Krieg ist gut fürs Geschäft

Der Konzern Halliburton, dessen Direktor Vizepräsident Cheney bis zu seinem jetzigen Amt war, verdiente gut am Afghanistan- und Irak-Krieg

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Wer die Politik der US-Regierung kritisiert, der ist für die angeblichen Verfechter von Freiheit und Demokratie unten durch. Dass die Kriegs-Neinsager zumindest unter ihrer Haltung noch zu leiden haben könnten, solange die Bush-Regierung im Amt ist, hatte gerade wieder Robert Zoellick, der Handelsbeauftragte des Weißen Hauses, gesagt. Dafür kann es denjenigen gut gehen, die dem Weißen Haus möglichst nahe stehen. Das ist etwa der Fall beim Konzern Halliburton, dem u.a. weltweit zweitgrößten Anbieter von Dienstleistungen für die Erdölförderung, der aber auch sonst in vielen Bereichen tätig ist. Das ist auch der Konzern, bei dem Vizepräsident Dick Cheney vor seinem jetzigen Regierungsamt als Präsident tätig war und dabei schon einmal zum reichsten Regierungsmitglied geworden ist (Bush-Cheney Inc..

Vizepräsident Cheney am 17. März bei den US-Truppen in Katar

Für das erste Quartal dieses Jahres meldete Halliburton noch bessere Geschäfte als bislang. Der Umsatz hat sich fast verdoppelt. Dazu hat nicht nur die gestiegene Erölförderung in Nordamerika beigetragen, sondern förderlich waren auch die vielen Geschäfte mit dem Pentagon - unter anderem im Irak.

Dabei ist der Vertrag zum Löschen von brennenden Erdölquellen, der allgemein bekannt wurde, nur ein kleiner Fisch. Nachdem dann doch einmal Kritik lauter geworden ist, als das Entwicklungsministerium USAID ohne Ausschreibung unter fünf Unternehmen auch Halliburton auswählte, um für Hunderte von Millionen von US-Dollar die Infrastruktur des eroberten Landes wieder aufzubauen (Die Gewinner des Krieges), wurde der Auftrag sicherheitshalber nicht dem Cheney-Konzern gegeben. Das sah ganz so aus, als würde man versuchen wollen, jede Amigo-Verbindung zwischen Regierung und Wirtschaft im Rahmen des irakischen Wiederaufbaus zu trennen.

Das anscheinend verlorene Geschäft schmerzte den Konzern aber sicherlich nicht sehr stark, denn stillschweigend hatte er sich mit der Bekämpfung der brennenden Erölquellen auch unter Umgehung einer Ausschreibung die Inspektion und Reparatur aller Erölquellen im Irak gesichert. Nach einem Brief von Army Corps of Engineers an den demokratischen Abgeordneten Henry Waxman könnte aber auch schon dieser unscheinbare Vertrag sieben Milliarden Dollar wert sein (Doch ein bisschen Öl für Blut?).

Halliburton verdiente allerdings bereits an den Kriegsvorbereitungen gutes Geld, da der Konzern 2001 für die Dauer von 10 Jahren zum logistischen Alleinversorger der amerikanischen Armee geworden ist. Das Erstaunliche an diesem Vertrag war, dass es keine Begrenzung nach oben für die dadurch entstehenden Ausgaben gibt: eine verlässliche Geldquelle also, die sprudelt, auch wenn man Mist macht oder viel mehr verlangt als Konkurrenten (was Halliburton bereits eine Untersuchung wegen der US-Stützpunkte in Bosnien einbrachte). Und sie sprudelt schon länger, denn auch im Afghanistan-Krieg verdiente bereits Halliburton-Ableger Kellog Brown & Root Engineering & Construction (KBR) an der Errichtung und der Versorgung neuer Stützpunkte in und um Afghanistan. Gut fürs Geschäft war auch das Gefangenenlager in Guantanamo, das KBR teilweise errichtete. Auch für den Bau von Camp Arifjan in Kuwait war man zuhanden.

