GDL will sieben Tage lang streiken

Die Lokführergewerkschaft wirft der Bahn vor, nicht an einem Verhandlungsergebnis interessiert zu sein, sondern auf ein Gesetz zu warten

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Die Lokführergewerkschaft GDL hat angekündigt, in der kommenden Woche sieben Tage lang zu streiken. Der Streik im Güterverkehr soll heute um 15 Uhr beginnen und bis Sonntag 9 Uhr früh dauern. Im Personenverkehr wird die Arbeit von Dienstagfrüh 2 Uhr bis Sonntag 9 Uhr niedergelegt.

Die Bahn verspricht, dass nicht alle Verbindungen ausfallen, will aber noch nicht sagen, auf welchen Strecken und zu welchen Zeiten sie verbeamtete Lokführer einsetzt, die nicht streiken dürfen. Fahrgäste sollen das kurzfristig auf der Homepage oder unter der (vom Mobilfunknetz aus) 60 Cent teuren Hotline 0180-699 66 33 erfahren. In Foren berichteten Fahrgäste allerdings, dass diese Angaben häufig nicht zutreffend sind und sich teilweise sogar widersprechen. Auch die Anzeigen an den Gleisen zeigen oft Züge an, die dann doch nicht kommen.

Anlass des Streiks ist nicht nur die Forderung nach fünf Prozent mehr Lohn, einer Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 39 auf 38 Stunden und einer Begrenzung der Überstunden auf höchstens 50, sondern auch der Anspruch der GDL, nicht nur Lokführer zu vertreten, sondern auch Kontrolleure und andere Bahn-Mitarbeiter. Die Bahn möchte, dass diese anderen Berufsgruppen ausschließlich von der Gewerkschaft EVG vertreten werden, die mit der Gewerkschaft Verdi kooperiert. Die EVG entstand vor fünf Jahren durch eine Fusion der Gewerkschaft GDBA mit der Gewerkschaft Transnet, die den Privatisierungskurs des Bahn-Managements unterstützte.

Auch die Münchner S-Bahn wird bestreikt. Foto: HardDisk. Lizenz: Public Domain.

Die GDL wirft dem Bahn-Management vor, in dieser Frage an keinem Verhandlungsergebnis interessiert zu sein, sondern auf ein neues Tarifeinheitsgesetz der Bundesregierung zu warten (was das Bahn-Management bestreitet). Dieses neue Tarifeinheitsgesetz sieht vor, dass in einem Betrieb künftig nur noch ein einziger Tarifabschluss mit einer einzigen Gewerkschaft gilt. Das soll jeweils diejenige sein, die die meisten Arbeitnehmer vertritt. Juristen zweifeln daran, dass diese Regelung verfassungsgemäß ist, weil sie sehr stark in die grundgesetzlich verbürgte Koalitionsfreiheit eingreift. Bis diese Frage höchstrichterlich entschieden ist, könnten allerdings Jahre vergehen.

Pendler, die sonst mit der Bahn fahren, können sich beim ADAC-Mitfahrclub und bei anderen Mitfahrzentralen nach Alternativen umsehen. Ihre Zeitkarten erstattet ihnen die Bahn nicht anteilig. Für Verspätungen ab einer Stunde soll es nach einer - nicht unerheblichen - bürokratischen Prozedur pauschal fünf Euro Beruhigungsgeld geben - aber nicht im Nahverkehr, wo nur 1,50 Euro winken, die erst ab dem dritten Schadenstag ausbezahlt werden. Für Einzelfahrkarten, die durch den Streik nutzlos wurden, will das Unternehmen Zugbindungen lockern oder den Kaufpreis herausgeben.

Wer mehr als 50 Kilometer von seinem Arbeitsplatz entfernt wohnt, kann eventuell auch einen Fernbus nutzen. Fernbusse sind nicht überfüllt und bieten ihren Fahrgästen nicht nur Sitzplätze, sondern meistens auch kostenloses WLAN. Darüber hinaus fallen sie bei schlechtem Wetter nicht aus, sondern nehmen einfach eine Alternativroute, wenn eine Straße gesperrt ist. Dass sie nicht überall dort fahren dürfen, wo es einen Markt für sie gäbe, ist ein Relikt aus den 1930er Jahren, als man der damaligen Reichsbahn Konkurrenz vom Hals halten wollte. Dieses Monopol wurde 2013 aufgeweicht, aber nicht abgeschafft.

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