Interkontinentale Karavane gegen Globalisierung

Briten verweigern Großteil der Protestmarschierer Einreise

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London - Ein die "Augen öffnendes Ereignis" hätte es werden sollen, mehrere 100 "Grassroots"-Aktivisten aus der Dritten Welt wollten durch die City, das Londoner Finanzzentrum marschieren, um ihren Protest gegen negative Auswirkungen von Globalisierung und Dominanz der Finanzmärkte zum Ausdruck zu bringen, ebenso wie gegen Ungerechtigkeiten im Weltwirtschaftssystem repräsentiert durch Organisationen wie die Welthandelsorganisation (WTO), den Internationalen Währungsfonds und die G8. Doch heute, Freitag, 8.30 morgens, traf gerade eine Busladung voll von indischen Bauern in Spitalfields, an den östlichen Ausläufern der City, ein. Während die Schengen-Länder Visas bereitgestellt hatten, verweigerte Grossbritannien der Mehrzahl der Aktivisten die Einreise.

Nur eine kleine Gruppe von Protestieren, fast untergehend vor dem Hintergrund der City, hatte sich eingefunden.

Internationale Karavane 1999

Laut der Tageszeitung The Guardian behauptet das britische Aussenministerium, die Abgewiesenen hätten Visas zu spät oder überhaupt nicht beantragt. Ein Sprecher der Organisation hingegen sagte zu Telepolis, daß die Aktion ausgesprochen gut vorbereitet gewesen sei, was vor allem das Internet ermöglicht habe. Organisationen aus 12 europäischen Ländern hätten ihre Anstrengungen koordiniert, Visa-Anträge seien vor Monaten gestellt worden und die Finanzierung der Reise sei sichergestellt gewesen. Die Beteiligten hätten eine lange Tradition des friedlichen Protests gegen Gentechnik-Unternehmen wie Monsanto in ihrem Heimatstaat.

Der heutige Protestmarsch und eine folgende Diskussionsveranstaltung, die ebenfalls nur schwach besucht war, sind aber nur der Auftakt für Proteste, die zum 18.Juni hin, während des G8-Treffens in Bonn, kulminieren werden. An diesem Tag haben verschiedene Gruppen zu weltweiten "Aktionen, Protesten und Karneval" aufgerufen, um gegen das "Transnationale Kapital" zu demonstrieren. Insbesonders in London scheint das die Obrigkeiten nervös zu machen. Die Proteste werden sich insbesondere gegen die City richten und in der City stattfinden. Eine breite Koalition von Gruppen beteiligt sich an den Vorbereitungen, darunter "Reclaim the Streets", die schon im Vorjahr eine Global Street Party ausgerufen haben. Bei einer ähnlichen Demonstration von Reclaim the Streets 1987 in der Londoner City kam es zu Ausschreitungen und Strassenkämpfen in einem Teil der Welt, der berühmten "Square Mile", in der politischer Protest so gut wie unbekannt ist und die als reine Geldmaschine funktioniert. Banker haben bereits angekündigt, dass sie sich keinesfalls in ihren Geschäften stören lassen wollen und die "Corporation of London", die den Finanzdistrikt wie eine autonome Zone des privaten Finanzkapitals regiert, wird alles tun, um den Zugang zur City abzuriegeln und Proteste zu erschweren.