Gibt es Leben in Virtuellen Welten?

Das Collaborative Virtual Design Studio (CVDS) öffnet seine Türen

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Drei Dimensionen und das Internet passen - noch - nicht wirklich zusammen. Daß die Technologie den Eifer und die Lust von Designern und Firmen steigert, eine realistischere 3D Welt im Netz zu schaffen, kann nicht vermieden werden, ob es aus purer Neugier, puren ästhetischen Ansprüchen oder purem Interesse am finanziellen Gewinn ist.

Zum jetzigen Zeitpunkt können wir das 3D Erlebnis in der virtuellen Realiät nur mit Achterbahnfahrten vergleichen, mit totalen Immersionsfahrten, betrieben durch hydraulische Systeme, und mit Spielen aus den Spielhallen, ob man sie an der eigenen Konsole spielt, oder im Shopping Center. Das große Spektakel und die große Aufregung sind im Gegensatz zu einer intimeren Erfahrung, wie zum Beispiel dem Internet, oft eher ein Gruppenerlebnis.

Grundsätzlich sind der Drang nach Computer- und Konsolenspielen, die Milliarden Dollar Industrie, zu der sich der Markt für Computerspiele entwickelt hat und die Geschwindigkeit, mit der Mikroprozessoren ihre Kapazität erweitert haben, der Grund, warum wir jetzt beginnen mitzuerleben, daß die dreidimensionale Welt in das Internet transferiert wird.

Aber werden wir in die Irre geführt und von den Leuten, die die Hardware herstellen (verwiesen sei hier z.B. auf Intels starkes Interesse an 3D Internetwelten), in Versuchung geführt, immer leistungsfähigere Chips zu kaufen, sodaß wir glauben, daß das Netz immer schneller und eindrucksvoller wird, obwohl in Wahrheit Information übergangen und die Geschwindigkeit des Netzes zu Gunsten der Werbung und der endlosen Suche nach finanziellen Einnahmen durch Benutzer verlangsamt wird?

3D für Stadtentwicklung

Es gibt dort draußen aber nichtsdestotrotz Menschen, die glauben, daß virtuelle Welten das Potential haben, unser Leben radikal zu ändern, und daß das Internet der beste Ort dafür ist. Ein solches Experiment im Centre for Advanced Spatial Analysis (CASA) des University College London hat derzeit seine Türen geöffnet. In einem 30tägigen Testlauf, der am Dienstag, den 30. November startete, wird eine virtuelle Umwelt jedem offenstehen, dort alles zu bauen, was sie wollen, und damit eine seltsame neue Cyberwelt zu kreieren. Researcher Andy Smith wird dabei sein und Aufzeichnungen machen.

Als Teil des Online Planungsteams der Universität hat Andy das Potential von Virtual Reality Systemen im Web für seine Doktorarbeit in Internet Based Communications untersucht, und zwar in Hinblick auf das Potential des Internets, virtuelle Welten zu kreieren, die die Entwicklung von echten Dörfern und Städten beeinflussen und unterstützen.

Unter Benutzung der Website Active Worlds hat Andy eine Umwelt namens Collaborative Virtual Design Studio (CVDS) geschaffen, die mehr auf der Realität basiert, als es bei architektonischen Zeichnungen und Pläne normalerweise üblich ist. Mehr denn ein glorifizierter architektonischer Raum zu sein, erlaubt CVDS eine praktische Antwort auf die reale Welt in einem Cyberheim, indem sie dieselbe Renderware benutzen, die auch für solche Spielklassiker wie Doom verwendet werden.

3D im Web ist sehr interessant - z.B. scheint sich VRML im Niedergang zu befinden, weil es nie einlöste, was es versprach. VRML braucht auch eine große Bandweite und braucht viele Prozessoren. Die Arbeit, die wir in Active Worlds verwenden, benutzt Renderware und hat auch auf low-end Maschinen ohne 3D-Graphik Karte eine gute Auflösung... Deshalb benutzen wir es.

