Friedlicher Protest gegen die Expo 2000

In Hannover haben die Polizeifestspiele 2000 begonnen

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Diesen Eindruck vermittelte zumindest am heutigen Samstag die hannoversche Innenstadt. Seit dem frühen Morgen standen in der gesamten City an wirklich fast jeder Ecke junge uniformierte Herren und Damen, über den Dächern kreisten unentwegt Hubschrauber, und der Kaufhof direkt gegenüber dem Hauptbahnhof war vermutlich an diesem Tag das am besten gesicherte Kaufhaus Deutschlands.

Anlass für diese geballte Ladung in Grün - die Zahlenangaben schwanken zwischen etwa 7000 bis 10000 eingesetzten Beamten der Polizei und des Bundesgrenzschutzes - war eine Demonstration, zu der sich gegen Mittag nur knapp 1000 Menschen in Hannover versammelt hatten. Ihr durchweg friedlicher Protest richtete sich gegen die Weltausstellung Expo 2000, die, wie es auf Flugblättern hieß, "weltweit wichtigste Werbeshow für kapitalistische Zukunftsideen".

Überraschend altväterlich - besonders angesichts der zumeist noch recht jungen Demonstranten - wirkten jedoch die Parolen und Protestrituale. Alte Arbeiterkampflieder dröhnten aus den Lautsprecherboxen, auf Rot reimte sich wieder mal Brot, für das man geschlossen unter der roten Fahne kämpfen muss. Und natürlich gab's zahlreiche entschlossene "Hochs" auf die internationale Solidarität.

Also eigentlich nichts Neues von der Demofront. Dennoch könnte sich am 1. Juni, dem Eröffnungstag der Expo, die Situation zuspitzen, wenn es tatsächlich zu den geplanten Verkehrsblockaden auf den Zufahrtswegen zum Expo-Gelände kommen sollte. Außerdem ist damit zu rechnen, dass sich an diesem Tag auch die Demonstrantenzahl erheblich erhöhen wird, vor allem durch anreisende autonome Gruppen aus Berlin und Hamburg.

Wer sich im Internet über die Ereignisse in Hannover aus der Sicht der Expo-Gegner informieren möchte, findet stets aktuelle Berichte und Nachrichten auf der seit vergangenen Freitag eingerichteten Netzseite www.expo-calypse.de. Zusätzlich gibt es am Eröffnungstag auf der Frequenz (106,5 Mhz) des hannoverschen Lokalsenders Radio Flora aktuelle Meldungen zur Expo und zum Expo-Widerstand.