Früher war alles schöner

Von Langhaarfrisuren, langen Bärten und struppigen Koteletten

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Die Behauptung "Es gibt nur ein' Rudi Völler" ist Quatsch ­ zumindest pophistorisch gesehen. Gleich in zwei verschiedenen Bands war unser heutiger und inzwischen zum Volkshelden mutierter Teamchef der deutschen Nationalmannschaft als Doppel-Völler aktiv. Das beweist eindeutig ein gewisser Theo, der Hunderte von so genannten Bandfotos im Netz veröffentlicht hat.

Allein auf dieser Theo-Seite des IRR Magazins sieht der geneigte Betrachter Völler gleich als Mitglied zweier Bands: bei der zu ihrer Zeit weltberühmten Pop-Formation "Sandcastle" und bei einer international überaus populären Gruppe, deren Namen leider so in Vergessenheit geraten ist, dass auch wir ihn nicht mehr wissen. Gleichwohl: ein Rudi bleibt ein Rudi und damit seiner Frisur ewig treu, die ihn auch heute noch als Angehöriger der "Generation Langhaar" (Oliver "Pelzer" Nagel) und als "Rocker der ersten Stunde" (Ulrich Wickert) gleichsam outet.

Theos Kommentar: "Ein ganzer Haufen Kommunenrocker. Außergewöhnlich hoher Männer-mit-Sonnebrillenanteil. Der kleine Schmierlappen mitte-halbrechts sieht aus wie ausgestopft."

Aber nicht nur der Doppel-Völler macht auf Theos Website visuell was her. Nein, wer sich dort durch den virtuellen Bilderberg klickt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus ­ vorausgesetzt er hat Pech und ist Mitglied der "Generation Golf" (Florian Illies) oder der Generation Daumen. Vertreter dieser Generationen werden angesichts der Fotodokumente bestimmt ungläubig ihren von einer gepflegten Kurzhaarfrisur geschmückten Kopf schütteln, um anschließend bei einem Gläschen Absinth verzweifelt zu murmeln: Ach Du Scheiße, so sahen unsere Alten aus.

Wer allerdings statt Golf mal R 4 gefahren ist und jetzt hoffentlich die "Gnade der frühen Geburt" (Rudi Carrell) zu genießen weiß, der wird diesen vorlauten Jungschnöseln antworten: Ja, so isses ­ oder genauer gesagt: Ja, so war es damals. Sogar in der realexistierenden-sozialistischen Deutschen Demokratischen Republik - wie unser Bildersammler Theo am Beispiel der Puhdys demonstriert.

Langhaarfrisuren, lange Bärte und struppige Koteletten sowie unglaublich phantasievolle Modekreationen machten eben auch vor Grenzen und antiimperialistischen Schutzwällen nicht halt. Wer was auf sich hielt, zeigte damals weltweit Mut zum rosa Hemd, zum komischen Bandnamen oder bekannte sich nassforsch als Beatles-Mutant.

Schon in der damaligen Zeit war also der Geschmack der jungen Generation im wahrsten Sinne des Wortes global, was seltsamerweise weder zu Protesten von Indymedia.org noch von anderen Globalisierungsgegnern führte, sondern bestenfalls Angehörige der "Generation Weltkrieg Zwo" (Ludwig Erhard) empörte. Dass die heutigen Ansätze einer "globalisierten Mode" (Karl Lagerfeld) dagegen eher bescheiden, wenn nicht sogar "degoutant" (Wolfgang Joop) ausfallen, auch das zeigt Theo an einigen ausgewählten Beispielen. Aber dafür braucht man ja nicht eigens in das Internet zu gehen, da reicht ein ganz realer Bummel durch die nächste Fußgängerzone.

Früher ­ und das ist nun die Moral von dieser Geschicht' ­ war eben alles schöner, besser und anmutiger. Und wer daran immer noch Zweifel hegt, der sollte sich jetzt sofort Theos hübsche Bildersammlung anschauen.