"Kein Rechtsextremist": Falscher Syrer Franco A. weist Vorwürfe zurück

Der Fall Franco A. ist einer der Gründe für die Debatte um Rechtsextremismus beim Bund. Symbolbild: pixelFire / CC-BY-SA-3.0-migrated

Prozess gegen terrorverdächtigen Oberleutnant, der sich als Asylsuchender ausgab, beginnt in Frankfurt am Main.

Der Bundeswehr-Offizier Franco A. hat laut Anklage der Bundesanwaltschaft aus einer extrem rechten Gesinnung heraus einen Terroranschlag geplant und sich zu diesem Zweck als syrischer Flüchtling ausgegeben, um anschließend den Verdacht auf Asylsuchende zu lenken.

Laut der Verteidigungsstrategie des 32jährigen, der seit diesem Donnerstag in Frankfurt am Main vor Gericht steht, ist das alles nur ein Missverständnis oder eine böswillige Interpretation. Er sei auch kein Rechtsextremist, erklärte A. kurz vor Verhandlungsbeginn vor Journalisten.

Das würde einen Sinneswandel in den letzten sieben Jahren voraussetzen, denn seine Masterarbeit im Fachgebiet Militärgeschichte und Sozialwissenschaften hatte ein von der Bundeswehr beauftragter Gutachter - also vermutlich kein Linksradikaler - im Januar 2014 als "radikalnationalistischen, rassistischen Appell" bewertet.

Sicher ist unter anderem, dass Franco A. im Dezember 2016 unter falscher Identität ein Asylverfahren durchlaufen und als angeblicher Syrer einen subsidiären Schutzstatus erlangt hat - und dass er im Januar 2017 beim Verstecken einer Pistole in einer Toilettenanlage im Flughafen Wien-Schwechat beobachtet wurde. Als er nach wenigen Wochen die Waffe wieder an sich nehmen wollte, griff die Polizei zu. Dank seiner damals abgenommenen Fingerabdrücke konnte der wandlungsfähige Oberleutnant weder sein Doppelleben noch das Verstecken der angeblich kurz vorher zufällig in einem Gebüsch gefundenen Waffe abstreiten.

In linken Kreisen nur als "Franco" vorgestellt

Erklärungen hat er sich aber seither viele zurechtgelegt - in Untersuchungshaft war er die meiste Zeit nicht. Die Ende 2017 erhobene erste Anklage gegen ihn war vom Oberlandesgericht Frankfurt am Main nicht zugelassen worden. Danach hielt sich der Offenbacher wohl auch längere Zeit in Berlin auf und versuchte dort - ganz im Sinne seiner Verteidigungsstrategie - auch in eher linken Kreisen Freunde oder zumindest Bekannte zu finden. Allerdings stellte er sich dabei nach Aussage Betroffener nur als "Franco" vor und verschwieg ihnen zunächst, dass sie den unter Terrorverdacht stehenden Oberleutnant Franco A. vor sich hatten.

Da er als solcher im Raum Offenbach vermutet wurde und unterschiedliche, teils verpixelte Fotos von ihm im Internet kursierten, kamen seine Gesprächspartner - etwa in einer Berliner Bezirksgruppe der Partei Die Linke und im Gesprächskreis der "Nachdenkseiten" - zunächst nicht darauf. Er habe sich als politisch Suchender dargestellt, hieß es später. Als den dort Aktiven klar wurde, mit wem sie es zu tun hatten, sei ihm jeweils nach kurzen Aussprachen mitgeteilt worden, dass er bei ihren Gruppentreffen unerwünscht sei, wie im Herbst 2019 in der jungen Welt berichtet.

Manche von ihnen hätten sich in seiner Gegenwart wohl weniger arglos verhalten und darauf geachtet, keine persönlichen Informationen preiszugeben, wenn sie von Anfang an Bescheid gewusst hätten. Einer der Betroffenen bezeichnete ihn als äußerst manipulativ.

Die aktuelle Anklage gegen Franco A. lautet unter anderem auf Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Als mögliche Anschlagsziele wurden der damalige Justizminister und heutige Außenminister Heiko Maas (SPD), die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Claudia Roth (Grüne) und die Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung, Anetta Kahane, genannt. Neben der am Flughafen versteckten Pistole soll A. unerlaubt zwei Gewehre sowie eine weitere Pistole besessen sowie Munition und Sprengkörper sowie Waffenzubehör aus Beständen der Bundeswehr an sich genommen haben.

Seine Verteidiger sprechen von Rufmord und einer gezielten Hetzkampagne und verweisen auf Aussagen von ehemaligen Lehrern, Jugendfreunden, Bundeswehr-Offizieren und anderen Weggefährten, die ihm Aufgeschlossenheit, Gerechtigkeitssinn und Weltoffenheit bescheinigen. Die Identität eines Syrers soll er sich laut Verteidigungsstrategie nur verschafft haben, um "Missstände aufzudecken", nicht etwa für Terror unter falscher Flagge.

Er selbst will sich vor Gericht erst nächste Woche zu den Vorwürfen äußern, an denen - wie er bereits für die Medien betonte - nichts dran sei.

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