Königsweg Inflation?

Seite 3: Letzter Ausweg Inflation

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Als Königsweg bliebe daher lediglich die schleichende Enteignung aller Forderungen an den Staat. Dieser Weg trägt den Namen "Inflation" und ist nach dem momentanen Sachstand auch der wahrscheinlichste Ausweg aus der Schuldenproblematik.

Das Wort "Inflation" hat in Deutschland – und beinahe nur hier – jedoch einen bedrohlichen Beiklang. Denkt der Michel an Inflation, hat er gleich die Bilder von wertlosen Papierbanknoten mit neunstelligen Nennwerten im Kopf, wie es sie während der Hyperinflationen der 1920er Jahre gab. Das mag daran liegen, dass Deutschland außer der Hyperinflation der 1920er und einer kurzen Phase der moderaten Inflation in der Folge der Ölkrise der 1970er noch nie Phasen mit einer höheren Inflation hatte.

Da sind uns unsere Nachbarn voraus – nicht nur die südeuropäischen Länder, sondern auch Großbritannien und die USA kennen Phasen mit zweistelligen Inflationsraten nur all zu genau. Ohne die Inflation wären die USA und Großbritannien womöglich auch nie von ihrer Rekordverschuldung nach dem Zweiten Weltkrieg heruntergekommen – die USA hatten damals eine Staatsschuldenquote von 120%, Großbritannien sogar 180%. Nach einer Periode mit zeitweise zweistelligen Inflationsraten konnten sowohl Großbritannien als auch die USA ihre Schulden ziemlich schnell wieder in vertretbare Bereiche bringen. Die damalige Schuldenquote war dabei fast doppelt so hoch wie heute, warum sollte den Staaten dies also heute nicht mehr gelingen?

Bei einer moderaten Inflation ist eine "kalte Entschuldung" sogar bei einer stagnierenden oder sogar rückläufigen Wirtschaftsentwicklung möglich. Bei einer Inflation von 5% und einem stagnierenden Bruttoinlandsprodukt nimmt die relative Verschuldung ebenfalls um 5% ab, ohne dass auch nur ein Cent zurückgezahlt wurde, da die nominellen Steuereinnahmen ebenfalls durch die Inflation begünstigt werden, während der Schuldendienst gleich bleibt.

Zwar müsste der Staat für die Refinanzierung seiner Altschulden ebenfalls einen "Inflationsaufschlag" zahlen – der wäre aber nur auf dem freien Markt zu zahlen. Wenn der Staat sich jedoch übergangsweise über die Zentralbanken refinanzieren würde, könnte er die Märkte auf diese Art und Weise ausbremsen und sich elegant und legal entschulden.