Kinder brauchen Vokale

Beim Gespräch mit Kindern benutzen Erwachsene besondere Register, um ihnen beim Sprechenlernen zu helfen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wenn Erwachsene mit Babys sprechen, heben sie unwillkürlich die Stimme und intonieren stärker. Das lässt sich in den unterschiedlichsten Sprachen beobachten und dient vermutlich dazu, den Kindern den Spracherwerb zu erleichtern. Aber warum klingt es ganz ähnlich, wenn wir mit Tieren reden? Wollen wir ihnen unbewusst auch das Sprechen beibringen?

Nein, sagt eine Studie australischer Wissenschaftler, die jetzt in Science erschienen ist. Die Forscher rüsteten zwölf Mütter mit transportablen Aufnahmegeräten aus und baten sie, jeweils 10- bis 15-minütige Gespräche mit ihrem sechs Monate alten Kind, ihrem Haustier und einem Erwachsenen zu führen. Dabei sollten sie mit drei Spielzeugen spielen und diese auch benennen, um die Betonung verschiedener Vokale messen zu können: "Sheep", "Shoe" und "Shark".

Es zeigte sich, dass die Grundfrequenz der Stimme bei der Interaktion mit Kindern und Haustieren deutlich höher war, als wenn Erwachsene die Gesprächspartner waren. Das Gleiche gilt für die Zuneigung signalisierende Intonation. Die Unterscheidung der Vokale in den drei Wörtern dagegen war nur im Gespräch mit Kindern stärker ausgeprägt, bei Tieren und Erwachsenen jedoch ungefähr gleich.

Wir stellen uns beim Sprechen also offenbar sehr genau auf die Bedürfnisse unserer Zuhörer ein. Während Tiere und Kinder ähnlich empfänglich für den Klang der Stimme sind, brauchen nur Letztere Hilfestellung beim Spracherwerb. Die Forscher vermuten daher, dass sich im Gespräch mit ausländischen Erwachsenen eine ähnliche Überbetonung der Vokale bei geringerer Emotionalität beobachten lassen dürfte. Interessant wäre es auch, die These mit Papageien als Gesprächspartnern zu testen.