Gewalt und Sex in Computerspielen sind nichts für Minderjährige

Auch in den USA wollen Politiker den Zugang zu Computerspielen, die Gewalt fördern könnten, für Kinder und Jugendliche erschweren

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Nicht nur in Deutschland, auch in den USA wird die Diskussion über ein Verbot von Computerspielen mit Gewaltdarstellungen für Kinder und Jugendliche geführt. Erst Mitte des letzten Monats bekräftigte ein Bezirksgericht die Anordnung eines Countys, solche Computerspiele nur mit ausdrücklicher Genehmigung von Erziehungsberechtigten Minderjährigen zu verkaufen, zu verleihen oder zu geben. Vor wenigen Tagen hat Joe Baca, ein demokratischer Kongressabgeordneter aus Kalifornien, zusammen mit 21 weiteren Abgeordneten, einen entsprechenden Gesetzesvorschlag eingereicht.

Joe Baca begründete die Eingabe der Gesetzesvorlage "Protect Children from Video Game Sex and Violence Act of 2002" (HR 4645) zum Verbot des Verkaufs oder Verleihens von Computerspielen, die für Erwachsene freigegeben sind, durch einen Verweis auf Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass Gewaltspiele aggressives Denken und Handeln bei Kindern fördern. Eine Untersuchung der Federal Trade Commission vom Dezember 2001 habe ergeben, dass Händler in fast 80 Prozent der Fälle Spiele mit der Einstufung "Nur für Erwachsene" an Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren verkauft haben, die ohne Begleitung von Erziehungsberechtigten, gekommen waren. Spiele, die mit "M" (mature) gekennzeichnet sind, sind nicht für Jugendliche unter 17 Jahren geeignet.

"Ich bin Vater und Großvater, und ich habe genug von der Gewalt, die wir bei unserer Jugend beobachten können. Wir konnten das an der Columbine Highschool und letzte Woche in Deutschland sehen."

Für Baca wird die Computerspielindustrie immer bedeutsamer. Der Computerspielmarkt sei auf 9,3 Milliarden Dollar gewachsen und nehme jährlich um 15 Prozent zu. 92 Prozent der amerikanischen Kinder zwischen 2 und 17 Jahren würden Computer- oder Videospiele benutzen. 20 Prozent von ihnen hätten eine Art Sucht nach Spielen entwickelt. Über 90 Prozent der Eltern würden Altersbeschränkungen in Geschäften begrüßen. Studien hätten gezeigt, dass sich Kinder mit den "digitalen Verbrechern" in solchen Spielen identifizieren können:

"Wenn Kinder Videospiele spielen, nehmen sie die Identität der Darsteller in den Spielen übernehmen. Wollen Sie wirklich, dass Ihre Kinder in die Rolle eines Massenmörders oder eines Autoräubers schlüpfen, wenn Sie nicht Zuhause sind und arbeiten?"

Der Kongress, so wird im Gesetzesvorschlag gesagt, erkenne an, dass die Nation ein zwingendes Interesse daran habe, "Minderjährige am Kauf von Videos und Computerspielen zu hindern, die wegen ihrer bildlichen Darstellungen von Gewalt und Sex nur für Erwachsene geeignet sind". Mit vernünftigen Beschränkungen für den Kauf und den Gebrauch solcher Medienprodukte, die für Kinder und Jugendliche schädlich sein können, könnte sich die Zahl der Minderjährigen, die solche Spiele verwenden, erheblich einschränken lassen.

Eine ähnliche Anordnung hatte der St. Louis County, Missouri, erlassen. Gegen sie hatte die Interactive Digital Software Association und andere Organisationen Klage mit der Begründung eingereicht, dass ein derartiges Verbot die amerikanische Verfassung verletze, weil es die Meinungsfreiheit und die Freiheit der Kunst über Gebühr einschränke. Das Bezirksgericht hatte in seinem Urteil Mitte April diese Ansicht nicht geteilt. Nach Ansicht des Gerichts gleichen Computerspiele wie Doom nicht Filmen, sondern Spielen wie Basketball und enthalten daher keine von der Verfassung geschützte "Rede". Überdies verbiete die Anordnung nicht die Herstellung von bestimmten Computerspielen, sondern regle nur, an wen sie gelangen dürfen. Die Anordnung stütze sich auf die allgemeine Überzeugung der Menschen, dass es einen Zusammengang zwischen Killerspielen und Gewaltneigung gebe (Killerspiele sind nichts für Minderjährige).

Vermutlich werden die Kläger vor ein höheres Gericht ziehen. Letztes Jahr war eine ähnliche Anordnung in Indianapolis, Indiana, die den Zugang auf Gewalt- und Sexspiele für unter 18-Jährige in Spielhallen verboten hatte, von einem Gericht als verfassungswidrig zurückgewiesen worden. Die Stadt ist nun vor das Oberste Gericht gezogen.

Das von Baca eingebrachte Gesetz würde sich auf Spiele beziehen, die Szenen mit folgenden Darstellungen enthalten: Abtrennen von Kopf und Gliedmaßen sowie andere Verstümmelungen, Tötung von Menschen oder menschenähnlichen Wesen, Autoräuberei, illegalen Drogenkonsum, Vergewaltigung und andere Sexualverbrechen, Prostitution, Körperverletzung und andere Gewaltverbrechen. Mit Geld- und Gefängnisstrafen werden Händler bedroht, die solche indizierten Spiele oder Videos an Minderjährige abgeben.

Für Baca müssen zwar die Eltern die Verantwortung für ihre Kinder übernehmen und kontrollieren, womit sie ihr Verhalten erlernen, aber die Händler hätten auch eine öffentliche Verantwortung, die Kinder von schädlichen Inhalten fernzuhalten.