Geldverschwendung bei der BBC?

Empörung im britischen Königreich: 375.000 Dollar Gebührenzahlergeld für den Kauf von bbc.com ausgegeben

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Sechs Jahre nach dem Kauf von bbc.com musste der englische öffentlich-rechtliche Rundfunk verraten, was ihn dieser Spaß gekostet hat. Nun kocht die britische Volksseele.

Mitte 1999 kaufte die British Broadcasting Corporation (BBC) im Dotcom-Boom die Domain bbc.com vom US-Unternehmen Boston Business Computing, das sie seit 1987 innegehabt hatten. Schon damals wurde gerätselt, wie viele Gebührengelder wohl für dieses virtuelle Aushängeschild verprasst worden waren. 20.000 und 200.000 englische Pfund wurden ebenso vermutet wie 30 Millionen US-Dollar. Die letzte Summe wurde von der BBC eiligst dementiert, doch ansonsten schwieg der Sender zu dieser finanziellen Transaktion.

Ein halbes Jahr später wollte sich der Sender auch die Domain bbc.org holen, die seit 1995 dem kanadischen Computerclub Big Blue and Cousins gehörte. Diesmal hatte sich die Taktik geändert, einem popligen Computerclub wollte man kein Geld zahlen. Stattdessen wurde mit Klage gedroht: Der kanadische Computerclub in Victoria, British Columbia, der seit 21 Jahren existiert, dessen 450 Mitglieder sich bis zu dreimal in der Woche treffen und der älteren Leuten den Umgang mit dem Computer beibringt, bekam Post von den Rechtsanwälten der BBC.

Kaufen oder verklagen?

Da Kanada aber nicht zum britischen Empire gehört und eine Entscheidung vor einem internationalen Schiedsgericht wie der WIPO vermutlich nicht zu Gunsten der BBC ausgefallen wäre, ließ der Sender die juristischen Drohungen später wieder fallen. Ein Kaufangebot wurden nicht gemacht und wäre nach dem zuvor angedrohten Rechtsweg von dem Computerclub vermutlich auch nicht akzeptiert worden, da die Vereinbarung eines Preises oder auch nur das laute Nachdenken darüber schon öfters den Inhaber einer Domain juristisch angreifbar gemacht hat.

Klar, dass nun Empörung herrscht, als aufgrund des Freedom of Information Act (Löschaktion vor der Akteneinsicht) die BBC den Kaufpreis verraten musste: 375.000 US-Dollar. Enthalten war eine zweijährige Übergangsphase, in der E-Mails und Besucher der Webseite des vorherigen Besitzers an diesen weitergeleitet werden mussten. Und etwas anderes als weiterleiten – nur jetzt auf www.bbc.co.uk – tut die teuer eingekaufte Domain auch heute nicht.