Force-Feedback-Handys

Kommt nach Telefonie und SMS nun ComTouch?

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Die Tangible Media Group des MIT bastelt an Handys, mit denen sich Vibrationen übermitteln lassen.

Bild: Tangible Media Group

Nein - es geht hier nicht um konventionelle Vibrationshandys, die bei einem Anruf nicht nur klingeln, sondern auch oder stattdessen zu vibrieren beginnen, was Führungskräfte in Sitzungen, Studenten in Bibliotheken und alle wohlerzogene Menschen in Restaurants zu schätzen wissen.

Die ComTouch-Technologie ist deutlich subtiler: In den Prototypen sitzen fünf kleine Vibrationselemente (Lautsprecher mit 250 Hz), hinter denen sich zugleich Drucksensoren verbergen. Werden die Sensoren gedrückt, vibriert solange das entsprechende Element beim Kommunikationspartner.

Falls die Technologie wirklich funktioniert (also Vibrationen bequem empfangen werden, der Akku sich nicht zu schnell leert etc.), dann ist keineswegs ausgeschlossen, dass es dafür einen Markt gibt. Die Teenie-Handy-Spaßgeneration dürfte sich dafür begeistern lassen, ebenso all diejenigen, die nicht laut sprechen können oder wollen, aber dennoch kommunizieren müssen und keine Lust zum SMS-Fummeln haben; gehörbehinderte Menschen könnten 1:1 kommunizieren (und nicht nur zeitversetzt per SMS). Angela Chang, eine Projektmitarbeiterin, weist zudem auf die nette Vorstellung hin, dass man so am Handy per Handschlag Geschäfte abschließen kann.

Doch wer glaubt, der Tangible Media Group ginge es um Erfindungen, über die sich niemand freuen kann außer PR-Agenturen, der irrt. Das Hauptanliegen dieser MIT-Forschungsgruppe ist, die Kommunikation zwischen Behinderten zu erleichtern. Haptische Technologien, wie sie auch bei dem ComTouch-Handy zum Einsatz kommen, sind vor allem für Blinde von großem Interesse, da diese sehr erfahren darin sind, haptische Reize zuzuordnen.

In der europäischen Partnerinstitution des MIT Media Lab, dem Media Lab Europe, forscht die blinde Wissenschaftlerin Sile O'Modhrain an Palpable Machines. Auch hier geht es darum, das von Computerspielen her bekannte Force-Feedback-Prinzip auch für andere Anwendungen nutzbar zu machen.

Haptische Technologien haben übrigens die Forschungslabore längst verlassen. Die NASDAQ-notierte Firma Immersion lebt genau von derartigen Technologien. Im Computerbereich waren bislang zwei Logitech-Mäuse mit Immersion-Technologie ausgestattet, die allerdings kaum jemanden überzeugen konnten: Die Mäuse fangen beim Überfahren klickbarer Elemente zu vibrieren an, was eher nervig ist (c't, 23/00, S.88 unter dem schönen Titel "Farce Feedback", eine nette Besprechung findet sich auch bei Dan's Data).

Übrigens verbaut auch BMW Immersion-Technologie - mal sehen, ob die praktische Anwendung hier mehr Freude aufkommen lässt.