Kraftwerk im Weltraum

Japan will einen Satellitengiganten zur Gewinnung von Solarenergie entwickeln

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Japan, bislang in der Weltraumtechnik noch hintendran, hat große Pläne. Bis 2040 soll, wie das japanische Wirtschaftsministerium (METI) angekündigt hat, eine gigantische Solarenergieanlage in den Orbit gebracht werden. Gestartet wird die Forschung bereits dieses Jahr. Entwickelt werden soll ein Satellit zur Energieerzeugung durch Solarstrom ein Gigant im Weltraum.

Verantwortlich für das Projekt ist die für Flugzeuge, Waffen und Raumfahrtindustrie zuständige Abteilung des Wirtschaftsministeriums. Den Sinn des Ganzen erklärt Osamu Takenouchi, der Leiter der Abteilung: "Auf der Erde absorbieren Wolken das Sonnenlicht und vermindern so die Stromerzeugung. Aber im Weltraum können wir Strom sogar in der Nacht erzeugen."

Die Vision ist, einen Satelliten mit 20000 Tonnen und zwei riesigen Sonnensegeln für die Erzeugung des Solarstroms in eine geostationäre Umlaufbahn auf einer Höhe von 36000 Kilometern zu bringen. Die beiden jeweils drei Kilometer langen und einen Kilometer breiten Sonnensegel werden durch eine Antenne zur Energieübertragung verbunden und sollen insgesamt eine Million Kilowatt pro Sekunde liefern, also soviel wie ein Kernkraftwerk.

In Form von Mikrowellen mit einer niedrigeren Frequenz wie die von Mobiltelefonen soll aus diesem Himmelskraftwerk über Japan die Energie zur Erde gesendet werden. "Wir wollen sicherstellen, dass die Mikrowellen nicht die Mobiltelefone und andere Kommunikationsverbindungen stören", versichert Takenouchi. Sollte dies jemals realisiert werden, so kämen sicherlich angesichts solcher Strahlenmengen Befürchtungen vor möglichen Gesundheitsschäden in der Bevölkerung auf. Auf der Erde würden die Wellen durch ebenso riesige Schirme, die einige Kilometer Durchmesser haben, aufgefangen, um schließlich in normalen Kabeln an die Verbraucher geliefert zu werden. Die Schirme, so die Vorstellung der japanischen Visionäre, könne man irgendwo in einer Wüste oder auf dem Meer unterbringen.

Die Kosten für dieses futuristische Projekt würde auf dem heutigen Stand um die 17 Milliarden US-Dollar betragen. Und der Strom aus dem Weltall würde zweieinhalb Mal soviel kosten wie der von einem herkömmlichen Kraftwerk, was die Realisierungschancen nicht gerade vergrößern wird.

Allerdings wäre die Gewinnung von Solarstrom aus dem Weltall vielleicht eine Möglichkeit, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren und damit einen Beitrag zur Senkung der Klimaerwärmung zu liefern. Das Weltallkraftwerk soll denn auch sicherer sein als etwa Atomkraftwerke, aber die Vorstellung, dass die 20000 Tonnen aufgrund einer Panne abstürzen könnten, werden manche auch nicht gerade beruhigend finden. Möglicherweise wäre es bis 2040 tatsächlich möglich, einen Satelliten mit diesem Gewicht in die Umlaufbahn zu bringen. Allerdings ist in Japan bislang die Weltraumtechnik noch nicht sehr ausgereift. Bislang wurden von der japanischen Weltraumbehörde NASDA an die 30 Raketen gestartet. Die als Konkurrenz zur europäischen Ariane entwickelte H-2 verlor 1998 einen Satelliten, letzten November musste eine H-2 mitsamt Satelliten ferngesteuert zerstört werden, weil sie falsch gestartet war.

Ein japanisches Konsortium plant die Herstellung einer wiederverwendbare Weltraumfähre namens Kankoh-maru, deren Produktionskosten auf über 600 Millionen Dollar veranschlagt ist. Bis 2004 will das Konsortium, zu dem unter anderem Mitsubishi, Fujitsu, Sharp oder Nissan zählen, einen Prototyp fertig gestellt haben. Insgesamt sollen 52 dieser Weltraumfähren bis zum Jahr 2015 hergestellt werden. Bis dahin sollen auch über 1000 Testflüge durchgeführt worden sein. Die Weltraumfähren sind für 50 Passagiere geplant, die alle aus einer runden Kabine den besten Blick haben sollen. Und der japanische Konzern Shimizu hat sich bereits Gedanken über mögliche Weltraumhotels gemacht, in denen man die Touristen unterbringen könnte.