Kinderüberraschungen im Internet

Ferrero versucht, die Überraschungseier mit einem Code für Internetspiele attraktiver zu machen

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"Verdopple den Spaß mit Magic-Code", verspricht Ferrero auf kleinen Beipackzetteln zum Überraschungsei. Nun kann man nicht nur die Schokolade essen und ein kleines Spielzeug zusammenbasteln, sondern auch noch ein Kinderüberraschungsspiel im Internet aufsuchen. Das lädt doch zum Selbstversuch ein.

Was macht man, um an die Magic-Codes für die Internet-Überraschung aus den Überraschungseiern heranzukommen? Ganz einfach, man kauft - so wie ich - 16 Eier und verteilt sie an 16 Kinder. Die freuen sich sowohl über die Schokolade als auch über den Inhalt der Plastikkapseln. Beim Öffnen der Plastikeier zeigt sich für einen Erwachsenen die erste Überraschung, denn viele der 11- bis 12-jährigen Jungen und Mädchen haben echte Schwierigkeiten, die beiden Hälften überhaupt voneinander zu trennen. Die zweite Überraschung offenbart sich beim Zusammenbau der Spielzeuge. Offensichtlich wird, dass die Kinder wachsende Schwierigkeiten mit zunehmenden Teilen beim Bastelpuzzle haben. Für einen Erwachsen ist es leicht, den Ikea-ähnlichen Bauplan zu verstehen, doch für die Jungs und Mädels erscheint die Aufgabe auf den ersten Blick zu kompliziert.

Start der Internet-Überraschung ist www.magic-kinder.de, doch hier wartet gleich die erste Überraschung, denn statt zu starten, kommt erst einmal eine ziemlich lange Wartezeit. Als Fachmann stürzt man sich dann natürlich nicht gleich auf die Spiele, wenn ein Hinweis für Eltern geradezu ins Auge sticht. Und hier zeigt sich, dass Ferrero scheinbar professionell an die Spielauswahl herangegangen ist. So heißt es: "Der Inhalt der INTERNET ÜBERRASCHUNGEN wurde entsprechend den Interessengebieten, den kognitiven Fähigkeiten und der Multimedia-Erfahrung von Kindern und Jugendlichen in den Altersgruppen 3-6 Jahre, 7-11 Jahre und 11+ konzipiert." An der Ausarbeitung der Spiele sollen Psychologen mitgewirkt haben.

Als Spielziele werden für die drei- bis sechsjährigen Kinder genannt, dass die Spiele "Wahrnehmungsvermögen sowie die motorischen, sprachlichen und geistigen Fähigkeiten entwickeln und festigen." Jedes Spiel dauert nicht länger als 20 Minuten und die Altersgruppen sind gleichzeitig die Schwierigkeitsgruppen. Noch eine Überraschung wartet allerdings auf den Spieler, da jeder Code nur einmal benutzt werden darf. Kommt es allerdings zum Absturz oder einem ähnlichen Malheur, kann man das Spiel innerhalb von 24 Stunden fortsetzen.

Zuerst probiere ich natürlich ein Spiel für die jüngste Altersgruppe aus. In der Kroko-Schule soll ich zuschauen und selbst ausprobieren, das sei die beste Art zu lernen. In einer Spielgeschichte wird der Spieler eingeführt. In der ersten Szene sind Tiere und deren richtige Nahrung zu suchen. Fuchs, Frosch, Eichhörnchen und ein Specht sind schnell gefunden und gefüttert. Dann sollen fehlende Holzbohlen in eine Brücke eingefügt werden, jedoch sind die Muster zu vielfältig, als dass schon dreijährige Knirpse dieses am Bildschirm erkennen und zuordnen können.

Bei sieben Code-Zettelchen rufe ich also gleich noch einmal ein Spiel in dieser Altergruppe auf: Super Spacys. Die Spacys fliegen in einem Flugzeug über eine Wiese, zu hohe Gegenstände wie eine Sonnenblume oder eine Vogelscheuche können per Mausklick überflogen werden. Doch oben ist eine Überlandleitung, dort angekommen sinkt das Flugzeug automatisch nach unten. Im Zweifelsfall muss mehrmals geklickt werden, um einen Gegenstand ganz sicher überfliegen zu können. Für 3-Jährige ist auch dieses Spiel nicht geeignet. Dann folgt ein Wolkenmemory mit ganz einfachen Figuren und schon ist auch dieses kleine Spielchen vorbei.

Bei den anderen Spielen für Kinder über sieben Jahre muss man sich wohl keine Gedanken machen. Sie stellen schon kleine Herausforderungen dar. Angesichts der Tatsache, dass man sonst mindestens 25 Euro für Kindersoftware ausgeben muss, bieten die Kinder-Internet-Überraschungsspiele also nette Beschäftigungen. Die angeblich pädagogischen Betreuer bei der Entwicklung der Spiele sollten freilich ihr Diplom zurückgeben. Beim Test stellte sich übrigens auch heraus, dass ein Code als ungültig gewertet wurde. Passiert das mit Kindern, ist eine Riesenenttäuschung vorprogrammiert.