Freund und Feind lokalisieren

Ein neuer Kundenservice eines österreichischen Mobilkom-Anbieters ruft Datenschützer auf den Plan

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Wollen Sie wissen, ob Ihre Freundin wirklich beim Friseur ist oder sich doch ganz woanders herumtreibt? Möchten Sie die Außendienstmitarbeiter Ihres Unternehmens besser kontrollieren und deren Wege genau überwachen? Kein Problem. "Friendfinder", ein neuer Dienst, den der österreichische Mobilkom-Anbieter max.mobil plant, will das Orten von Personen über Handy ermöglichen. Bis auf wenige Meter kann "Friendfinder" deren Benutzer angeblich lokalisieren.

Laut Max.mobil sei dieser Dienst primär für den Freizeitbereich und zum Spaß unter Freunden gedacht. Ab Ende des Monats soll "Friendfinder" den Kunden schon angeboten werden . Offensichtlich hat man jedoch auch Unternehmen, die ihre Mitarbeiter via Handy orten möchten, als Kundengruppe im Visier. So betonte ein Sprecher des Mobiltelefon-Anbieters gegenüber ORF-Futurezone, dass bei Unternehmen ohnehin die schriftliche Zustimmung der Mitarbeiter eingeholt würde oder eine entsprechende Betriebsvereinbarung vorgelegt werden muss.

Der mögliche Einsatz zur Mitarbeiterüberwachung stößt auf herbe Kritik von Datenschützern. "Nach dem ArbVG ist der Einsatz von Überwachungsmaßnahmen, die die Menschenwürde berühren, zustimmungspflichtig. Überwachungsmaßnahmen, die die Menschenwürde verletzen, sind generell verboten. Es wird den Arbeitsgerichten überlassen bleiben festzustellen, ob "Friendfinder" in die erste oder zweite Kategorie fällt", heißt es in einer Presseaussendung der österreichischen ARGE Daten.

Hans Zeger, Obmann dieser Datenschutzorganisation, erklärt zudem: "Das Aufspüren von Personen mit eingeschaltenen Handys ist eine GSM-Funktion, die bisher nur zum Auffinden von Schwerverbrechern benutzt wurde." Die Vorwürfe der Datenschützer will Max.mobil nicht gelten lassen. Es wären für "Friendfinder" keine speziellen Überwachungs-Applikationen im Mobilnetz eingebaut worden, und für Überwachungszwecke der Polizei sei der Dienst völlig uninteressant, heißt es aus dem Unternehmen. Auf geografische Daten hätten die Sicherheitsbehörden ohnehin bereits Zugriff, wenn ein entsprechender Gerichtsbeschluss vorliege.

"Außer für Paranoiker, Spanner und Privat-Sheriffs" gäbe es keinen "ernsthaften Bedarf an diesem Dienst", ätzen die österreichischen Datenschützer. Angesichts der steigenden Beliebtheit, der sich elektronische Überwachungstools à la Spectorsoft erfreuen, darf aber bezweifelt werden, dass der potenzielle Kundenkreis sich tatsächlich auf die genannten Personengruppen beschränken wird.