IS-Anschläge im Jemen und im Irak

Old-Trafford-Stadion. Foto: David Dixon. Lizenz: CC BY-SA 2.0

Kontrollierte Explosion nach Evakuierung des Manchester-United-Stadions - Angst um Europameisterschaft

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Die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) hat am Pfingstwochenende durch bislang mindestens zwei Terroranschläge auf sich aufmerksam gemacht: Im Irak verschafften sich wenigstens sechs Bewaffnete mit Sprengstoffgürteln durch drei Autobombenanschläge am Eingangstor Zugang zu einem Gaskraftwerk im 20 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bagdad gelegenen Tadschi. Dort setzten sie drei Gastanks in Brand. Inklusive der Attentäter (die nach Auskunft eines Militärsprechers dem IS angehörten) sollen dabei mindestens 11 Menschen ums Leben gekommen sein. 14 weitere wurden verletzt.

In der jemenitischen Hafenstadt al-Mukalla griffen IS-Salafisten drei Tage nach einem Angriff auf einen Armeestützpunkt (bei dem 15 Soldaten fielen) ein Rekrutierungsbüro der Polizei an und töteten dabei mindestens 40 Menschen. Die Zahl der Verletzten soll bei über 60 liegen. Anschließend tötete ein Sprengsatz sechs Leibwächter Mubarak al-Ubthanis, des Sicherheitschefs von al-Mukallas. Al-Ubthani selbst wurde nur leicht verletzt.

Die Stadt im Hadramaut wurde im letzten Jahr von der IS-Konkurrenz al-Qaida eingenommen, die den Eingriff der von Saudi-Arabien angeführten Sunnitenkoalition in den jemenitischen Konfessionskrieg nutzte, um dort ein Emirat aufzubauen. Erst am 25. April 2016 war es Truppen der Sunnitenkoalition mit US-Luftunterstützung gelungen, al-Qaida aus der Stadt zu vertreiben.

Syrien: Krankenhaus gestürmt, Ärzte und Pflegekräfte verschleppt

In der syrischen Wüstenstadt Deir ez-Zor, die seit 2013 teilweise vom IS und teilweise von Regierungstruppen kontrolliert wird, stürmten IS-Salafisten währenddessen ein Krankenhaus, wobei mindestens 35 Soldaten und mit ihnen verbündete Milizionäre gefallen sein sollen, während die Dschihadisten nur sechs Todesopfer beklagten, aber zahlreiche Ärzte und Pflegekräfte verschleppen konnten.

Hisbollah macht für Anschlag auf Kommandeur nicht mehr Israel, sondern Dschihadisten verantwortlich

Ob der IS auch für den Artilleriebeschuss, durch den am Donnerstag der libanesische Hisbollah-Kommandeur Mustafa Badreddine auf dem Internationalen Flughafen von Damaskus ums Leben kam, verantwortlich war, steht noch nicht fest. Der Hisbollah-Fernsehsender al-Mayadeen, der für den Anschlag zuerst Israel verantwortlich machte, spricht seit Samstag von sunnitischen Extremisten als Tätern, ohne eine Organisation konkret zu nennen. Der schiitische Extremist Badriddine stand unter dem Verdacht, in das Attentat auf den ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten Rafik Hariri verwickelt gewesen zu sein, bei dem 2005 23 Menschen starben. Als er nach Syrien ging, verlautbarte er, er werde von dort entweder als Sieger oder als Märtyrer zurückkommen.

Old-Trafford-Stadion. Foto: David Dixon. Lizenz: CC BY-SA 2.0

Unklar ist ebenfalls, ob ein verdächtiges Paket, dass man am Pfingstsonntag im Manchester-United-Stadion Old Trafford fand, von IS-Terroristen stammt. Das Paket wurde am Nachmittag mit einer kontrollierten Explosion gesprengt, nachdem man das Fußballstadion vor einem geplanten Manchester-United-Heimspiel gegen Bournemouth evakuiert hatte. Die englische Premier League will das Spiel nachholen lassen, sobald die Polizei ihre Arbeit beendet hat und "logistisch Fragen" geklärt sind, über die ein Sprecher nichts Konkreteres sagte.

[Update: Inzwischen kam heraus, dass die Bombe eine Atrappe und ein Überbleibsel einer Übung mit einer privaten Sicherheitsfirma war, das die dabei eingesetzten Spürhunde nicht gefunden hatten.]

Anschläge während der Europameisterschaft?

Das Ereignis verstärkt Befürchungen, dass IS-Terroristen die diesjährige Fußball-Europameisterschaft, die vom 10. Juni bis zum 10. Juli in Frankreich stattfindet, für Anschläge nutzen könnten. Da bei ihr erstmals 24 statt 16 Mannschaften teilnehmen, ergeben sich entsprechend viele Gelegenheiten. Schon im November stand ein Pariser Fußballstadion, in dem gerade die deutsche und die französische Nationalmannschaft spielten, im Zentrum der Anschlagsplanungen. Weil die teilweise mit Bayern-München-Fankleidung ausgestatteten Attentäter aber nicht dort eingelassen wurden, nahm sich der Schaden, den sie vor den Toren des Stade de France anrichteten, im Vergleich zu den 130 Toten und 352 Verletzten im Bataclan-Konzertsaal und an anderen Orten verhältnismäßig gering aus.