GDL-Streik und Traktor-Proteste: Deutschland liegt lahm – mehr oder weniger

Störung im Betriebsablauf: Ganze Berufsgruppen legen sich mit Regierung und Konzernen an. Symbolbild: Pixabay Licence

Nach Niederlage der Bahn vor Gericht: Nur 20 Prozent der Züge fahren. Bauernproteste erschweren auch Nutzung von Autobahnen. Was Reisende und Pendler wissen müssen.

Die deutsche Bahn ist mit ihrem Vorhaben gescheitert, den dreitägigen Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) gerichtlich verbieten zu lassen. Es ist der dritte in dieser Tarifrunde.

Seit Dienstagabend stehen bereits Güterzüge still, seit heute morgen um 2 Uhr wird auch der Personenverkehr bestreikt. Laut einem Notfallfahrplan sollen bis Streikende am Freitagabend um 18 Uhr nur 20 Prozent der Züge fahren.

Das Landesarbeitsgericht Hessen lehnte am Dienstagabend den Eilantrag der Bahn auf eine Einstweilige Verfügung ab und bestätigte damit in zweiter Instanz die Entscheidung des Arbeitsgerichts Frankfurt am Main.

Tickets bleiben gültig, Zugbindungen aufgehoben

Es gebe in den nächsten Tagen "nur ein sehr begrenztes Angebot im Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr", erklärte die DB. Fahrgästen wurde empfohlen, ihre Reise nach Möglichkeit zu verschieben oder sich zu informieren, ob ihre Verbindung nach dem Notfahrplan verkehrt oder nicht. Tickets behalten nach Bahn-Angaben ihre Gültigkeit – die Zugbindung ist aufgehoben.

Medien wie der Bild, die den Arbeitskampf wie gewohnt negativ kommentieren, blieb am Dienstagabend nur noch Schadenfreude darüber, dass GDL-Chef Claus Weselsky den letzten Zug nach Berlin verpasst habe: "Der oberste Lokführer erfährt jetzt am eigenen Leib, was es bedeutet, von der Bahn abhängig zu sein – und wie lästig seine Streik-Wut für Bahn-Kunden ist", schrieb das Blatt online.

Hauptsächlicher Knackpunkt des Tarifstreits ist die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung für Schichtarbeiter auf 35 Stunden pro Woche ohne Abstriche beim Lohn. Die Bahn betrachtet die Forderung als unannehmbar, beim Bahn-Konkurrenten Netinera konnte die GDL sie allerdings durchsetzen: Dort wird die 35-Stunden-Woche aber ab dem 1. Januar 2025 schrittweise bis 2028 eingeführt.

Behinderungen auf Autobahnen

Es ist kalt, vielerorts unter null Grad – und die Tage sind noch kurz. Viele sind um diese Jahreszeit müde; trotzdem ist es ein Aufreger, dass die GDL mit ihrem neuerlichen Streik Deutschland "lahmlegt". Zumal wegen der Bauernproteste mit Traktoren auch Autobahnen nur eingeschränkt nutzbar sind.

"Bereits seit den frühen Morgenstunden gibt es Behinderungen auf den Autobahnen A2, A4, A9, A72, A5, A14/A36 und einigen Bundesstraßen", informiert der ADAC potenziell Betroffene.

Für den heutigen Mittwoch sei zudem mit "gezielten Veranstaltungen" des Bauernverbands zu rechnen – darunter Kolonnenfahrten in den Kreisen Nordfriesland und Schleswig-Flensburg, Herzogtum Lauenburg, Stormarn und Ostholstein-Lübeck und in Hessen eine Sternfahrt nach Kassel zum Regierungspräsidium.