Für die Unternehmen gibt es nichts Gutes, außer man tut "es"

Seite 2: Europa hat sich selbst in die Sackgasse gefahren

Was Europa und Deutschland braucht, ist gerade nicht die Art von Diskussion, wie sie von Lindner und Habeck derzeit geführt wird. Unbedingt notwendig ist die Erweiterung des Blickfeldes der Politik und der meisten Ökonomen um die makroökonomische Dimension.

Doch genau das wollen die Liberalen und Libertären nicht, weil der Blick über den Horizont der schwäbischen Hausfrau hinaus ideologisch verboten ist, weil man damit Keynesianismus assoziiert.

Deswegen führt der Bundesfinanzminister, der nach eigenem Bekunden gerne mit Andersdenkenden "ins Gespräch kommen will", langatmige Diskussionen mit Ultra-Libertären (wie hier in Leipzig mit Gunther Schnabl), wo man sich nur gegenseitig selbst bestätigt, statt sich einmal einer ernsthaften Auseinandersetzung mit wirklich Andersdenkenden zu stellen.

Bei einer solchen Auseinandersetzung würde sich zeigen, dass es die um die Makroökonomie verkürzten Vorstellungen der Nordländer einschließlich Deutschlands waren, die Europa und die europäische Währungsunion in die missliche Lage geführt haben (wie hier gezeigt).

Doch anstatt mit den anderen Europäern in der derzeitigen Lage darüber offen zu reden, gräbt man sich noch tiefer in die eigenen Schützengräben ein, sodass man den Horizont garantiert nicht mehr sieht.

Man mag als Politiker, der sich zur Wahl stellen muss, einwenden, es sei doch bei der derzeitigen Einstellung der deutschen Bevölkerung zu solchen Fragen praktisch unmöglich, mit einer wirtschaftspolitischen Kehrtwende auch nur einen Blumentopf zu gewinnen. Das ist vermutlich richtig.

Wenn aber die Kehrtwende nicht versucht wird, wenn man nicht alles unternimmt, um mit der Bevölkerung offen zu sprechen und die Diskussion auf eine neue Ebene zu heben, benötigt man bald gar keine Politiker mehr, die sich zur Wahl stellen.

Dann wird nämlich nicht mehr diskutiert, sondern es wird ohne Diskussion von oben festgelegt, wer wie zu denken hat. Faschismus nennt man das.

Demokratie lebt von der offenen Auseinandersetzung. Aber wenn sie dazu unfähig ist und genau deswegen wirtschaftlich total versagt, dann kommen diejenigen an die Macht, denen jede Art von Diskussion zuwider ist und die Diskussion selbst für das Versagen des Staates verantwortlich machen.

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