Kein Sex mehr am Münzfernsprecher

Polnische Telekom gegen Phreaker

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Die polnische Telekom sperrt alle ihre Münzfernsprecher gegen Verbindungen mit den Nummern "0-700...", die in Deutschland den "0-190..." entsprechen. Insgesamt ca. 60 000 Telefonzellen in ganz Polen sollen auf diese Weise gegen Phreaker gesichert werden. Nach wie vor kann man auf der Straße die kostenlosen "0-800..."-Nummern wählen, obwohl auch sie immer öfter von geschickten jungen Menschen mißbraucht werden.

"Wir sperren, weil die von Phreakers verursachten finanziellen Verluste zu hoch waren", erklärte Tomasz Kaplon, Pressesprecher der niederschlesischen Telekom (TP SA). Die Phreakers haben ziemlich schnell rausgefunden, wie man kostenlos das Stöhnen von Sex-Ladies genießen oder an verschiedenen Spielen teilnehmen kann. Technisch war es ganz leicht, wie man auf ihren WWW-Seiten, z.B. hier nachlesen kann, wenn man polnisch versteht.

Kaplon verweigerte eine Antwort auf die Frage, wie der Gewinn an einem 0-700-Gespräch zwischen TP SA und der jeweiligen Telefoncompany geteilt wird. Aus inoffiziellen Quellen ist aber zu erfahren, daß die Anteile etwa gleich sind, also 50:50. Und da die intimen bzw. spielhaften Telefondienste in Polen relativ teuer sind, steht auch wohl sehr viel Geld auf dem Spiel. Zum Vergleich: eine Minute zum Ortstarif kostet in Polen ca. 0,08 Zloty (= 4 Pf), eine Minute Verbindung mit "0-700..." dagegen meistens 1,70 Zloty (=0,86 DM) bis 4,22 Zloty (=2,10 DM).

Vor einigen Wochen wurden in Polen zwei Phreaker festgenommen, die sich auf dem Lande, mitten auf einem Feld, an die Telekomlinie illegal angeschlossen hatten und mehrere Tage lang eine 0-700-Nummer wählten, wo man angeblich einen Computer gewinnen kann. Die Telekom schätzt, daß das Spiel der beiden ca. 100 000 Zloty, also fast 50 000 DM, gekostet hat.