Andy Smith

Eines von Andys vorherigen Projekten war ein Szenario, in dem der Benutzer im Rollstuhl saß, was Planern half, zu sehen und zu verstehen, wie ihre Entwürfe einen an den Rollstuhl gebundendn Mitbürger beinflußen würden. Das mag zuerst als ein seltsames Konzept für das Internet oder eine virtuelle Welt erscheinen, da ja normalerweise die Einbeziehung von physischen Einschränkungen nicht zum Plan gehört. Spiele und virtuelle Realität sind die Domänen, die Freiheit von solchen Hindernissen bieten, aber das Projekt hatte Erfolg darin, die Schwierigkeiten und Überlegungen hervorzuheben, die für eine Verbesserung der Entwicklung einer realen Umgebung nötig wären.

Man beginnt von der Arbeit, die bei CASA geleistet wird, Notiz zu nehmen und das Potential von 3D- Welten im World Wide Web in Bezug auf Stadtplanung und die Ansprache der öffentlichen Meinung zu realisieren. Auch nur eine der virtuellen Welten auf der Active Worlds Website zu benuzten ist ein Augenöffner für jeden, der glaubt, daß virtuelle Realität verschwunden oder daran gescheitert ist, unsere Leben zu beeinflußen.

Alles, was man benötigt, ist ein spezieller kostenloser Browser, den man von der Site herunterladen kann. Das File hat nur 1.9 Megabytes und kann recht schnell heruntergeladen werden.

"Leuten wird es freistehen, ganz ohne Einschränkung zu bauen, was auch immer sie wollen", sagt Andy.

"Ich erwarte sowohl, daß sich eine Reihe wirklich interessanter Architektur entwickelt, wie auch, das Leute Bilder Bilder von Websites, Webcams etc. schicken, auch Werbung und Links zu anderen Sites."

"Und ich erwarte auch eine Menge Vandalismus, denn als ich die Welt letzte Woche für Studenten öffnete, hatten wir eine hohen Anteil von Mißbrauch und Vandalismus. Eine traurige Tatsache des virtuellen Lebens, aber es wäre spannend, es zu untersuchen."

Wie wird das die Forschung beeinflußen, die von CASA betrieben wird? "Es ist darauf ausgerichtet, 'Leben in Virtuellen Welten' (ein Kapitel in Andys Doktorarbeit) zu erforschen. Alle Konversationen und Bauten werden aufgezeichnet", sagt Andy.

"Es wird täglich ein Plan gezeichnet werden, der die Entwicklung zeigt und illustriert,wie virtuelle Welten auf die gleich Art wachsen, wie Städte in der realen Welt, obwohl sie ungeplant sind."

Auf der ganzen Welt können Menschen auf diese Pläne und Ideen zugreifen und damit Architekten, den Verwaltungen und der Öffentlichkeit ein besseres Verständnis ermöglichen, wie neue Umwelten sie beinflußen werden. Ob das Netz im allgemeinen je fähig sein wird, wirklich eine wahrhaftige 3D-Welt zu beherbergen, ist eine andere Frage. Das Potential ist definitiv vorhanden, aber die Geschwindigkeit, mit der sich die Benutzer eine Veränderung erwarten, macht es schwierig, die Zukunft vorherzusagen. Im Moment scheint CVDS die einzige Umwelt in Active Worlds zu sein, die wirklich ihr gesamtes Potential voll ausnützt, und nicht nur ein Chat Room Spielplatz für eine internationale Gruppe von Jugendlichen ist.

Ist das also etwas, das wir brauchen? Wieder einmal ist es der Kampf zwischen dem Praktischen und Nützlichem, und der Unterhaltung, ob Maschinen leistungsstärker gemacht werden, um ein visuell hungriges Publikum zu befriedigen, oder um auf praktische Art und Weise unsere realen Leben zu verbessern.

Besuchen sie die CASA Web Page, um mehr über den CVDS Testlauf zu erfahren.