"In Sensoren schwimmen und in Daten ertrinken"

Drohnen haben die Kriegsführung des US-Militärs entscheidend verändert, aber nun rollt eine Informationsflut an

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Ferngesteuerte Drohnen sind, unabhängig von ihrer Größe, von der modernen Kriegsführung nicht mehr wegzudenken und werden, gleich ob zur Aufklärung oder zur Verfolgung und Tötung von vermeintlichen Gegnern, vom US-Militär immer breiter eingesetzt und immer mehr gewünscht. Das Oberkommando ist der [http://www.centcom.mil/en/what-we-do/officials-hail-unmanned-aircrafts-effect-on-modern-warfare.html Überzeugung], dass kein Waffensystem die Kriegsführung des US-Militärs mehr verändert haben dürften als die Drohnen. Dem stimmt auch US-Armeegeneral Peter W. Chiarelli zu: Drohnen "haben endgültig verändert, wie die Armee

2006 wurden mit ihnen jährlich noch 165.000 Stunden geflogen, 2009 waren sie schon 550.000 Stunden im Einsatz, im Irak und in Afghanistan sind sie mehr als 200.000 Stunden Kampfeinsätze geflogen. Die großen Drohnen wie die Predator, Reaper oder Global Hawk sind oft an einem Stück 24 Stunden im Einsatz. Jeden Tag kommen dabei schon 39 solcher 24-stündigen Flüge zustande, in Zukunft wird sich die Zahl der Flugzeuge und der Einsatzdauer vervielfachen. 2010 hat das Pentagon mehr als vier Milliarden für die Entwicklung und den Kauf von Drohnen vorgesehen.

Die US-Army will in den nächsten 25 Jahren möglichst viele Flugzeuge durch Drohnen ersetzen, die nicht nur zur Aufklärung oder zum Angriff, sondern auch zum Transport dienen sollen. Während die Kampfdrohnen weiterhin vorerst ferngesteuert sein wollen, könnte man die übrigen Drohnen autonom fliegen lassen. Allein die Army will im Haushaltsjahr 2012 2.000 neue Piloten zur Lenkung der Drohnen ausbilden. Geplant ist, bald Apache-Kampfhubschrauber so aufzurüsten, dass die Crew auch zusätzlich Drohnen steuern kann, so dass sich Einsatzgebiete besser überwachen lassen. Das Prinzip "manned-unmanned teaming" soll allgemein mehr ausgebaut werden.

Wie mit den Überwachungssatelliten und der digitalen Kommunikation überhaupt, liefern die Kameras der jetzt schon tausenden Drohnen über den Einsatzgebieten im Irak und in Afghanistan aber einen unaufhörlichen Strom an Daten, der kaum mehr zu verarbeiten ist. Der für Aufklärung zuständige Generalleutnant David Deptula von der Luftwaffe sagte zu Beginn des Jahres, wie die New York Times berichtete: "Wir werden uns bald in der Situation befinden, dass wir in Sensoren schwimmen und in den Daten ertrinken."

2009 haben die Drohnen in Afghanistan und Irak bereits so viele Videoaufnahmen gemacht, dass man sie 24 Jahre lang abspielen müsste, um alle zu sehen. Jetzt haben die Drohnen meist nur eine Kamera, bald werden die Reaper-Drohnen, die neuen Version der Predator-Kampfdrohnen, mit Weitwinkelkameras 10 Videoströme produzieren. Und in Zukunft werden es noch mehr sein, vielleicht bis zu 50.

Noch besteht auch ein Hindernis darin, dass jedes Drohnensystem auch eine eigene Technik besitzt, um die Informationen zu verarbeiten. Mit der Bodenstation für Predator-Drohnen kann man nicht auf die Daten von Global-Hawk-Drohnen zugreifen. Versucht werden soll, so berichtet Defense Industry Daily, die proprietären Programme der Hersteller zu beenden und eine übergreifende Plattform zu entwickeln. Auch das würde natürlich den Datenstrom weiter erhöhen.

Das Pentagon versucht nun u.a., mit Techniken aus der Fernsehbranche die Bilderflut zu bewältigen. So wird überlegt, die Videos zu taggen, wie dies Sender bei Football-Spielen machen, um so schnell bestimmte Aufnahmen zu finden. Das aber verlangt einen hohen Personalaufwand, der mit der steigenden Datenflut wohl nicht aufrecht erhalten werden kann. Zudem sollen die Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammengeführt werden (information fusion). Überdies gibt es die Möglichkeit, die Bilder verschiedener Kameras zu verbinden (sensor fusion), um einen besseren Überblick zu erlangen und Drohnenschwärme zu steuern.