Kino gegen Beziehungsprobleme?

Kuba: Embargo und kein Ende?

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Als 1961 die Hoffnung dahinschwand, dass der neue Präsident Kubas, Fidel Castro, ein demokratischer Reformer wäre, haben die USA ihre Beziehungen zu Kuba abgebrochen, und verurteilen es seither als Förderer des Terrorismus. Rund zehn Jahre später wurde der Versuch, ein Festival des kubanischen Films in New York zu veranstalten, schnell im Keim erstickt.

Die offiziellen Beziehungen zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten sind heute kaum besser. Aber die Bemühungen, auch jeden kulturellen Austausch zu unterdrücken, haben inzwischen nachgelassen. Im April war New York zum zweiten Mal Gastgeber des einwöchigen Havana Film Festivals, einem Ableger der gleichnamigen Festspiele, die das Kubanische Filminstitut seit 1979 jährlich in Kubas Hauptstadt veranstaltet. In New York waren letzte Woche 60 Beiträge aus Spanien, Lateinamerika und Kuba zu sehen, viele davon Vorjahres-Preisträger in Havanna.

1998 konnte Das Havana Film Festival Kubas bedeutendstes jährliches Kulturevent, Francis Ford Coppola, die Coen-Brüder, Terry Gilliam, Constantin Costa-Gavras und Ettore Scola bei sich als Gäste begrüßen und bei ihnen Begeisterung für den lateinamerikanischen Film wecken. Achtzehn Monate später feierte der Ableger des Festivals in New York seine Premiere.

Wir haben das diesjährige Festival darauf ausgerichtet, als Brücke zwischen der New Yorker und der lateinamerikanischen Filmgemeinschaft zu fungieren.

Festivaldirektor Kenneth Halsband

Unter den Filmbeiträgen finden sich offen Politische genauso wie beißend Komische. Garage Olimpo von Marco Bechis spielt zur Zeit der brutalen Militärdiktatur zwischen 1976 und 1982 in Argentinien, als Tausende von wirklichen oder angeblichen Regimekritikern von den staatlichen Sicherheitskräften gefangengenommen wurden und für immer verschwanden. "Garage Olimpo" ist der Name der damals geheimgehaltenen Folterkammer in Buenos Aires, die speziell für politische Flüchtlinge eingerichtet worden war. Waren die Häftlinge dort nicht mehr von Nutzen, wurden sie unter Drogen gesetzt, zusammengetrieben und über dem offenen Meer aus dem Flugzeug geworfen.

Anders als Hollywoodfilme beschäftigen sich lateinamerikanische Filme speziell mit sozialen und politischen Themen, oder attackieren die Mächte - die Regierung, die Klasse der Reichen, die Kirche, das Militär. Es sieht so aus, als wären die Lateinamerikaner politisch interessierter oder mutiger und auch weniger kommerziell orientiert als unsere Filmemacher.

John Hess, Autor und Experte lateinamerikanischer Kultur

Alejandro González Inárritus "Amores Perros" wird bereits mit Quentin Tarantinos "Pulp Fiction" verglichen. Der Oscar-nominierte Film, der in den Staaten einen Verleih gefunden hat und dort unter dem Titel Love's a Bitch (Das Leben ist eine Hure) läuft, erzählt farbenprächtig und ironisierend Episoden aus dem Leben von Kleingangstern in Mexico City. "Amores Perros" legt noch Vergleiche mit anderen Filmen nahe, treffender übersetzt wäre der Titel allerdings mit "Liebeshunde" - besagte Hunde spielen in allen Geschichten eine essenzielle Rolle

Embargo und kein Ende?

Beim SIRG-Meeting (Summit Implementation Review Group) im März, das die karibischen Handelsbeziehungen mit den Staaten zum Thema hatte, führten erneute Differenzen zum Ausschluss Kubas aus der FTAA (Free Trade Area of the Americas), die 2005 in Kraft treten soll.

Aber die amerikanische Politik denkt über ihre Beziehungen zu Kuba nach. Staatssekretär Colin Powell äußerte sich Donnerstag vergangener Woche in einer Anhörung vor dem Kongress in ungewöhnlicher Offenheit: Fidel Castro hat viel Gutes für seine Leute getan.

Das seit 40 Jahren währende Embargo gegenüber der Insel hat sich längst als ineffektiv erwiesen. Kuba, das sozusagen vor Floridas Türschwelle liegt, wäre mit seinen rund 11 Millionen Einwohnern durchaus ein interessanter Handelspartner für die USA.

Laut Experten stellt das mögliche Ende des US-Embargos aber nicht nur ein Ziel, sondern gleichzeitig auch eine Bedrohung dar. Während die kubanische Regierung ganz klar für eine Aufhebung ist, will sie doch gleichzeitig die Ablaufzeit dafür im Griff haben, um sich auf die Konsequenzen vorbereiten zu können.

Das Embargo dient als Puffer, der es ihnen erlaubt, sich zu integrieren und an die Geschwindigkeit anzupassen, die die Entwicklungen weltweit nehmen

Julia Sweig, Kuba-Expertin und Mitarbeiterin des außenpolitischen Rates

Anfang April reiste Kevin Costner nach Kuba, um sich dort mit Fidel Castro zu treffen. Im Gepäck hatte Costner seinen neuesten Film Thirteen Days bei dem er auch als Produzent fungiert. Der Film handelt von den kritischsten Tagen der Kubakrise, als die beiden Weltmächte, die UdSSR und die USA, 1962 kurz vor dem Ausbruch eines Atomkriegs standen. Castro hatte sich damals, nicht zuletzt wegen der ablehnenden Haltung der Amerikaner, mit der UdSSR verbündet und ihnen gestattet, ihre Raketen auf Kuba zu stationieren.

Jetzt, knapp 40 Jahre später, verhandelte der Amerikaner Costner mit dem kubanischen Präsidenten darüber, "Thirteen Days" auf Kuba in die Kinos zu bringen. Sowohl Castro, dem der Film nach eigenem Bekunden sehr gut gefällt, als auch die amerikanischen Filmemacher betrachten diesen Besuch als einen signifikanten Schritt nach vorne in den Beziehungen zwischen den USA und Kuba.