Konzentrierter Spielspaß

Bit.Trip Beat

Drei herausragende Download-Games in der Kurzkritik

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Der Spieleherbst ist wie immer vollgepackt mit Triple-A-Titeln, mögen sie nun "Fable III", "Fallout: New Vegas" oder "Epic Mickey" heißen. Bei Neupreisen zwischen 50 und 70 Euro überlegt sich der eine oder andere Gamer, ob er sein Geld nicht lieber häppchenweise anlegen soll. Auf Download-Plattformen wie Steam, Xbox Live oder PSN tummeln sich jede Menge Independent-Titel, die oft nur ein bis zwei Stunden Spielzeit bieten, dafür aber auch nur einen Bruchteil der Triple-A-Games kosten – hier eine Auswahl.

Bit.Trip Beat

Das kalifornische Entwicklerstudio Gaijin Games hat sich mit seiner "Bit.Trip"-Reihe für Nintendo Wii einen Namen gemacht. Die bislang fünf Spiele zeichnet ein ansteckendes Gameplay, eine knallbunte Retro-Ästhetik und eingängige Chiptune-Soundtrack aus. "Bit.Trip Beat" (2009), der erste Titel der Serie, schaffte im September den Sprung auf iPhone und iPad – seit Anfang November ist er auch für PC und Mac erhältlich.

Bit.Trip Beat basiert auf dem guten alten Pong-Prinzip: Mit einem senkrechten Strich am linken Bildschirmrand versucht der Spieler, Blöcke abzuwehren, die im Takt der Musik herangeflogen kommen. Gesteuert wird wahlweise mit Keyboard, Controller oder Maus. Schon bald werden die Blöcke schneller, die Formationen komplexer, die Flugkurven unberechenbarer: Im besten Fall spielt man sich in einen trance-artigen Zustand, in dem man die erscheinenden Muster – ähnlich wie bei Rhythmus-Spielen à la Rock Band – antizipiert. Erfolgreiche Kombos belohnt "Bit.Trip Beat" mit farbenprächtigen Hintergründen und Pixel-Explosionen. Lässt man aber zu viele Blöcke passieren, wechselt die Grafik in den simplen Schwarz-Weiß-Stil von "Pong", aus dem man sich dann wieder befreien muss.

Bit.Trip Beat

Mit zunehmender Dauer steigt der Schwierigkeitsgrad merklich an, denn die überlangen Chiptune-Tracks erfordern zu jeder Sekunde volle Konzentration. "Bit.Trip Beat" kann ziemlich frustrierend sein, wenn man kurz vor Track-Ende noch einbricht. Die Motivation, es immer wieder zu versuchen, ist aber enorm, zumal schon nach kurzer Zeit deutliche Lerneffekte zu verzeichnen sind. Als Rausch aus Rhythmus und Farbe macht "Bit.Trip Beat" seinem Namen alle Ehre.

Nimbus

Das Indie-Jump'n'Run VVVVVV hat Anfang des Jahres gezeigt, wie exzessives Trial and Error ein ganzes Spiel konstituieren kann: Der tausendfache Tod der Spielfigur ist hier völlig normal. Nimbus (PC) folgt einem ähnlichen, wenn auch nicht ganz so exitus-lastigen Prinzip. Der Spieler steuert ein kleines, segelndes Flugobjekt, dem eine sehr wichtige Eigenschaft fehlt: Es hat keinen eigenen Antrieb. Um in den verschachtelten 2D-Levels voranzukommen, muss es sich seinen Schwung von anderen Objekten holen: Das können federnde Wände, Zirkuskanonen oder Förderbänder sein. Entscheidend ist, immer in der Luft zu bleiben, denn am Boden wartet der Neustart. Und den erlebt man im Laufe des Spiels doch recht häufig. Zu allem Überfluss sind die Level auch noch mit stacheligen Engpässen und Toren gespickt, zu denen man die Schlüssel erst finden muss.

Nimbus

Was "Nimbus" so reizvoll macht, ist die Kombination von Geschicklichkeitsprüfungen, Erkundung und Rätseln. Wie ein Segelflieger nutzt der Spieler jeden kleinsten Auftrieb, um voranzukommen. Die Steuerung per WASD-Tasten ist durchaus gewöhnungsbedürftig, weil sie immer aus der Sicht des Raumschiffs erfolgt: Fliegt man beispielsweise nach unten und lenkt mit der A-Taste nach links, dreht es sich auf dem Bildschirm nach rechts. Bei jedem Run läuft auch die Stoppuhr mit, eine Online-Rangliste erlaubt den Vergleich mit anderen Spielern. Einen hohen Wiederspielwert bietet "Nimbus" auch wegen der an entlegenen Orten versteckten Münzen, mit denen sich das Schiff nach und nach aufrüsten lässt. Die 50 Level von "Nimbus" könnten einen Tick abwechslungsreicher sein, die knallbunte Grafik und der Elektro-Soundtrack machen aber richtig Spaß.

Nimbus

Radiangames Inferno

Gauntlet, das Atari 1985 herausbrachte, war nicht nur der erste echte dungeon crawl für Arcade-Automaten. Es war auch das erste Game, bei dem bis zu vier Spieler gleichzeitig miteinander gegen Monsterhorden antreten konnten. Inferno ist so etwas wie die 2010er-Version von "Gauntlet": Zauberer, Magier und Bogenschütze sind neonfarbenen Raumschiffen gewichen, die zu pumpender Techno-Musik mit Lasern auf Geschütztürme und Quallenwesen ballern.

Inferno

Entwickler Radiangames hat bereits zwei ähnlich auf Hochglanz polierte Titel für Xbox Live vorlegt: JoyJoy war ein Shoot 'em up, Crossfire eine Variation von Space Invaders. "Inferno" mischt nun Shoot 'em up mit Rollenspielelementen – das Ergebnis kann sich sehen lassen, auch wenn es auf jegliche Hintergrundgeschichte verzichtet.

Inferno

In den 30 Labyrinthen geht es schlicht und ergreifend darum, den Ausgang zu erreichen. Die einzelnen Level-Segmente sind durch Tore voneinander getrennt, deren Schlüssel es zu finden gilt. Mit den Geldmünzen, die der Spieler unterwegs aufsammelt, kann er sich Upgrades für das Raumschiff kaufen. Im Shop gibt es neben Hilfsdrohnen, Bomben, Lenkraketen und Schlüsseln auch Schutzschildverstärker und Geschwindigkeits-Boosts. Angesichts riesiger Quallenschwärme und robuster Bossgegner erweisen sich diese Verbesserungen auch als unverzichtbar. Bei Konfrontationen muss man sich zwischen Schutzschild und Laserwaffe entscheiden – beides zugleich geht nicht. Der Koop-Modus eröffnet strategische Möglichkeiten: So kann ein Spieler mit Schutzschild das gegnerische Feuer auf sich ziehen, während seine Mitspieler einen Flankenangriff starten. "Inferno" bietet rund zwei Stunden erstklassige Unterhaltung und ist bei einem Preis von 80 Microsoft-Points (1 Euro) ein echtes Schnäppchen.

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