Japan blockiert Walschutzgebiet, Südkorea will wieder in die Waljagd einsteigen

Buckelwal. Bild: NOAA

Um das Moratorium zum Schutz der Wale wird seit Jahren gekämpft, für viele Walarten sieht es trotzdem nicht gut aus

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Gerade erst hatte es Japan mit seinen Verbündeten geschafft, dass der von Argentinien, Brasilien, Uruguay und Südafrika vorgeschlagene Plan, im Südatlantik zwischen Südamerika und Afrika ein Walfangschutzgebiet einzurichten, auf der Sitzung der Internationalen Walkommission (IOC) in Panama City zu Fall gebracht wurde. Die Japaner konnten ein Drittel Gegenstimmen mobilisieren, für die Einrichtung des Schutzgebietes wäre eine Dreiviertelmehrheit notwendig gewesen. 38 Länder stimmten für das Schutzgebiet, 21 dagegen, 2 enthielten sich.

Obwohl auch in Japan die Mehrheit den Walfang ablehnt, kämpfen die japanischen Regierungen seit Jahren dafür, das seit 1986 geltende Moratorium zu kippen und den kommerziellen Walfang wieder zu gestatten. Unter dem Deckmantel der wissenschaftlichen Forschung dürfen sowieso weiterhin jährlich hunderte Wale gejagt werden. Japan wird auch dieses Mal wieder vorgeworfen, mit unlauteren Mitteln andere Mitgliedsländer dazu zu bringen, für Japans Interessen zu stimmen.

Überraschend schließt sich nun auch Südkorea Japan an und will den Walfang in seinen Gewässern wieder aufnehmen, angeblich für wissenschaftliche Zwecke. Das ist eine Möglichkeit, ohne Genehmigung der Kommission Wale zu töten. Für Walschützer ist hingegen klar, dass es um die Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs geht. Die südkoreanischen Vertreter wiesen auch darauf hin, dass der Fischfang wegen der Minkwale geringer werde. Ob Walfleisch auch zum menschlichen Verzehr auf den Markt kommen soll, ist nicht klar, ebensowenig nähere Details. Auch bislang wurde in Südkorea schon Walfleisch angeboten, angeblich von Walen, die versehentlich in die Netze von Fischern geraten sind. Man nimmt jedoch an, dass auch jetzt schon Wale gejagt werden. In Japan soll die Hälfte des Walfleisches, das auf den Markt kommt, aus dem "Beifang" stammen. Scharfe Kritik kam von Australien, Neuseeland und den USA, schließlich wäre Forschung auch möglich, ohne Wale zu töten. Neuseelands Außenminister Murray McCully verurteilte das Vorhaben Südkoreas, durch das die Existenz der Wale in der Region noch weiter gefährdet würde. Überdies würde Südkorea die sowieso schon wackelige Kommission noch unglaubwürdiger machen. Für die Behauptung, dass die Wale die Fischbestände vermindern, gibt es nach Tierschützern wie die vom WWF keine wissenschaftliche Begründung, das sei vor allem ein Ergebnis der Überfischung.

Der sükoreanische Vertreter Park Jeong-Seok wies die Kritik zurück. Südkorea müsse eigentlich gar nicht informieren, den wissenschaftlichen Walfang aufzunehmen, man habe das aus Gründen des Vertrauens und der Transparenz gemacht. Überhaupt könne es nicht um ein absolutes Walfangverbot gehen: "Dies ist kein Forum für eine moralische Debatte, sondern für eine rechtliche Debatte."

Island und Norwegen haben auch die Waljagd erlaubt, Norwegen lehnt das Moratorium seit jeher ab. Neben dem Walfang für angeblich wissenschaftliche Zwecke erlaubt das Moratorium der indigenen Bevölkerung aus Gründen der Tradition, der notwendigen Nahrungsbeschaffung und der Subsistenz die Jagd in einigen Gebieten. Dazu gehören Eskimos oder Inuits in den USA und Kanada, die Chukotka in Russland, die Bevölkerung Grönlands sowie die von St. Vincent und den Grenadinen. Die Neuverhandlung der Quoten steht auf dem Programm.

Der aktuelle Bericht des wissenschaftlichen Komitees zeigt, dass zum Schutz der Wale das Fangverbot eigentlich verschärft werden müsste. So ist der Bestand der antarktischen Minkwale vermutlich von 720.000 in der Zeit zwischen 1985 bis 1991 auf 515.000 zwischen 1992 und 2004 zurückgegangen. Das sei aber statistisch nicht signifikant, das Komitee müsse erst feststellen, ob es wirklich einen Rückgang gegeben habe. Der Bestand der Buckelwale in der südlichen Erdhälfte wird auf 4.600 geschätzt. Die antarktischen Blauwale haben sich noch immer seit ihrer fast vollständigen Auslöschung nicht wirklich erholt. Nur wenige Prozent ihres früheren Bestandes gibt es noch, allerdings wächst der Bestand jährlich um 7 Prozent.

Bedroht sind die Grauwale im westlichen Nordpazifik. Hier soll es nur noch 140 dieser höchst lautsensiblen Wale geben. Durch die russische Öl- und Gasgewinnung an den Küsten der Sachalin-Insel werden die Nahrungsgründe der Wale zerstört. Tierschützer wie der WWF wenden sich daher gegen den Bau weiterer Ölplattform, die hier errichtet werden soll. Vom Atlantischen Nordkaper soll es nur 400 Exemplare noch geben. Sie seien auch gefährdet durch Zusammenstöße mit Schiffen und durch Verwicklung in Fischernetze.