Ist Deutschland Auswanderungsland?

Erstmals gibt es seit 2001 wieder einen Wanderungsüberschuss, aber bei den Deutschen gibt es weiterhin einen Wanderungsverlust

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Die Deutschen wollen raus. Die Stimmung ist mies, die Freiheit winkt woanders, nachdem im Land des Exportweltmeisters die meisten Menschen am Aufschwung nicht teilhaben und die Reichen sowieso gehen, wenn sie können, oder zumindest ihr Geld aus den wachsenden Vermögenseinkommen ins Ausland schaffen. Es mag aber auch eine Suche nach dem Abenteuer und dem großen Glück sein, das die Deutschen in anderen Ländern suchen und sich dabei gerne auch im Fernsehen in den Auswandererserien dokumentieren lassen. Das scheint allerdings nur für die Mitglieder der unteren Einkommensschichten zu passen.

Erfreuliches für die Zurückgebliebenen und trägen Sitzenbleiber sowie für den Standort meldet nun das Statistische Bundesamt. 2007 sind wieder mehr Menschen nach Deutschland gekommen, als ausgewandert sind. Insgesamt gab es 21.000 mehr Zuzüge und 4.000 weniger Fortzüge als 2006.

2007 ist Deutschland um 48.000 Menschen bevölkerungsreicher geworden, da 683.000 nach Deutschland kamen und 635.000 ins Ausland gingen. Es gibt hier also einen Importüberschuss, der "Wanderungsüberschuss" hat sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt.

Manchen wird der Trend wahrscheinlich nicht gefallen, der allerdings im Zuge der Globalisierung sich weiter nicht nur in Deutschland verstärken wird, weil die Menschen überall mobiler werden. 2007 sind mit 572.000 zwei Prozent mehr Ausländer nach Deutschland gezogen als 2006. Der "seit 2001 anhaltende Tendenz einer rückläufigen Zuwanderung ausländischer Personen" wurde damit erstmals unterbrochen, erklärte das Statistische Bundesamt. Auf der anderen Seite zogen weniger Ausländer aus Deutschland, wodurch der Wanderungsüberschuss gegenüber dem Vorjahr um 36 Prozent anstieg. Am stärksten davon profitiert haben die westlichen Bundesländer und Berlin.

Zwar sind auch die Zuzüge von Deutschen (inklusive Spätaussiedler) um 8 Prozent auf 111.000 gestiegen, dennoch haben 165.000 Deutsche das Land verlassen, 6 Prozent mehr als im Vorjahr. Hier gibt es also einen anhaltenden Wanderungsverlust, wobei allerdings aus den Zahlen nicht hervorgeht, wer dauerhaft oder wer nur vorübergehend ins Ausland zieht.

Die Menschen in den neuen Bundesländern lockt das Ausland kaum (14.000), sie ziehen in die alten Bundesländer um (138.000), aus denen mit 151.000 der Großteil der deutschen Auswanderer kommt. Die Anziehungskraft der neuen Bundesländer ist für die Bewohner der alten sehr viel schwächer. Aber immerhin sind es auch 83.000 Menschen, die sich in Bewegung setzten und für Mobilität sorgten. Die meisten Deutschen zieht es nicht sehr in die Ferne. Beliebtestes Ausreiseziel ist die Schweiz (20.000), gefolgt von Polen und Österreich (jeweils 10.000).