Medizin aus dem Euter

"Menschliche" Kuhmilch soll gegen Multiple Sklerose helfen

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Neuseelands staatseigenes Forschungsinstitut für Agrarerzeugnisse hat die Genehmigung der Regierung bekommen, Milchkühen ein künstliches menschliches Gen einzusetzen. Der Feldversuch wird einen Zeitraum von fünf Jahren umspannen. Ziel ist die Behandlung von multipler Sklerose.

Die Weideländer im Herzen des Nordens, eine Landschaft in der auch edelsten Rennpferde des Landes gezüchtet werden werden demnächst Heimat einer außergewöhnlichen Kuhfamilie. Phil L'Huillier und sein Team vom Ruakura Research Center der neuseeländischen Ag.Research werden transgene Zellen in die Eier der Kühe übertragen, Embryos kultivieren und diese dann Ersatzmüttern einpflanzen. Die Kälber werden Träger des synthetischen Gens und, wenn alles klappt, später in ihrer Milch menschliches basisches Myelinprotein (MBP) produzieren; es sind dann sozusagen vierbeinige biologische MBP-Fabriken.

"Dass Myelin wichtig für die Behandlung von Multipler Sklerose ist, das weiß man seit längerem, doch es war nicht leicht an das Zeug ranzukommen." sagt L'Huillier

Myelin ist der medizinische Fachausdruck für die fetthaltige Isolationshülle, welche viele der menschlichen Nerven spiralförmig umwickelt, vergleichbar mit dem Isolierband um ein Elektrokabel. Man spricht auch von der Myelin- oder Markscheide. Die Zellen, deren Ausstülpungen die "Myelinwickel" bilden werden Oligodendrozyten genannt, da sie in der Lage sind mehrere Segmente unterschiedlicher Axone einzuscheiden. Die Umhüllung ist für die störungsfreie Weiterleitung der elektrischen Impulse am Nerv entlang verantwortlich. Multiple Sklerose beschädigt die Nervenfaserisolierung auf willkürliche ungleichmäßige Art und verursacht ein breites Spektrum neurologischer Störungen.

Die Technik Medizin in der Milch mit zuliefern ist nicht ganz neu; Schafe und ihre Milch sind bei cystischer Fibrose bereits im Einsatz und Ziegenmilch wird in der US-Forschung als Medikamentenlieferant bei Hämophilie getestet.

Obwohl das Projekt der Ag Research sich auf einen streng abgeschlossenen Feldversuch beschränken will, wurde der Antrag auf Genehmigung kontrovers diskutiert. Die letztendliche Genehmigung durch die neuseeländische >HTTP>Environemntal Risk Management Authority::www.erma.govt.nz/ (ERMA) wurde nicht einstimmig gegeben. Die Ngati Wairere, ein Unterstamm der Tainui::www.tainui.net/ sind eine Maori Gruppe, deren Land nah der geplanten Weideplätze liegt. Sie haben versucht gegen das Projekt vorzugehen, denn es widerspricht in jeder Hinsicht den Glaubenssätzen der Maori in die genetischen Informationen, die genetische Visitenkarte von Lebewesen einzugreifen. Leatrice Welsh, Mitglied bei der ERMA und eng vertraut mit Maori Riten, stimmte in Vertretung der Nagati Wairere gegen das Projekt. Laut dem 1840, bei der Gründung Neuseelands aufgesetzten Treaty of Waitangi::www.govt.nz/aboutnz/treaty.php3 verpflichtet sich die neuseeländische Regierung Werte zu schützen die den Maori wichtig sind. Auf diese Vereinbarung berief sich die kleine Opposition: "Das Modifizieren von Genstrukturen ist eine schwere Verletzung der versprochenen 'active protection of taonga'" schrieb Welsh – ohne Erfolg. Die Mehrheit der Stimmberechtigten der ERMA war durchaus nicht der Ansicht, dass ihre Pflicht die Werte der Ureinwohner zu schützen sich auf das Reich des Geistigen ausdehnt. Die Mehrheit der Stimmberechtigten war dagegen der Ansicht, dass ihr Land es sich nicht leisten könne, abseits des wissenschaftlich-technologischen Mainstreams zu stehen. "Schon jetzt wirft diese Forschung Nutzen ab und es wäre ungünstig für Neuseeland, wenn es bei diesen wissenschaftlichen Bestrebungen nicht dabei wäre, vor allem im Bereich der Agrarerzeugnisse." so der Mehrheitsbeschluss. Neuseelands Grüne Partei::www.greens.org.nz/ hat sich dem Protest gegen die MPB-Kühe angeschlossen. Jeanette Fitzsimons::www.greens.org.nz/people/fitzsimons.htm