Im Namen der Meinungs- und Pressefreiheit

Nachdem ogrish.com letzte Woche das Pearl-Video auf Betreiben des FBI vom Netz genommen hat, wurde es nun wieder veröffentlicht

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Letzte Woche hatte das FBI den Provider und den Betreiber der Website ogrish.com unter Druck gesetzt, das Video, das Aufnahmen des von Terroristen im Januar in Pakistan entführten Wall Street Journal Journalisten Daniel Pearl und am Schluss dessen abgetrennten Kopf zeigt, vom Netz zu nehmen (Mörderische Propaganda). Das Video hatten die Terroristen an ein US-Konsulat geschickt. Wie meist im Internet tauchte das grausame Video auch auf anderen Websites auf. Jetzt wurde das Video aber auch wieder mit dem Einverständnis des Providers von ogrish.com online gestellt, um zu demonstrieren, dass es dabei um die Verteidigung der Meinungsfreiheit geht.

Dany Klinker, der Betreiber von ogrish.com hat sich darauf spezialisiert, möglichst schreckliche, abstoßende oder ekelhafte Bilder zu veröffentlichen. Das dient angeblich der Aufklärung, die auch die dunklen Seiten der Welt beleuchten müsse. "Can you handle the world?" ist daher der Leitspruch für die provozierenden, die moralische Schwelle des Vertretbaren oft überschreitenden Veröffentlichungen. Die Veröffentlichung der Bilder verletzt oft die Würde der verletzten oder toten Opfer, ogrish.com muss man natürlich trotz Realismus als Versuch sehen, mit der Faszination am Schrecklichen Aufmerksamkeit zu finden und Erwerbsquellen zu erschließen. Nach dem 11.9. wurden beispielsweise auch Videos auf die Website gestellt, auf denen die Menschen zu sehen waren, die sich aus Panik von den Türmen stürzten.

Ted Hickman, der Provider von ogrish.com, erklärte letzte Woche, dass das FBI angerufen und gefordert habe, das Pearl-Video zu entfernen, weil es gegen das Gesetz verstoße, das obszöne Darstellungen verbiete. Das FBI selbst hatte allerdings betont, dass man nur darum gebeten habe, das Video auf Wunsch der Familie von Pearl vom Netz zu nehmen. Mit einem gesetzlichen Vorgehen habe man nicht gedroht. Die Familie würde sich allerdings um rechtliche Schritte bemühen, um die Veröffentlichung des Videos zu verhindern. Auch weitere vom FBI angesprochene Betreiber von Websites hätten das Video freiwillig wieder entfernt.

Möglicherweise hatte der erste Anrufer vom FBI also übereifrig gehandelt und mit einer Klage gedroht. Unter Druck hatte das FBI, das angeblich im Auftrag der Familie handelte, eigentlich nur den Provider Prohoster.com setzen können, denn Klinker betreibt seine Website von Holland aus. Schon letzte Woche hatte er berichtet, dass sich die Bürgerrechtsorganisation ACLU an ihn gewandt und ihm rechtlichen Beistand angeboten hatte. Den haben nun Hickman und Klinker angenommen und das Video wieder ins Netz gestellt.

"grish.com And Prohosters.com decided to put the Daniel Pearl video back online. Although the FBI doesn't want us to show this, we think that all people out there have the RIGHT to see the Daniel Pearl video if they CHOOSE to. Banning this video would violate the 1st amendment: freedom of speech, do we want that? NO! Ogrish.com would like to thank our host Prohosters.com and the organisation ACLU (American Civil Libertys Union) for supporting us. Our condolances go out to the Pearl family, our showing of this video is not against the Pearl family. Yet it is everything that Daniel Pearl stood for as a news reporter."

Sie hätten sich dazu entschlossen, so erklärte Hickman, "weil wir und ogrish.com fest an die Meinungsfreiheit, die Pressefreiheit und den Ersten Verfassungszusatz glauben. Das ist meiner Meinung nach tatsächlich etwas, das die Menschen sehen sollten, wenn sie dies wollen." Pro Hosters werde keine Inhalte zensieren, wenn diese nicht verboten sind. Nachdem Klinker die ganze Aktion vermutlich als gute Werbung für ogrish.com sehen kann, versucht auch Klinkman die Aufmerksamkeit zu nutzen, um Pro Hosters als entschlossenen Verteidiger der Meinungsfreiheit- und Pressefreiheit zu profilieren. Schon nach dem FBI-Anruf habe man ogrish.com nicht unter Druck gesetzt, sondern Klinker die Entscheidung überlassen.

Nachdem man nun einmal so für die Meinungsfreiheit eintritt, sind erklärende Worte offenbar nicht notwendig, warum die Öffentlichkeit dieses Video sehen muss. Das Video sei zwar "schrecklich und makaber", aber jeder habe, so die Begründung, das Recht zu sehen, was "der Terrorismus unserer Nation antut und antun wird, und es zeigt die wirkliche Folge der Aktionen der Terroristen, auch wenn sie tragisch sind". So also muss auch in diesem Fall der Terrorismus herhalten, um im Namen der Meinungsfreiheit seine Geschäfte betreiben zu können. auf einer anderen Website, auf der vor allem um Porno geht, wird für das Video so geworben: "Daniel Pearl execution video: Sick fucking extremist propaganda! Sick and disturbing death."

Nach einem Gespräch mit dem FBI werde die Behörde, wie Kent Willis von ACLU sagte, dem Fall nicht weiter nachgehen. Man habe beim FBI angeblich keinen Druck auf Websites auf Websites ausüben noch rechtliche Schritte einleiten wollen.