Little Shop Of Horrors II

Stephen Kings E-Tale steht kurz vor Break-Even

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Eine Woche nachdem Stephen King gemäß dem (unausgesprochenen) Prinzip "Vertrauen ist gut, Erpressung ist besser" die ersten beiden Kapitel seiner Geschichte "The Plant"(Little Shop of Horrors) ins Netz gestellt hat, sieht es ganz so aus, als würde seine Rechnung aufgehen.

"If you pay the story rolls. If you don't the story folds" heißt das Motto auf stephenking.com

Mr. King spricht auf seiner Website von 152.132 Downloads in den ersten sieben Tagen. Für jeden Download des ersten Kapitels hatte er einen Dollar verlangt. Wenn weniger als 75 Prozent zahlen würden, drohte er, werde er an "The Plant" nicht weiter schreiben. 116.200 haben bezahlt oder zumindest versprochen, es zu tun..93.200 haben nach Angaben von Amazon.com, das für King den Geldeinsammler spielt, bereits ihre Kreditkarte belastet.

"Der schlimmste Albtraum der Verleger" wollte Mr. King werden und natürlich gibt es in Verlegerkreisen Gegrummel und mancher hat sicher eine kleine Stephen Puppe in seiner Voodoo Ecke. Doch Kings Parolen eine Lanze für arme Autoren und direkte Interaktion brechen zu wollen, ist nicht mehr als gute PR. Wer außer Stephen King hat so viele und fanatische Fans, dass er mit einer solchen Aktion Erfolg hätte? Mehr als eine Handvoll Verleger-Albträume würde nicht zusammenkommen, etwa so viele wie die Lektüre eines Romans von King oder Kollegin Pilcher ohnehin verursacht..

Der Jubel im Feuilleton, King habe eine Büchse der Pandora geöffnet, beruht darauf, dass das Prinzip Aktion und Reaktion den Kaufvertrag der klassischen Marktwirtschaft aushebelt. "Buck an episode", das ist von halbwegs schöner Einfachheit; es erinnert ein wenig an Jahrmarktskünstler, die ihre Hüte herum gehen lassen. Und das verdient der Fortsetzungschreiber: Nach eigenen Angaben hat er in "The Plant" 124.150 Dollar investiert, zwei Werbeanzeigen in Publishers Weekly und USA Today inbegriffen. Mit 116.000 versprochenen Zahlungen schreibt King nach den ersten sieben Tagen schon fast schwarze Zahlen. Wenn der Albtraum auf Beinen nicht schlappmacht, wird der Autor - so schätzt er zumindest - nach zehn oder elf Kapiteln 1.673.452 Downloads verzeichnen können.

Das zweite und dritte Kapitel wird am 21. August und am 25.September im Netz stehen.