Keine bekannten Gefährdungen durch Mobiltelefone

Expertengruppe der britischen Regierung empfiehlt dennoch Vorsicht bei Kindern und weitere Untersuchungen

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Eine von der britischen Regierung eingesetzte Expertengruppe hat heute ihren Bericht Mobiltelefone und Gesundheit veröffentlicht. Für die Allgemeinheit stellen Mobiltelefone kein Gesundheitsrisiko dar, doch Kinder sollten so lange vorsichtig sein und keine Gespräche führen, die nicht unbedingt notwendig sind, bis weitere Untersuchungen durchgeführt worden sind.

Die Expertengruppe wurde vor 10 Monaten vom britischen Gesundheitsministerium eingesetzt, nachdem durch eine Untersuchung der University of Bristol die Möglichkeit nachgewiesen wurde, dass die von Mobiltelefonen ausgehenden Mikrowellen sich auf Hirnfunktionen auswirken können. Der Bericht hält fest, dass die Benutzung von Mobiltelefonen auch in der nächsten Zukunft noch rapid zunehmen wird, und geht davon aus, dass die die Menge der Strahlung, die von den Telefonen ausgeht, wesentlich größer ist als die Aussetzung des ganzen Körpers durch die von den Sendestationen ausgehenden Strahlen. Überdies gäbe es noch eine ganze Reihe von weiteren Strahlenquellen wie Radio- oder Fernsehantennen, bei denen die Strahlendosis durchaus höher sein könnte als bei Sendemasten für Mobiltelefonen. Gleichwohl empfiehlt der Bericht, dass man die Baugenehmigung für Sendemasten verschärft, die Strahlenabgabe der Stationen überwacht, eventuell eine Sicherheitszone markiert, und sie möglichst weit weg von Schulen, Krankenhäusern oder Wohngegenden errichtet.

Das größte Risiko jedenfalls geht nach dem Bericht durch das Telefonieren beim Autofahren aus. Dabei geht es natürlich nicht um die Mikrowellen, sondern um das steigende Unfallrisiko durch die Ablenkung der Aufmerksamkeit.: "Vielleicht überraschend legen aktuelle Hinweise nahe, dass die negativen Auswirkungen des Telefonierens beim Fahren ähnlich sind, gleich ob man das Telefon in der Hand hält oder eine Freisprecheinrichtung benutzt." Wert legt der Bereicht auch darauf, dass die Benutzung von Handys in Krankenhäusern eingeschränkt wird - nicht wegen der Strahlung, sondern wegen der möglichen Störung von technischen Systemen.

Allgemein zeigen sich die Autoren darüber verwundert, dass trotz der in der Öffentlichkeit zirkulierenden Gesundheitsängste bislang nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen veröffentlicht worden seien. Das führt man darauf zurück, dass erst seit kurzem Mobiltelefone von großen Bevölkerungsschichten gebraucht werden und für das Auftreten von gesundheitlichen Folgen die Zeit noch zu knapp gewesen sein könnte. Aus den vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen leitet die Gruppe jedoch ab, dass die Strahlung zu gering sei, um Schäden bewirken zu können, aber dass es Hinweise auf "biologischen Folgen" gibt. Sie müssen zwar nicht notwendigerweise zu irgendwelchen Schäden führen, aber sollten zu Vorsicht anhalten.

Der Bericht weist darauf hin, dass die Bevölkerung etwa genetisch nicht einheitlich sei und Menschen unterschiedlich auf Umweltbelastungen reagieren können. Neben einem möglichen genetischen Risiko, seien Kinder am meisten gefährdet, sollte es denn ein Risiko geben. Da man nicht völlig ausschließen könne, dass die von Handys ausgehende Strahlung tatsächlich völlig ungefährlich ist, empfiehlt der Bericht, dass Kinder nur notwendige Telefonate über Handys ausführen und die Hersteller Handywerbung nicht mehr auf Kinder ausrichten sollten: "Wenn es gegenwärtig unbekannte negative Folgen für die Gesundheit durch die Benutzung von Mobiltelefonen gibt, dann können Kinder aufgrund ihres sich noch entwickelnden Nervensystems, der größeren Energieaufnahme durch die Kopfhaut und einer längeren Aussetzung über das Leben gefährdeter sein."

Allerdings wird nicht direkt empfohlen, dass die Hersteller für Kinder oder andere Benutzer Hinweise auf mögliche Gesundheitsgefährdungen an den Geräten anbringen sollten, wie bereits im Vorfeld kolportiert wurde. Auch das Alter der Kinder, die als besonders gefährdet eingestuft werden, wird nicht genannt. Die Industrie befürchtet natürlich, dass sie, wenn dazu auch Jugendliche gehören sollte, Einkommenseinbußen verzeichnen könnten. immerhin sind ein Viertel der britischen Handybenutzer Jugendliche unter 16 Jahren.

Gerügt wird die Industrie, bislang die Kunden zu wenig zu informieren. Der Regierung empfiehlt die Expertengruppe, zusammen mit der Industrie eine Informationsbroschüre mit verständlichen Informationen über die Technik und damit verbundene Folgen für die Gesundheit an alle Haushalte zu verteilen. Angestrebt werden sollte die Etablierung eines internationalen Maßstabs für die Strahlenbelastung, die von Handys ausgeht, so dass die Hersteller entsprechende Informationen an die Kunden geben können und sollten.

Solange jedenfalls noch nicht die Ungefährlichkeit der Mobiltelefonie wissenschaftlich gesichert sei, empfiehlt die Expertengruppe die Einhaltung eines Vorsichtsprinzips. Das sei in der "globalen Ökonomie des 21. Jahrhunderts" auch ein Wettbewerbsvorteil, weil man dadurch "innovative, technisch weiterentwickelte und sichere Produkte" herstellen müsse.