MS804: Feuer an Bord?

ACARS meldete angeblich kurz vor dem Verschwinden des Egypt-Air-Flugzeugs vom Radar Rauch aus einer Toilette

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Dem Fachportal Aviation Herald zufolge meldete das Aircraft Communications Addressing and Reporting System (ACARS) aus dem am Donnerstag abgestürzten Airbus 320 vor dem Verschwinden des Egypt-Air-Flugzeugs erst Rauch aus einer Toilette und kurz darauf aus der Bordelektronik. Diese Information will das Magazin aus drei unabhängigen aber anonymen Quellen bezogen haben.

Dem Wall Street Journal nach, das sich auf einen eigenen Informanten beruft, soll der Rauch aus einer Toilette im vorderen Teil des Flugzeugs und aus einem Bereich unterhalb des Cockpits gemeldet worden sein. Dem Informanten dieser Zeitung zufolge gab es darüber hinaus eine Meldung zu einem möglichen Problem mit dem Flugkontrollsystem. Das ägyptische Luftfahrtministerium bestätigte diese Berichte bislang nicht, will sie aber auch nicht dementieren. Offiziell werden sie gerade überprüft.

Inzwischen sollen etwa 300 Kilometer vor der Hafenstadt Alexandria gelegenen Absturzstelle neben Wracktrümmern und Gepäck auch Teile von Leichen gefunden worden sein. Die beiden Flugschreiber, die weitere Auskunft über den Hergang des Vorfalls geben könnten, hat man bislang jedoch noch nicht geborgen.

Suche nach Trümmern und Leichen

Sollte der aus der Toilette gemeldete Rauch nicht nur die Ursache des Absturzes, sondern auch absichtlich herbei geführt gewesen sein, dann stellt das die Flugsicherheit möglicherweise vor neue Probleme: In den 1970er Jahren konnte sie sich noch auf Schusswaffen konzentrieren. Dann folgten Sprengstoff im Gepäck und nach 9/11 auch Gegenstände, die man als Stich- oder Schnittwaffen benutzen könnte.

Nun wird man Passagiere möglicherweise auch auf Substanzen untersuchen, mit denen sich zwar keine Explosionen, aber Brände herbeiführen lassen. Brände, bei denen möglicherweise sehr schnell Gase entwickelt werden, die betäuben, bevor sie Gegenmaßnahmen zulassen. Dass Fliegen dadurch schneller, billiger und komfortabler wird, ist kaum zu erwarten.

Sollte ein Brand mit dem Ziel eines Terroranschlags ausgelöst worden sein, stellt sich allerdings weiterhin die Frage, warum es bislang keine Bekennerbotschaft gibt - anders als beim Sinai-Absturz im Oktober, wo sich das IS-Kalifat sofort zu dem Anschlag bekannte, auch wenn man ihm anfangs wegen fehlender Tatdetails nicht überall glaubte. Eine Möglichkeit wäre, dass der IS seine Strategie geändert hat und glaubt, ohne Bekennerbotschaften für noch mehr Unsicherheit sorgen zu können als mit.

Eine andere Möglichkeit wäre, dass der Anschlag durch eine Gruppe verübt wurde, die nicht zum IS gehört - zum Beispiel von al-Qaida oder von den Moslembrüdern. Letztere könnten zum Beispiel glauben, mit bekennerlosen Anschlägen die ihnen verhasste ägyptische Staatsführung zu destabilisieren, ohne ihre Gönner in den islamistischen Ölscheichtümern im Westen zu sehr zu diskreditieren und ohne sich weiter für die Teilnahme an neuen Regierungen in Libyen und Syrien zu disqualifizieren.

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