Masernepidemie im Kongo

Masern-Schutzimpfung in Muganga. Foto: Julien Harneis. Lizenz: CC BY-SA 2.0

WHO meldet über 6.000 Tote

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Die Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge sind an der aktuellen Masern-Epidemie im ehemals belgischen Kongo inzwischen über 6.000 Menschen gestorben - über doppelt so viel wie an der Ebola-Epidemie, die dort bislang 2.230 Todesopfer forderte. Außerdem gilt die Masern-Epidemie im Kongo der WHO nun als diejenige, die sich weltweit am raschesten ausbreitet. Seit Juni 2019 wurden 310.000 Ansteckungsfälle aus allen 26 Provinzen des Landes gemeldet.

Um die Ausbreitung einzudämmen, hat die WHO im September ein Notfall-Impfprogramm gestartet, für das sie nach eigenen Angaben nun zusätzliche 40 Millionen Dollar benötigt. Allerdings ist die Fortführung und Ausweitung des Programms nicht alleine eine Frage des Geldes: Der Kongo ist nämlich ein gescheiterter Staat, in dem es für Ärzte und Krankenschwestern nicht überall sicher ist:

Im Norden verüben die Islamisten von Madinat al-Tawhid wal Muwahedeen Anschläge (vgl. IS breitet sich in Afrika aus), im Osten führen Hutu- und Tutsi-Milizen Konflikte aus Ruanda und Burundi weiter (vgl. Machen sich deutsche Politiker der "psychischen Beihilfe" schuldig, wenn sie die YPG oder die Opposition in Venezuela loben?) und im Süden sorgen Luba-Revitalisierungsbewegungen für Chaos (vgl. Luba-Rebellen glauben an Unbesiegbarkeitszauber durch Bluttrinken und Kongo: Pygmäen gegen Bantu).

Weltweiter Anstieg

Der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge steigt die Zahl der Maserninfektionen, die seit der Entwicklung eines Impfstoff 1963 auf dem Rückzug war, seit drei Jahren wieder an. Nicht nur in gescheiterten Staaten wie dem Kongo, sondern auch in Wohlfahrtsnationen wie dem Vereinten Königreich (vgl. Prinzip "Stille Post" oder warum Diskussionen mit Impfgegnern sinnlos sind, Die unsichtbare Superdiktatur und Was Impfgegner wirklich überzeugt).

Besonders verheerend war eine Epidemie auf der Südseeinsel Samoa, die erst Ende des Jahres unter Kontrolle gebracht wurde. In absoluten Zahlen gemessen starben an ihr zwar nur 81 Menschen - aber relativ gesehen ist das ein größerer Anteil an der nur 200.000 Köpfe zählenden Einwohnerschaft als der, den die Masern im von 85 Millionen Menschen besiedelten Kongo bislang forderten.

Dass Infizierte die Masern nicht überleben, kommt zwar prozentual gesehen bei weitem nicht so häufig vor wie bei Creutzfeldt-Jakob (100 Prozent) oder Ebola (83 bis 90 Prozent), ist jedoch in absoluten Zahlen gemessen angesichts der ehemaligen Häufigkeit der sehr ansteckenden Krankheit auch nicht zu vernachlässigen: Bevor es die Schutzimpfung dafür gab, starben den Schätzungen der WHO nach jedes Jahr etwa zweieinhalb Millionen Menschen daran.

Das Masernvirus beeinträchtigt das menschliche Immunsystem außerdem über einen längeren Zeitabschnitt. Dadurch werden Masern immer wieder von anderen Infektionskrankheiten wie Gehirnentzündungen, Lungenentzündungen oder Mittelohrentzündungen begleitet. Besonders gefährlich werden solche Begleiterkrankungen, wenn Eltern nicht nur Impfgegner sind, sondern der wissenschaftlich fundierten Medizin so sehr misstrauen, dass sie auch bei der Behandlung dieser Krankheiten alternativen Heilvorstellungen anhängen (vgl. Gefährlicher Glaube).

Deutsche Impfpflicht gilt ab März

Aus Deutschland wurden dem Robert Koch-Institut zwischen Januar und November 2019 501 Masern-Ansteckungsfälle gemeldet - etwas weniger als die 528 von 2018. In den Jahren davor gab es zwischen 165 und 2.465 gemeldete Fälle jährlich. Der deutsche Bundesgesundheitsministers Jens Spahn hat deshalb im November eine mit bis zu 2.500 Euro Bußgeld bewehrte Masern-Impfpflicht für Kinder in Kindertagesstätten, das dortige Personal, Schüler, Lehrer, Ärzte, Schwestern, Pfleger und Asylbewerber in Gemeinschaftsunterkünften durchgesetzt (vgl. Bundestag beschließt Masern-Impfpflicht).

Diese Impfpflicht gilt für Kinder, die noch keine Kindertagesstätte oder Schule besuchen, ab dem 1. März 2020. Eltern, deren Kinder bereits in so einer Einrichtung aufgenommen wurden, können sich mit den Impfnachweisen bis maximal 31. Juli 2021 Zeit lassen. Mit der Kontrolle der Einhaltung dieser Impfpflicht hat Spahn die Gesundheitsämter beauftragt. Außerdem ermutigte er sie, zusammen mit den Krankenkassen wieder Reihenimpfungen anzubieten, mit deren Hilfe man im 20. Jahrhundert die Pocken ausrotten und die Kinderlähmung deutlich eindämmen konnte (vgl. Polio-Ausbruch in der Ukraine).

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