Kurdische Großoffensive im Nordirak

Während die Peschmerga in der Nähe von Mosul und Kirkuk Dörfer zurückerobern, rückt der IS in Kobanê weiter vor

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Heute Morgen haben kurdische Peschmerga im Nordirak eine Großoffensive gegen die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) gestartet. Dabei rückt die kurdische Regionalarmee an drei Fronten gegen die Kalifatskämpfer vor: An der Grenze zu Syrien, nordwestlich der Millionenstadt Mosul und 25 Kilometer südlich der Ölstadt Kirkuk. Dem irakischen Fernsehsender al-Sumaria zufolge werden die kurdischen Kämpfer dabei von der irakischen Luftwaffe unterstützt.

Nach Angaben der kurdischen Regionalregierung konnten die Peschmerga im Zuge der Offensive bislang zwölf Dörfer befreien: Zehn in der Provinz Niniveh und weitere zwei in der Provinz Kirkuk. Ob dabei einige der 50 Panzerfäuste, die Deutschland am Donnerstag lieferte, zum Einsatz kamen, ist nicht bekannt. Dafür spricht, dass die Kurden panzerbrechende Waffen benötigen, um gegen die Panzer der IS eine Chance zu haben - dagegen, dass die Ausbildung der Peschmerga an diesen Waffen erst gestern begann. Gut möglich ist allerdings, dass neue Waffen aus anderen Ländern zu Einsatz kamen: Neben Deutschland hatten sich unter anderem Kanada, Dänemark und Kroatien zu solchen Lieferungen bereit erklärt.

Panzerfaust 3. Davon soll die Bundeswehr 200 Stück an die Peschmerga liefern. Foto: Sonaz. Lizenz: CC BY-SA 3.0.

Im syrischen Kurdenkanton Kobanê rückt dagegen der IS weiter auf die Stadt Ain al-Arab vor und steht nun nur mehr drei bis sieben Kilometer vor ihren Grenzen: Wie viele Menschen sich aktuell in der Ortschaft aufhalten, ist nicht bekannt. Nach der Flucht einer sechsstelligen Zahl von Kurden und Christen in die Türkei kehrten viele Männer im waffenfähigen Alter zurück, nachdem sie ihre Frauen und Kinder in Sicherheit gebracht hatten. Einige jüngere Kurdinnen kämpfen in eigenen YPG-Fraueneinheiten, die angeblich den psychologischen Vorteil haben, dass manche Salafisten befürchten, ihnen bliebe das Paradies verwehrt, wenn sie von einer Frau getötet werden.

Eine andere weibliche Soldatin, die Kampfpilotin Mariam al-Mansouri, wurde einem Bericht der Daily Mail nach von ihrer Sippe verstoßen, nachdem sie als Aushängeschild der Teilnahme der Vereinigten Arabischen Emirate an den Bombardements der von den USA angeführten Allianz gegen den IS diente. Ihre Verwandten sind diesem Bericht nach der Meinung, beim IS handle es sich um "sunnitische Helden", auf die man stolz sein solle, anstatt sie zu bekämpfen.

Die "sunnitischen Helden", deren Markenzeichen die langsame Enthauptung mit Messern ist, haben derweil eine neues Propagandavideo veröffentlicht. Darin muss die britische Geisel John Cantlie einen Text aufsagen, in dem es heißt, dass man die al-Bagdadi-Bande mit Luftangriffen nicht besiegen könne und dass sie sich schon darauf freue, die konkurrierende Rebellengruppen gelieferten Waffen in die Hände zu bekommen.

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