"Ich Tarzan, Du Jane": Umweltfreundliche Pornographie

Saufen für den Regenwald? Das war gestern!

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In den USA werden Umweltschützer gerne als "Treehugger" – Bäumeumarmer – auf die Schippe genommen, nachdem einige derartige Aktionen gelaufen waren. Aber man muss nicht unbedingt mit Bäumen Liebe machen und sich dabei gar noch einen Schiefer einziehen, um Bäume zu schützen.

Krombacher warb schon 2002 damit, mit jedem gekauften Bierkasten ein Stück Regenwald zu kaufen. Die von Günter Jauch präsentierte Kampagne bekam schnell den Spitznamen "Saufen für den Regenwald" und bescherte wirklich engagierten Umweltschützern jede Menge dicker Köpfe, nasser Hosen und leerer Bierkästen, die nicht nur der Umwelt, sondern auch des Promillepegels wegen auch noch zu Fuß zur Tanke zurückgetragen werden mussten. Streß!

Klar, dass sich da so mancher umweltfreundliche Bierentsorger etwas veräppelt vorkam. Doch dann stoppten einige Juristen noch rechtzeitig vor dem Abdriften ins Delirium die Kampagne wegen Wettbewerbswidrigkeit – klar, spätestens nach dem dritten Kasten Krombacher wurde auch dem größten Umweltschützer der Saufwettbewerb einfach zu widrig… zu wie was noch mal?...zuwider, genau.

So geht es also schon mal nicht mit dem Umweltschutz. Krombacher spendet nun pauschal an den WWF und nicht mehr abhängig vom Konsum opferwilliger Biertrinker. Doch die Grundidee ist nicht einmal so schlecht, nur die Verdienstmarge stimmt nicht und auch nicht der Prozentsatz der vom Verdienst abgezweigten Spende.

Adam und Eva und die Videokamera-Schlange im Regenwald-Paradies

Doch es gab ja schon "Make Love not War" und "Masturbate for Peace". "Wenn das für den Frieden geht, warum dann nicht auch für die Umwelt?" dachte sich nun ein norwegisch-schwedisches Pärchen, filmte sich selbst beim Liebesspiel und stellte das Ergebnis unter der einprägsamen Adresse "www.fuckforforest.com" ins Netz. Die Einnahmen aus der Sexsite "für Naturliebhaber" kommen angeblich vollständig dem Regenwald zugute.

Each year, huge areas of rainforest are systematically being cut down. Invaluable animal and plant life is being decimated to make way for commercial interests. For too many humans, development has become more important than the balance of nature. Is humanitys cynical behave more powerful than idealism?

"Fuck for forest” are concerned youngsters, fighting to preserve the environment. We believe it is possible to use people’s need for sexuality as a way to raise money for nature. And create interest for preserving our forests. It is time to pay respect, and give something back. Fuck for forest, and give the profit to the earths threatened nature...

Ob das auch stimmt, wissen wir natürlich nicht. Aber alleine schon der Gedanke, eine Sexsite mit zumindest ökologisch gutem Gewissen besuchen zu können, mag so manchen beflügeln. Auch der Kater nach einer ausgiebigen Öko-Bier-Spende bleibt einem hier erspart und gegenüber der bei der Regenwaldsauferei stets drohenden Aussicht, schon wieder Erbrochenes vom Badezimmerteppich entfernen zu müssen, fallen eventuell anfallende Reinigungsarbeiten bei dieser Variante deutlich geringer aus. Die Mitgliedschaft bei "FFF" steuerlich als gemeinnützige Spende abzusetzen, dürfte allerdings dennoch kläglich misslingen, da sollte man doch erst mal bei Bewährtem wie Greenpeace bleiben, obwohl sich die beiden ernsthaft bemühen. Auf eine Nachfrage von Telepolis schrieb Leona:

Wir haben nie zuvor Pornos gemacht und keine Verbindung zur Pornobranche.

Wir waren letzte Woche in den norwegischen Nachrichten mit vollen Namen und meinen 100% ernst, was wir tun!

Wir haben Kontakt mit norwegischen Umweltorganisationen aufgenommen. Zuerst wollten sie unser Geld nicht. Doch nach dem Bericht änderte die norwegische Regenwaldstiftung ihre Meinung.

Was wir wirklich wollen, ist eine FFF-Stiftung, die Geld an Umweltprojekte gibt, an die wir glauben, Wir verstehen, dass dieses Projekt in der kapitalistischen Welt etwas verwirrend ist. aber wir werden zeigen, dass anders denken möglich ist und einen Unterschied machen kann.

Stichwort Spende: Auch Porno-Spenden werden unter dem Stichwort "Porn Aid" gerne angenommen, womit allerdings nicht die abgenudelten Kassetten und Hefte aus der Kiste hinterm Sofa gemeint sind, sondern Verschnitt der Pornofilmer oder auch selbstgedrehte "Home-Videos". Egal, wie peinlich – es ist ja für einen guten Zweck und es gucken auch nicht ganz so viele zu wie bei "Big Brother". Weitere Öko-Aktivisten, sprich: Modelle, werden auch gesucht – mindestens vierte Klasse Baumschule, also "über 18".

Spätestens das Stichwort "environmental amateurs" – Öko-Amateure – ist dann allerdings nicht nur zwei-, sondern auch noch doppeldeutig. Womöglich steht Mann also doch nur wieder voll im (Regen-)Wald...