für die Zukunft nicht nur erfreulich, wenn auch noch 70 Prozent der Befragten sagen, dass die USA für den Krieg eine "moralische Autorität" gehabt haben, zugleich aber der Meinung sind, dass die Waffeninspektoren genug Zeit hatten und Bush vor dem Kriegsbeginn sich lange genug diplomatisch bemüht hatte. Fast zwei Drittel gehen denn auch davon aus, dass mit dem Sturz des maroden Saddam-Regimes die Welt tatsächlich sicherer werde.

Dabei geht es der Mehrheit nicht um die Massenvernichtungswaffen, sondern um die Person des Diktators. Ginge er ins Exil oder könnte er überleben, wäre der Krieg kein Erfolg gewesen. Das ist er für 85 Prozent (!) nur, wenn Saddam letztendlich gefangen oder getötet wird. Diese Fixierung auf eine Person verdankt sich der fernsehorientierten und populistischen Rhetorik und Politik von Bush. Er würde allerdings auch dann konsequenterweise in Verlegenheit kommen, wenn der personalisierte Kampf des Guten (Bush) gegen den Bösen (Saddam) mit dem Untertauchen des letzteren enden sollte, wie dies bereits bei Bin Ladin der Fall war. Letztes Jahr hatte man dann schnell wieder Hussein aufgebaut, der von Anfang an das Ziel war, aber es dürfte schon schwieriger werden, nach Hussein schnell einen weiteren dämonisierbaren Bösewicht zu finden.

Bekanntlich baut die US-Regierung schon weitere Feindesländer auf. Verteidigungsminister Rumsfeld hatte Syrien und den Iran mit militärischer Reaktion gedroht, wenn sie weiterhin Waffen in den Irak liefern (wofür es allerdings bislang wohl noch keine Bestätigung gibt). Nach der Umfrage befürworten 42 Prozent ein militärisches Vorgehen gegen Syrien, sollte es weiterhin Waffen an den Irak liefern, und 50 Prozent sind für einen Krieg gegen den Iran, wenn dieser weiterhin Nuklearwaffen oder andere Massenvernichtungswaffen entwickelt.

Dazu passt denn auch eine Meldung in der israelischen Zeitung Haaretz, nach der die israelische Regierung von der amerikanischen in dieser Woche eine Mitteilung erhalten haben soll, dass man alles machen werde, die Bedrohung Israels durch den Irak zu neutralisieren. Nach dem Krieg würde sich die US-Regierung dann mit anderen radikalen Ländern in der Region auseinandersetzen, um deren Aktivitäten zu mäßigen und den Terrorismus zu bekämpfen. Das müsse nicht notwendigerweise bedeuten, dass es zu militärische Aktionen komme, aber ausgeschlossen ist es wohl auch nicht. Ein solches Vorgehen würde auch Israel nutzen, das aber auch einen Beitrag leisten müsse, um die sowieso schon entstandenen Spannungen im Nahen Osten zu mindern. Gemeint scheint damit zu sein, die Siedlungen in den palästinensischen Gebieten nicht weiter zu dulden.