Insgesamt hat KBR mit 35 Projekten in Afghanistan und dem Irak nach Informationen von MSNBC schon 518 Millionen Dollar umgesetzt. Allein im Rahmen von Operation Iraqi Freedom hatte die US-Armee an KBR 425 Millionen Dollar gezahlt oder dafür Aufträge vergeben. Das macht den von Cheney und Co. schon lange geplanten Irak-Krieg aus der Perspektive von Halliburton natürlich wesentlich lukrativer als den Afghanistan-Krieg, der nur den Auftakt zum Krieg gegen den Terrorismus bildete. Der ist mit dem Sieg über den Irak, wie US-Präsident Bush eben in seiner Rede in passender Kulisse auf einem Flugzeugträger der Welt bekannt gab, noch keineswegs zu Ende.

Die Armee rechtfertigt ihren Geldsegen für Halliburton dadurch, dass besonders in Kriegszeiten einfach keine Zeit vorhanden sei, jeden Auftrag über eine Ausschreibung zu vergeben. Man brauche eine verlässliche Firma, die sofort 24 Stunden am Tag die Kleidung der Soldaten waschen, ihre Malzeiten liefern, ihre Unterkünfte errichten oder andere Dienste erfüllen könne. Bei der langen Vorbereitungszeit für den Irak-Krieg hätte man vermutlich schon einige Angebote einholen können. Allgemein verdient Halliburton an jedem neuen "Footprint" der Armee in der Welt, also auch an jedem Krieg.

Natürlich hat Cheney offiziell mit den Geschäften seiner alten Firma nichts zu tun. "Der Vizepräsident ist nicht an der Vergabe irgendeines Vertrages durch Verteidigungsministerium oder eine andere Behörde der Regierung beteiligt gewesen und hat keine Gespräche in Bezug auf die in Frage stehenden Verträge mit Angehörigen des Verteidigungsministeriums oder Angestellten von Halliburton geführt", erklärte das Büro von Cheney letzten Freitag. Halliburton selbst meinte, es sei eine Beleidigung des Vizepräsidenten, ihm zu unterstellen, er habe seine Finger mit ihm Spiel gehabt.

Das kann und wird wahrscheinlich auch stimmen. Die Beteiligung von Cheney an den Geschäften ist auch gar nicht notwendig. Schließlich war Cheney seinerzeit schon einmal Verteidigungsminister unter Bush sen. und hat damit Irak-Erfahrung, bevor er zu Halliburton ging und dort Direktor wurde. Schon dadurch blühte Halliburton über sich mehrende Verträge mit dem Pentagon auf - und auch das Bankkonto von Cheney, dessen Vermögen auf etwa 100 Millionen Dollar geschätzt wird. Als Cheney schließlich 1995 Direktor von Halliburton wurde, verdiente KBR jährlich 350 Millionen Dollar, vier Jahre später bereits 650 Millionen Dollar über das Pentagon. 1999 konnte ein weiterer 5-Jahres-Vertrag in Höhe von 730 Millionen für Versorgungsleistungen in Bosnien und im Kosovo abgeschlossen werden.

Man kennt sich, Geschäfte werden informell gemacht, es schadet auch nichts, wenn zwischen dem Pentagon und Halliburton Verträge geschlossen werden, denn die Regierung wird mit ihrem Vizepräsidenten Cheney dem wohlwollend zusehen. Wenn Wahlen kommen, brauchen Politiker Geld, und es gibt eine Zeit nach der Politik, wo dann wieder neue lukrative Posten auf gute Politiker warten, die zudem Geschäftsverbindungen mitbringen. Die Bekanntschaft mit dem jetzigen Verteidigungsminister Rumsfeld reicht übrigens schon weit zurück. Rumsfeld als Chef des Office of Economic Oppurtunity (OEO) stellte Cheney schon im Jahr 1968 ein. Auch als Rumsfeld 1975 Pentagon-Chef wurde, holte er wieder den dann 32-jährigen Cheney, um seinen Platz im Weißen Haus als Personalchef unter Präsident Ford zu übernehmen.

MSNBC zitiert einige kritische Stimmen, wie beispielsweise Charles Lewis vom Center for Public Integrity, der den Fall so kommentierte: "Wir haben wirklich eine sehr, sehr kleine Bruderbande, die fette Verträge erhalten, und Halliburton ist eine dieser Firmen."