Griechenland: Bank Run

Letzte Woche wurden über fünf Milliarden Euro abgehoben

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Wenn Einbrecher leichte Beute machen wollen, dann sollten sie sich möglicherweise auf den Weg nach Griechenland machen: Dort wurden letzte Woche nämlich über fünf Milliarden Euro Bargeld abgehoben - deutlich mehr, als Einwohner und Touristen normalerweise verbrauchen. Der Großteil der Griechen dürfte keine eingemauerten Safes haben, in denen er die Scheine aufbewahrt. Stattdessen werden sie wahrscheinlich auch an Plätzen versteckt, die ein geübter Dieb leicht findet. Bis hin zum traditionellen Versteck unter der Matratze.

Hintergrund des Bank Runs ist die Erwartung, dass Griechenland bald zahlungsunfähig sein könnte und vielleicht über Nacht Kapitalverkehrskontrollen, ein Notgeld, die Drachme oder etwas ganz Unerwartetes einführt. Bereits das Geld, das die Griechen letzte Woche als private Reserven bunkern, konnte nur deshalb ausbezahlt werden, weil die Europäische Zentralbank die ELA-Notkredite (ELA) um 1,1 Milliarden Euro auf 84,1 Milliarden Euro anhob. Über weitere Anhebungen entscheidet die EZB wöchentlich.

Geldautomat. Foto: Andreas. Lizenz: Public Domain.

Leute, die keine Einbrecher sind, reisen allerdings in deutlich geringerer Zahl nach Griechenland als in früheren Sommern: Sie befürchten, dass sie im Falle einer plötzlichen Währungsreform länger dort hängen bleiben könnten, als ihnen lieb ist. Deutsche Medien raten Griechenlandurlaubern, sich bereits bei der Einreise mit einem größeren Bargeldvorrat auszustatten, damit sie nicht von Geldautomaten und Bankschaltern abhängig sind, die möglicherweise nichts mehr hergeben. Mehr Bargeld mit sich führen heißt aber auch, sich einem größeren Diebstahls- und Verlustrisiko auszusetzen.

In jedem Fall nach Griechenland fahren wollen die drei AfD-Politiker Frauke Petry, Alexander Gauland, Beatrix von Storch und Marcus Pretzell. Sie gehören zum konservativen Flügel der Partei, der mit dem liberalen Lucke-Flügel in erbittertem Streit um die Führung liegt. Dieser Führungsstreit soll am 4. und 5. Juli auf einem Parteitag in Essen entschieden werden.

In Griechenland wollten die drei Landesfürsten und die Europaparlamentarierin von Storch eigentlich Staatssekretär Terence Quick treffen, der der EU-kritischen ANEL-Partei angehört (die mit der SYRIZA koaliert). Der Sohn eines Engländers ließ am Freitag jedoch mitteilen, dass ein für den 25. Juni geplanter Gesprächstermin auf unbestimmte Zeit verschoben sei. Der Grund für diese Verschiebung ist unklar. Vielleicht erwartet Quick bis dahin etwas, was die Öffentlichkeit nicht erwartet - vielleicht liegt es aber auch daran, dass seine Vorgesetzten ein Treffen mit Petry aktuell nicht für opportun halten.

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