Keine Revolte

Bundesforschungsministerium fördert wissenschaftlichen Online-Informationverbund Getinfo

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Der neue Informationsverbund Getinfo ermöglicht den Online-Zugang zu wissenschaftlichen Informationen aus allen Bereichen der Naturwissenschaften und der Technik. Allerdings können Wissenschaftler die Artikel der 50.000 angeschlossenen Fachzeitschriften nicht kostenlos erhalten. Auch zwingt das Modell die Verlag zu keiner Kurskorrektur.

Betrieben wird das vom Bundesforschungsministerium geförderte Getinfo gemeinsam von dem Fachinformationszentrum (FIZ) Karlsruhe und der Technischen Informationsbibliothek (TIB) Hannover, die ihre Literaturvermittlungssysteme TIBORDER und AutoDoc integrieren. Die Volltext-Suche für die Recherche sehr nützlich. Sie erstreckt sich nicht nur über entgeltpflichtige Fachdatenbanken, sondern ist auch in Metadaten möglich. Inhaltsverzeichnissen der Fachzeitschriften können kostenlos geblättert werden.

GetInfo kooperiert mit großen internationalen Bibliotheken wie der British Library und mit renommierten internationalen Verlagen und Informationsdienstleistern wie dem American Institute of Physics, dem Schweizer Verlag Karger Medical and Scientific Publishers oder dem niederländischen Verlag Kluwer Academic Publishers.

Um die so genannte "graue Literatur" zu erschließen, kooperiert GetInfo mit Universitäten und Forschungsinstituten im In- und Ausland. Dazu gehören Forschungsberichte, Publikationen aus Universitäten, Tagungsberichte, Dissertationen sowie Preprint- und Report-Archive. Außerdem können Autoren und Verlage ihre Dokumente zur Erschließung, Archivierung und Vermarktung direkt an GetInfo abgeben. Damit befindet sich GetInfo in direkter Konkurrenz zur "Deutschen Initiative für Netzwerkinformation" (DINI), die ebenfalls einen Pool für "graue Literatur" organisiert.

Mit Getinfo wissen die Forscher immerhin, wo sie etwas finden können. Kostenlose Einsicht ist aber wohl nur noch in wenigen Bibliotheken wie der Deutschen Bibliothek in Frankfurt möglich. Die Preise können bei einer umfangreichen Recherche recht ins Geld gehen: So kostet die Zusendung innerhalb von 48 Stunden eines PDF-Dokuments bis zu 50 Seiten per E-Mail bereits satte 14,50 Euro. Jede zusätzliche Seite kostet 50 Cent. Außerhalb von Getinfo kosten Dokumente aber immerhin schon 36 Euro. Selbst ein Dokument der "grauen Literatur" kostet 20 Euro.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) will damit schrittweise eine internetbasierte digitale Bibliothek aufbauen. Neben GetInfo für den naturwissenschaftlichen Bereich sind Informationsverbünde auch für die Bereiche Medizin, Wirtschaftwissenschaften sowie Sozialwissenschaft, Psychologie und Bildung geplant beziehungsweise exisitieren schon.

Mit der Förderung von Getinfo verfolgt das Ministerium allerdings einen anderen Kurs als beispielsweise das "Open Society Institute" (Vgl. Der Geist, der aus der Flasche kam), die DINI (Vgl. Verlage treiben Hochschulbibliotheken in die Krise), die International Mathematical Union (IMU) oder die Public Library of Science.

Diese Einrichtungen setzen sich vor allem für eine Veränderung des bestehenden Systems aus, das oftmals die Veröffentlichung von wissenschaftlichen Artikeln verzögert und den Bibliotheken durch überteuerte Preise den Ankauf unmöglich macht. Sie setzen zwar ebenfalls auf die Online-Verfügbarkeit der Artikel. Allerdings zu erheblich niedrigeren Preisen, wenn nicht gar kostenlos.