Let's Party!

Die erste europäische Pink-Slip-Party, ein Recruiting Event nach amerikanischem Muster, steigt heute in Wien

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Wer früher seinen Job verlor, war meistens deprimiert. Ganz anders heute in Zeiten der New Economy. Da heißt die Devise neuerdings: "Let's Party!" Pink Slip - Recruiting Events sind seit den Massenentlassungen im Zuge der Dot-com-Pleiten der letzte Schrei in den USA. Jetzt findet erstmals auch im deutschsprachigen Raum eine derartige Veranstaltung statt. Unter dem Motto: "Steck dir den Pink Slip an den Anzug und deinen alten Job an den Hut", laden eine Wiener Internetfirma und eine Jobbörse in Kooperation mit Branchenriesen wie Microsoft und IBM die Wiener IT-Szene zum Cocktail-Schlürfen bei gleichzeitig zwanglosem Plaudern mit potenziellen neuen Arbeitgebern.

In Amerika erfreuen sich die Parties wachsender Beliebtheit. Trudelten bei der ersten Veranstaltung vergangenen Juli in einem Manhattaner Pub gerade mal 30 Leute ein, so kämen heute bereits zweihundert zu dem monatlichen Event, berichtete Allison Hemming, Eventorganisatorin und Präsidentin der Consulting Firma Hired Guns. "Du kannst anhand der Rückmeldungen von unseren E-Invitation sagen, welche Firmen gerade Pink Slips verschicken", zeigt sich Hemming bestens informiert über die Branche. Pink Slips, das sind die in den Staaten üblichen rosaroten Kündigungsschreiben, die in letzter Zeit geradezu inflationär auf die Tische der Dot.Commers flatterten. "Gestern warst du noch eine Million Dollar am Papier wert. Heute kalkulierst du wie viel du an Arbeitslose bekommen kannst", schreibt Wired treffend. Bei den Parties werden dann sagenhaft billige Cocktails geschlürft und unterhält man sich mit Jobsuchenden von anderen Unternehmen.

Obwohl die Stimmung optimistisch ist, hätten die Dot-Commers doch inzwischen ihre Unschuld verloren, berichtet Wired vom Lokalaugenschein. "Ich plante, mich mit 30 zur Ruhe zu setzen. Aber das ist wohl verdammt hart, wenn du arbeitslos bist", wird ein 23jähriger Webdesigner über seine zerplatzen Dot.com-Träume zitiert. Tja, aber das Leben geht weiter und so werden die nächsten Monate sicher noch viele gesponserte Drinks auf Pink-Slip-Parties geschlürft - entweder bis sich die Branche konsolidiert hat oder bis es keine Sponsoren mehr gibt und die Dot.Commers ihren Beruf wechseln müssen.

In Österreich sieht die Sache noch ein wenig anders aus. Hier haben die IT-Fachkräfte ihre Jobs noch und gelten trotz vereinzelter Pleiten als heiß begehrte Ware, weshalb die Pink-Slip-Party gleich mal in den Geruch kam, eine Abwerbeveranstaltung zu sein. Dazu Veranstalter, A.I.T.-Geschäftsführer Wolfgang Bleim: "Nach anfänglichen Proteststürmen von Human Ressource Managern erregen wir nun doch große Aufmerksamkeit in der IT-Branche." Immerhin haben sich bereits 300 Personen definitiv angemeldet. Event-Organisatorin Natasch Rubia rechnet allerdings mit mindestens 600 Partygästen. "Es kamen viele Anfragen, ob man auch ohne Anmeldung Einlass findet - nicht jeder will sich als Jobsuchender outen." Sich mal vorsorglich umzuhören, ist ja auch nicht schlecht. - Prost!