May God have mercy on us

Ein christlicher Verein kämpft gegen Schmutz auf der Kinoleinwand

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Moral ist, wenn man trotzdem lacht. Zum Lachen sind die Netzseiten eines christliches Vereins, der tagaus, tagein unter dem Titel "Christian Analysis of American Culture" gegen Schmutz auf der Kinoleinwand kämpft. Und die Ergebnisse seines Kampfes statistisch überaus penibel im Internet aufbereitet.

Auf der Seite dieses sogenannten "ChildCare Action Project" (CAP) erfährt der gepflegte Filmfreund nämlich genau das, was Kritiker sonst gern verschweigen. Beispielsweise dass man in dem im Sommer auch bei uns startenden Horrorstreifen Scream 3 folgendes zu sehen bekommt: "Rücksichtsloses Autofahren. Messerattacken, verschiedene sehr drastisch. Drohungen mit dem Messer. Bedrohliche Telefonanrufe. Blutausschütten über Opfer. Kämpfe. Schüsse. Eine Enthauptung ...." Und zu hören gibt es exakt 29-mal das "verwerflichste aller verwerflichen Wörter" (also: fuck) und 38-mal böse Schimpfwörter.

Kurzum: ein toller Film, der dann auch ganz zu Recht vom Kino-Schutzverein so eingestuft wurde: CAP Score: 10, CAP Influence Density: 2,78. Wobei auf der CAP-Scoreliste 100 Punkte bedeuten: absolut empfehlenswert, 0 Punkte dagegen: Werk des Teufels. Und der gefährliche Einfluss eines Films wird auf der Liste "Influence Density" gemessen. Doch genau umgekehrt, also je höher die Punktzahl desto gefährlicher. - Klingt vielleicht kompliziert, wird auf der Netzseite aber genau erläutert.

Spitzenreiter unter den teuflischen Hollywood-Produktionen ist derzeit übrigens South Park, ein Film, der nach Meinung der Sittenwächter, direkt aus dem Fegefeuer stammt. Kein Wunder, zu hören gibt's allein 131-mal das "verwerflichste aller verwerflichen Wörter" - und das auch noch aus Kindermund. Und das Schlimmste von allem: "And the kids in the audience loved it, almost as much as the adults with them. May God have mercy on us."

Aber selbst Oscar-Gewinner American Beauty ist nicht ohne - so registrierte der christliche Erbsenzähler unter anderem sogar einen Teenager in Unterwäsche. Wow! - Doch wer mit solch hohem moralischen Impetus gegen Schmuddelkram kämpft, der wird leider auch schnell das Opfer einer Veräppelung: Unter dem Titel Bad Movies! ist ein Briefwechsel zwischen Thomas A. Carder, dem CAP-Chef, und einem wegen des Disney-Streifens "König der Löwen" vermeintlich arg besorgten Lesers abgedruckt. Am Ende outet sich letzterer dann jedoch als "heidnische Lesbe", und Mister Carder fehlen tatsächlich zum ersten Mal in seinem Leben die Worte.