Französische Bahn: Pfusch "vollkommen nützlich und unerlässlich"

Die Staatsbahn bestellt 341 Regionalzüge, die zu breit für Bahnhöfe sind; der Präsident des staatlichen Schienennetzbetreibers, der für die Berechnungsgrundlagen zuständig war, beschwichtigt

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Das französische Magazin Le Canard Enchainé ist gleichermaßen bekannt für seine satirischen Texte ("Strauss-Kahn ist für die Ausweitung der eurogenen Zone") und seine skandalträchtigen Enthüllungen aus der Politik. Der neueste Stoff, mit dem das Magazin die Öffentlichkeit versorgt, ist die Enthüllung einer Wirklichkeit mit stark satirischen Noten. Es geht um Pfusch bei der Bahn: Bei der Bestellung von 341 Regionalzügen hat die staatliche Eisenbahngesellschaft SNCF falsche Angaben an die Hersteller übermittelt, mit dem Ergebnis, dass die Züge für Hunderte von Bahnhöfen zu breit sind - um 20 Zentimeter laut Le Monde.

Da die Einkaufsplaner der SNCF sich auf Angaben des staatlichen Betreibers des Schienennetzes, RFF, berufen, wird der Schuldfrage hin- und hergereicht. Die beiden Gesellschaften unterhalten seit Jahren eine schwierige Beziehung miteinander. Laut Canard waren die RFF-Berechnungsgrundlagen veraltet. An den Zügen, 182 wurden bei Alstom hergestellt und 159 beim kanadischen Hersteller Bombardier (Sitz in Montreal), lässt sich nicht mehr viel korrigierend herumbasteln, also sieht der Krisenplan vor, dass die zu engen Gleisführungen an den Bahnhöfen verbreitert und die Bahnsteige verkleinert werden..

Für insgesamt 1.200 Bahnsteige (manche berichten von 1.300), es sind fallen Umbauarbeiten an, die Züge brauchen mehr Platz. Zusammen mit einigen Infrastrukturkorrekturen soll das die französischen Steuerzahler zwischen 100 Millionen (Canard Enchainé) und 50 Millionen Euro nach Angaben der RFF kosten. Medien greifen die naheliegende Frage auf, ob dies nicht letztlich die Bahnfahrer mit ihren Zugtickets bezahlen werden.

Die RFF beschwichtigt, die Preise würden nicht steigen, garantiert, so dessen Präsident Rapoport. Er gab bekannt, dass die Bauarbeiten im "Modernisierungsbudget" enthalten seien; die böse Überraschung koste lediglich 50 Millionen und mache nur ein Prozent der Ausgaben aus, die man jährlich in die Verbesserung des Schienennetzes stecke.

Darüberhinaus ließ Jacques Rapoport wissen, dass diese Ausgabe "vollkommen nützlich und unerlässlich" sei, weil die Bahnreisenden doch sonst kleinere und altmodischere Züge hätten.

Weil solche Baustellenprojekte dann letzlich häufig teuerer ausfallen als geplant, teilten einige der Regionen, die die Züge mitfinanzierten, vorsorglich schon mal mit, dass sie sich nicht an den Mehrkosten beteiligen würden. Angesichts des Sparkurses, den die französische Regierung dem Land verpasst, könnte die Sache noch einiges Konfliktpotential entfalten, sollte das Kalkül der RFF nicht stimmen. Immerhin waren die Zahlen schon bei der Bestellung der neuen Züge nicht korrekt.